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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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schob den Schlüssel in das Loch und drehte ihn herum.

11
    Was den armen Caspar betrifft, so bemitleide ich jeden, der
sich mit ihm abgeben muss. Aber Ihr seid ehrgeizig, und wir
sind jetzt miteinander verbunden. Eure Tochter wird Königin
und mein Sohn König. Der Preis ist gezahlt. Wenn Ihr mich
hintergeht, so wisst Ihr, was ich dann tun werde.
    KÖNIGIN SIA AN DEN HÜTER VON INCARCERON
IN EINEM PRIVATEN BRIEF
    Â 
    Â 
    W arum denn dort?«, fragte Claudia und trottete Jared durch die Hecken hinterher.
    Â»Offensichtlich«, murmelte Jared, »weil niemand sonst den Weg findet.«
    Genauso wenig wie Claudia. Das Eiben-Labyrinth war uralt und ausgeklügelt angelegt, und die dichten Hecken erwiesen sich als undurchdringlich. Als Claudia noch klein gewesen war, hatte sie sich einmal darin verlaufen und während eines ganzen, langen Sommertages den Ausweg nicht gefunden. Sie war herumgewandert, bis sie vor Wut und Enttäuschung nur noch geschluchzt hatte. Ihr Kindermädchen und Ralph hatten währenddessen eine Suche organisiert und waren beinahe hysterisch vor Sorge gewesen, bis man sie schließlich schlafend unter dem Astrolabium auf der Lichtung genau in der Mitte entdeckt hatte. Sie entsann sich nicht mehr, wie sie dorthin gekommen war,
aber manchmal in ihren Träumen, kurz vor dem Aufwachen, erinnerte sie sich noch an die schläfrige Hitze, die Bienen und die Messingkugel vor der Sonne.
    Â»Claudia, du hast die Abzweigung verpasst.«
    Sie ging ein Stück zurück, bis sie Jared fand, der geduldig auf sie wartete.
    Â»Entschuldigung. Ich war in Gedanken versunken.«
    Jared kannte den Weg gut. Das Labyrinth war einer seiner liebsten Rückzugsorte; hierher kam er, um zu lesen, zu arbeiten und unbeobachtet verschiedene verbotene Geräte auszuprobieren. Nach dem hektischen Packen und der panischen Aufregung im Innern des Hauses war es geradezu friedlich hier. Claudia trottete Jareds Schatten auf den frisch gemähten Pfaden hinterher, atmete den Duft der Rosen ein und spielte mit den Fingern am Schlüssel in ihrer Tasche herum.
    Der Tag war perfekt und nicht zu heiß; am Himmel waren lediglich einige zarte Wolken zu sehen. Für Viertel nach drei war ein Regenschauer vorhergesagt, aber bis dahin sollten sie eigentlich fertig sein. Als Claudia um eine Ecke bog und mit einem Mal auf der Lichtung in der Mitte herauskam, schaute sie sich überrascht um.
    Â»Es ist viel kleiner, als ich es in Erinnerung habe.«
    Jared hob eine Augenbraue. »Das ist immer so.«
    Das Astrolabium bestand aus blaugrünem Kupfer und diente offenkundig zur Dekoration. Daneben stand eine elegante, schmiedeeiserne Bank, die ein Stück in den Erdboden eingesunken war. Blutrote Rosenbüsche überrankten die Rückenlehne. Der Rasen war mit Gänseblümchen getupft.
    Claudia setzte sich auf die Bank und zog die Knie unter ihrem Seidenkleid an. »Also?«
    Jared legte seinen Scanner beiseite. »Scheint alles sicher zu sein.« Er drehte sich um und ließ sich ebenfalls auf der Bank nieder,
beugte sich vor und schlug nervös seine zarten Hände übereinander. »Erzähl mir alles.«
    Claudia wiederholte rasch das Gespräch mit Evian, während Jared ihr lauschte und die Stirn in Falten legte. Als sie geendet hatte, zögerte sie kurz, dann fügte sie hinzu: »Die ganze Sache könnte natürlich auch eine Falle sein.«
    Â»Das wäre denkbar.«
    Sie musterte Jared. »Was weißt du über diese Stahlwölfe? Warum habe ich davon nichts erfahren?«
    Jared hielt den Blick gesenkt, was ein schlechtes Zeichen war. Claudia spürte, wie ihr die Furcht eiskalt den Rücken hinablief.
    Schließlich sagte er: »Ich habe von ihnen gehört. Es hat Gerüchte gegeben, aber man weiß nicht sicher, wer an diesem Komplott beteiligt ist und ob es überhaupt wirklich eine Verschwörung gibt. Letztes Jahr wurde eine Bombe im Palast gefunden, und zwar in einem Raum, in dem die Königin erwartet wurde. Das war zwar nichts Neues, aber man hat auch ein kleines Emblem gefunden, das an der Fensterverriegelung hing, nämlich einen Miniaturwolf aus Metall.« Jared sah einem kleinen Marienkäfer zu, der an einem Grashalm emporkletterte.
    Â»Was willst du tun?«
    Â»Nichts. Noch nicht.« Sie nahm den Schlüssel heraus und wog ihn in beiden Händen, dann drehte sie ihn so, dass sich das Sonnenlicht auf seinen Facetten brach. »Ich

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