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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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zurückgekehrt. Er hielt einen Brief in seinen fleischigen Fingern. »Gute Neuigkeiten, meine Teuerste, von Eurem Verlobten.« Er sah sie an, und sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. »Caspars Reisen führen ihn ganz in Eure Nähe. Er wird schon morgen hier eintreffen.«

    Claudia schüttelte es. Sie lächelte steif und warf die letzten Brotkrumen ins Wasser. Einige Sekunden lang schwammen sie auf der Oberfläche, dann waren sie aufgepickt.
    Â 
    Keiro hatte seine ganze Tasche mit erbeuteten Schätzen vollgestopft, mit feiner Kleidung, Gold, Juwelen und einer Pistole. Sicher bedeutete dies eine ziemliche Schlepperei, aber er würde sich nicht beklagen. Finn wusste, dass es ihn weitaus mehr schmerzen würde, irgendetwas davon zurückzulassen. Er selber hatte eine einzige Garnitur Kleidung zum Wechseln mitgebracht, ein paar Nahrungsmittel, ein Schwert und den Schlüssel. Mehr brauchte er nicht. Als er seinen Anteil an angehäuften Reichtümern in der Truhe angeschaut hatte, war ihm vor Selbstekel schlecht geworden, und er hatte wieder den stechenden Blick der Maestra vor sich gesehen, der so voller Verachtung gewesen war. Mit einem lauten Knall hatte er den Deckel zufallen lassen.
    Weiter vorne sah er nun die Laterne von Gildas, und er rannte hinter ihm und seinem Eidbruder her, den Blick immer wieder ängstlich nach hinten gewandt.
    Â 
    Incarcerons Nacht war tintenschwarz, doch das Gefängnis schlief nie. Eines seiner kleinen, roten Augen öffnete sich, drehte sich und klickte, als Finn unter ihm entlanghastete, und der Klang allein ließ ihm einen kurzen, unbehaglichen Schauer über den Rücken laufen. Das Gefängnis beobachtete ihn voller Neugier. Es spielte mit seinen Insassen und gestattete ihnen zu töten, umherzuziehen, zu kämpfen und zu lieben, bis es müde davon wurde und sie mit Einschlüssen quälte oder ihnen das Leben schwer machte, indem es seine Gestalt nach Belieben veränderte. Die Gefangenen waren die einzige Abwechslung, die Incarceron kannte, und vielleicht wollte der Kerker, dass es kein Entkommen geben konnte.

    Â»Schnell.« Gildas wartete ungeduldig. Nichts als einen Sack mit Essen, Medizin und seinen Stock hatte er mitgenommen und sich alles auf den Rücken gebunden. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute die Leiter empor, die zum Schacht führte. »Wir klettern hoch zum Transitweg. Vielleicht gibt es oben eine Wache. Ich gehe voran. Von dort aus brauchen wir noch zwei Stunden bis zur Tür.«
    Â»Und wir müssen durch das Gebiet der Civitates«, murmelte Keiro.
    Gildas warf ihm einen kalten Blick zu. »Du kannst immer noch umkehren.«
    Â» Nein, kann er nicht, alter Mann .«
    Â 
    Finn wirbelte herum; Keiro war bereits an seiner Seite.
    Von allen Seiten und aus den Schatten der Tunnel näherten sich schwankend die Comitatus. Sie alle hatten rote Augen, waren berauscht vom Ket, hatten ihre Armbrüste angelegt und hielten Pistolen in ihren Händen. Finn entdeckte den Großen Arko, der seine Schultern lockerte und grinste. Amoz schwang eine angsteinflößende Axt.
    Zwischen seinen Leibwächtern stand Jormanric, groß und mit finsterem Blick. Roter Saft befleckte seinen Bart, als wäre es geronnenes Blut.
    Â»Niemand geht irgendwohin«, knurrte er. »Und dieser Schlüssel bleibt ebenfalls hier.«

10
    Die Augen auf dem Gang waren dunkel und wachsam,
und es gab viele von ihnen.
»Kommt heraus«, sagte Sapphique.
Da kamen sie heraus. Es waren Kinder. Sie trugen Lumpen,
und bei jedem Einzelnen von ihnen war die Haut von
Geschwüren überzogen. Ihre Adern waren Röhren und ihre
Haare Drähte. Sapphique streckte die Hand aus und berührte sie.
»Ihr seid diejenigen, die uns retten werden«, sagte er.
    SAPPHIQUE UND DIE KINDER
    Â 
    Â 
    N iemand sprach ein Wort.
    Finn kam von der Leiter herunter; er zog sein Schwert und sah, dass Keiro seine Waffe ebenfalls in der Hand hielt. Aber was sollten sie mit zwei Klingen gegen so viele Gegner ausrichten?
    Der Große Arko brach die angespannte Stille als Erster. »Hätte nie gedacht, dass du dich mal gegen uns wenden würdest, Finn.«
    Keiros Lächeln war hart wie Stahl. »Wer sagt, dass wir das tun?«
    Â»Das Schwert in deinen Händen ist Beweis genug.« Er wollte in ihre Richtung losmarschieren, aber Jormanric hielt ihn auf, indem er ihm die Rückseite seines Panzerhandschuhs

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