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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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gegen die Brust drückte. Dann sah der Flügelherr an Finn und Keiro vorbei. »Ist es wirklich möglich, dass es einen Gegenstand gibt,
der jedes Schloss öffnet?« Die Worte klangen undeutlich, aber Jormanrics Augen blickten wie gebannt. Finn spürte, wie Gildas hinter ihm ebenfalls von der Leiter stieg.
    Â»Ich denke schon. Er ist mir von Sapphique gesandt worden.« Der alte Mann versuchte, sich an Finn vorbeizudrängen, doch dieser packte ihn an seinem Gürtel und hielt ihn auf. Verärgert riss Gildas sich los und streckte einen knochigen Finger aus. »Hör mich an, Jormanric. Ich war dir jahrelang ein ausgezeichneter Ratgeber. Ich habe deine Wunden geheilt und versucht, in diesem Höllenloch, das du geschaffen hast, für etwas Ordnung zu sorgen. Aber ich komme und gehe, wann es mir passt, und meine Zeit mit dir ist jetzt vorüber.«
    Â»O ja«, sagte der große Mann grimmig. »Das stimmt wahrlich.«
    Die Comitatus grinsten sich untereinander an. Dann rückten sie näher. Finn fing Keiros Blick auf; gemeinsam schoben sie sich vor Gildas.
    Dieser verschränkte die Arme. Seine Stimme troff vor Verachtung: »Glaubst du vielleicht, ich habe Angst vor dir?«
    Â»Ja, das glaube ich, alter Mann. Unter all deinem aufgeblasenen Gehabe fürchtest du mich. Und du hast auch allen Grund dazu.« Jormanric rollte sich etwas Ket um die Zunge. »Du hast häufig genug hinter mir gestanden und bist Zeuge geworden, wenn ich Hände abgehackt oder Zungen gespalten habe, und du hast die Köpfe von genügend Männern auf Pfählen stecken sehen, um zu wissen, wozu ich imstande bin.« Er zuckte mit den Schultern. »Und deine Stimme geht mir in letzter Zeit gehörig auf die Nerven. Ich bin es leid, dass du mich belehrst und tadelst. Deshalb habe ich dir einen Vorschlag zu machen. Geh mir aus den Augen, ehe ich dir eigenhändig die Zunge rausschneide. Klettere diese Leiter hoch und schließe dich den Civitates an. Wir werden dich nicht vermissen.«

    Das stimmt nicht , dachte Finn. Die Hälfte der Comitatus verdankte Gildas Leben und Körperglieder. Nach viel zu vielen Kämpfen hatte er sie wieder zusammengeflickt und ihre Wunden genäht, und das wussten sie alle sehr genau.
    Gildas lachte bitter. »Und der Schlüssel?«
    Â»Ah.« Jormanrics Augen wurden schmal. »Der magische Schlüssel und der Sternenseher. Ich kann sie nicht gehen lassen. Niemand verlässt je aus freien Stücken die Comitatus.« Er drehte sich um und starrte Keiro an. »Finn wird sich noch als nützlich erweisen. Doch dir, Überläufer, wird nur eine einzige Flucht gelingen, und diese wird dich durch die Tore des Todes führen.«
    Keiro verzog keine Miene. Er stand aufrecht da, groß, wie er war, und sein schönes Gesicht errötete vor Zorn, den er jedoch unter Kontrolle zu haben schien. Allerdings bemerkte Finn, dass Keiros Hand, die das Schwert hielt, ganz leicht zitterte. »Ist das eine Herausforderung?«, knurrte er. »Denn wenn nicht, spreche ich hiermit eine aus.« Er ließ seinen Blick über alle Umstehenden schweifen. »Hier geht es nicht um einen wertlosen Kristall und auch nicht um einen Sapienten. Hier geht es um dich und mich, Flügelherr, und ich warte schon lange auf diesen Moment. Ich habe gesehen, wie du jeden zur Strecke gebracht hast, der eine Gefahr für dich darstellte, indem du ihn in einen Hinterhalt gelockt, ihn vergiftet oder seinen Eidbruder bestochen hast. Deine Bande ist nichts als ein Haufen Ketköpfe ohne eine einzige Gehirnzelle. Aber ich gehöre dir nicht. Ich nenne dich einen Feigling, Jormanric. Einen fetten Feigling, einen Mörder, einen Lügner. Einen, dessen Zeit abgelaufen und der am Ende ist. Einen, der alt ist.«
    Â 
    Schweigen.
    Im dunklen Schacht hallten die Worte, als ob das Gefängnis sie spöttisch ein ums andere Mal wiederholte. Finn umklammerte
seinen Schwertgriff so kräftig, dass seine Sehnen schmerzten; sein Herz hämmerte. Keiro war verrückt. Keiro hatte dafür gesorgt, dass keiner von ihnen mit dem Leben davonkommen würde . Der Große Arko blickte finster; die beiden Mädchen Lis und Ramill verfolgten die Szene begierig.
    Hinter ihnen sah Finn den Hundesklaven, der an seiner Kette näher gekrochen kam.
    Alle starrten Jormanric an.
    Dieser setzte sich sofort in Bewegung, zog ein breites, hässliches Messer und ein Schwert von seinem Rücken

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