Incarceron
und war mit einem Satz bei Keiro, noch ehe irgendjemand hätte schreien können.
Finn wich zurück; Keiros Schwert schnellte instinktiv in die Höhe, und ihre Klingen kreuzten sich.
Jormanrics Gesicht war rot vor Zorn, und das Blut pulsierte deutlich sichtbar durch die dicken Adern an seinem Hals. Er spuckte Keiro mitten ins Gesicht. »Du bist tot, Junge.« Und dann griff er richtig an.
Die Comitatus johlten voller Begeisterung; sie kreischten und umschlossen die Kämpfenden in einem festen Kreis, schüttelten ihre Waffen und stampften rhythmisch auf dem Boden auf. Sie liebten es, beim BlutvergieÃen zuzusehen, und die meisten von ihnen waren selbst schon einmal zur Zielscheibe von Keiros beiÃender Arroganz geworden. Jetzt wollten sie dabei sein, wenn er zurechtgestutzt wurde. Finn wurde rücksichtslos zur Seite gedrängt; er versuchte, sich eine Schneise freizuschlagen, aber Gildas zerrte ihn weg.
»Halt dich zurück.«
»Er wird getötet werden.«
»Wenn das der Fall sein sollte, wäre es kein Verlust.«
Â
Keiro kämpfte um sein Leben. Er war jung und bei Kräften, aber Jormanric war zweimal so schwer, ein erfahrener Kämpfer und ein Berserker, wenn ihn im Kampf die Raserei überkam  â was allerdings selten geschah. Er schlug mit dem Schwert nach Keiros Gesicht und nach seinen Armen und setzte mit raschen Messerstichen hinterher. Keiro taumelte rückwärts und stieà mit einem der Comitatus zusammen, der ihn ungerührt wieder zurück in den Kreis schubste; Keiro verlor das Gleichgewicht, strauchelte und ruderte mit den Armen. Jormanric hieb zu.
»Nein!«, schrie Finn.
Die Klinge schabte über Keiros Brust; mit einem Keuchen riss er sein Gesicht zur Seite. Blut spritzte in die Zuschauermenge.
Finn hielt sein eigenes Messer wurfbereit, aber er bekam keine Gelegenheit; die Kämpfer waren zu weit weg, und Keiro war so konzentriert, dass er keinen Blick zur Seite warf. Eine Hand schloss sich um Finns Arm, und Gildas murmelte ihm ins Ohr: »Zurück zum Schacht. Niemand wird es mitbekommen, wenn wir jetzt verschwinden.«
Finn war zu entsetzt, um etwas erwidern zu können. Stattdessen machte er sich mit einem Ruck los und versuchte, in die Mitte des Kreises zu gelangen. Aber ein groÃer Arm wurde ihm um den Hals geschlungen. »Keine Tricks, Bruder.« Arkos Atem stank nach Ket.
Verzweifelt sah Finn zu. Keiro konnte diesen Kampf nicht überleben. Er hatte bereits Wunden am Bein und am Handgelenk davongetragen, und auch wenn die Schnitte nicht tief waren, strömte doch das Blut ungehindert hervor. Jormanrics Augen glänzten, und er grinste so breit, dass seine vom Ket verschmierten Zähne freilagen. Sein Kampf war ein einziger Gewaltausbruch; er schlug ohne Furcht und ohne Besinnung zu. Funken stoben jedes Mal auf, wenn die Klingen aufeinandertrafen.
Atemlos schaffte es Keiro, einen kurzen Blick aus schreckerfüllten Augen zur Seite zu werfen: Finn kämpfte und trat um sich, um zu ihm zu gelangen. Jormanric brüllte, und es klang so wild, dass all seine Männer in Anfeuerungsrufe einstimmten; schlieÃlich machte er einen Schritt nach vorne und schwang sein Schwert wie eine Peitsche aus Stahl.
Und dann taumelte er.
Einen Moment, nur eine Sekunde lang, verlor er die Balance und stürzte zu Boden. Er fiel auf unerklärliche Weise mit einem gewaltigen Krachen, und seine Beine schnellten hinter ihm in die Luft. Sie hatten sich in einer Kette verfangen, die zwischen den FüÃen der Menge verlief und die um ein Paar verdreckte, in Lumpen gewickelte Hände geschlungen war.
Keiro sprang mit einem Satz auf ihn drauf. Dann lieà er einen gewaltigen Schlag, der Knochen brechen konnte, auf den gepanzerten Rücken des Flügelherrn donnern. Jormanric brüllte auf vor Zorn und Schmerz.
Mit einem Mal verstummten die Schreie der Comitatus.
Arko lieà Finn los.
Keiro war bleich vor Anspannung, aber er lieà nicht nach. Als sich der Flügelherr herumrollte, trat er ihm auf den linken Arm; ein unschönes Krachen war zu hören. Das Messer fiel auf den Boden. Jormanric rappelte sich hoch; kniend und mit hängendem Kopf hielt er sich stöhnend den zerschmetterten Arm und schwankte.
Aus dem Augenwinkel nahm Finn eine Bewegung in der Menge wahr. Das Hundewesen wurde hervorgezerrt. Finn zuckte zusammen, als er sah, wie der Sklave getreten und verflucht wurde, doch gerade als er ihn
Weitere Kostenlose Bücher