Incarceron
erreicht hatte, fiel einer der Angreifer zu Boden und krümmte sich nach einem Schlag von Gildasâ Stab. »Ich kümmere mich darum«, brüllte der Sapient. »Halte die beiden auf, ehe jemand stirbt.«
Finn wirbelte wieder zurück und sah gerade noch, wie Keiro Jormanric mit aller Kraft ins Gesicht trat.
Der Flügelherr umklammerte sein Schwert, doch der nächste harte Hieb auf den Kopf kostete ihn das Bewusstsein. Mit ausgestreckten Armen und Beinen lag er auf dem Boden, und um seinen Mund und seine Nase herum sammelte sich das Blut.
Es war still in der Menge.
Keiro legte den Kopf in den Nacken und lieà seinem Triumphgeschrei freien Lauf. Finn starrte ihn an. Sein Eidbruder war verändert. Seine Augen glänzten, seine Haare waren nass vom Schweià und klebten an der Kopfhaut, von seinen Händen tropfte Blut. Er wirkte gröÃer und strahlte eine geschmeidige, hoch konzentrierte Energie aus, die alle Müdigkeit vertrieben hatte. Der Blick, den er durch die Runde wandern lieÃ, war unstet und blind. Keiro erkannte niemanden, sah nichts und forderte ganz Incarceron heraus.
Dann drehte er sich bedächtig zurück, setzte die Spitze seiner Klinge auf die Ader in Jormanrics Hals und â¦
»Keiro!« Finns Stimme klang scharf. »Nicht!«
Keiros Kopf schnellte zu ihm herum. Einen Moment lang hatte es den Anschein, dass er Schwierigkeiten hatte zu begreifen, wer da gesprochen hatte. Dann rief er mit heiserer Stimme: »Er ist am Ende. Jetzt bin ich der Flügelherr.«
»Töte ihn nicht. Du willst doch dieses armselige, kleine Reich gar nicht.« Finn hielt seinem Blick furchtlos stand. »Dir lag noch nie etwas daran. Du willst nach auÃerhalb . Nichts anderes ist groà genug für uns.«
Ein warmer Luftzug fuhr wie als Antwort durch den Schacht. Einige Sekunden lang starrte Keiro erst Finn an, dann Jormanric. »Dies alles hier aufgeben?«
»Für mehr. Für alles.«
»Das ist viel verlangt, Bruder.« Keiro sah wieder zu Jormanric
hinab, dann hob er langsam die Schwertklinge. Krampfhaft schnappte der Flügelherr nach Luft. Plötzlich, mit einer einzigen, grausamen Bewegung, rammte Keiro die Klinge in die geöffnete Handfläche Jormanrics.
Der Flügelherr brüllte vor Schmerz und ruderte mit dem anderen Arm. Er war auf dem Boden festgenagelt und verkrampfte sich vor Schmerz und Zorn, doch Keiro hockte sich ungerührt neben ihn und begann damit, die dicken Schädelringe, in denen jeweils ein Leben eingeschlossen war, von seinen Fingern zu ziehen.
»Halt dich nicht damit auf!«, schrie Gildas von hinten. » Das Gefängnis! «
Finn sah auf. Lichter explodierten um ihn herum in gleiÃendem Rot. Tausende Augen öffneten sich. Der Alarm brach mit einem entsetzlichen Heulen los.
Ein Einschluss.
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Die Comitatus stoben auseinander, stieÃen sich gegenseitig aus dem Weg und wurden zu einem panikerfüllten Mob, als sich die Wände öffneten und Lichtkanonen auf die Fliehenden abfeuerten. Der blutende, von Schmerzen gequälte Jormanric war vergessen. Finn riss Keiro mit sich. »Verschwende keine Zeit mit den Ringen!«
Doch Keiro schüttelte den Kopf und lieà die drei Ringe tief im Innern seines Wamses verschwinden. »Lauf! Lauf! «
Hinter ihnen war ein heiseres Krächzen zu hören. »Denkst du, ich hätte die Frau getötet, Finn?«
Er drehte sich um.
Jormanric wand sich vor Schmerzen. Er spuckte seine Worte aus, als wären sie Gift. »Das ist nicht wahr. Frag deinen Bruder. Deinen stinkenden, verräterischen Bruder. Frag ihn, warum sie gestorben ist.«
Laserfeuer peitschte zwischen sie wie Stahlruten. Eine Sekunde lang konnte Finn sich nicht bewegen; dann war Keiro bei ihm und zerrte ihn zu Boden. Auf allen vieren krochen sie über den verdreckten Boden zum Schacht. Der Gang war von funkensprühender Energie erfüllt. Incarceron sorgte wirkungsvoll für Ordnung, lieà Gitter herunterrasseln und verschloss Türen. Zischend trieb es übel riechendes, gelbes Gas in die verschlossenen Tunnel.
»Wo ist er?«
»Dort.« Finn sah Gildas über ein paar Körper hinwegklettern. Hinter sich her zerrte er den Hundesklaven an seiner Kette, die hin und her schwang und ihn immer wieder zum Stolpern brachte. Rasch nahm Finn Keiro das Schwert aus der Hand und zog die kleine Kreatur zu sich heran, um sie mit einem gewaltigen Hieb von den
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