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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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Schülerin zu verlieren.«
    Ihre Hand verkrampfte sich. »Verlieren?«
    Er trat zurück. »Ich … es hat den Anschein, dass … nach Eurer Hochzeit …«
    Claudia versuchte, ihren aufsteigenden Ärger zu verbergen. Sie ließ die Hand des Fechtmeisters los und sagte: »Auch nach meiner Vermählung benötige ich noch Eure Dienste. Bitte schenkt allem, was mein Vater diesbezüglich gesagt hat, keinerlei Beachtung. Ihr werdet mit mir zum Hofe reisen.«
    Er lächelte und verbeugte sich. Seine Zweifel standen ihm ins Gesicht geschrieben, und als Claudia sich umdrehte und von Alys ein Glas Wasser entgegennahm, spürte sie, wie die Erniedrigung ihr Gesicht rot anlaufen ließ.
    Man versuchte, sie zu isolieren. Sie hatte damit gerechnet, und Jared hatte sie darauf vorbereitet. Man wollte sie alleine am Hof von Königin Sia haben, sodass sie niemandem vertrauen konnte. Aber das würde sie nicht zulassen.

    Lord Evian kam zu ihr herübergetrottet. »Ganz wunderbar, meine Liebe.« Seine kleinen Augen musterten beifällig ihre Figur in den engen Fechthosen.
    Â»Sprecht nicht so herablassend mit mir«, fuhr sie ihn an. Mit einem Wink schickte sie Alys fort, nahm ihr Glas und den Krug und marschierte zu einer Bank, die am Rande der grünen Wiese stand. Einen Augenblick später folgte ihr Evian.
    Claudia begann: »Ich muss mit Euch sprechen.«
    Â»Wir werden vom Haus aus beobachtet«, sagte er ruhig. »Jeder kann uns sehen.«
    Â»Dann wedelt mit Eurem Taschentuch und lacht. Oder was immer Spione so tun.«
    Seine Finger schlossen sich um seine Schnupftabakdose. »Ihr seid zornig, Lady Claudia, aber nicht meinetwegen, wie mir scheint.«
    Damit hatte er recht. Trotzdem funkelte sie ihn an. »Was wollt Ihr von mir?«
    Mit gelassenem Lächeln beobachtete er die Enten auf dem See und die schwarzen Teichhühner in den Binsen. »Bislang will ich noch nichts. Natürlich werden wir vor der Hochzeit nichts unternehmen. Aber dann werden wir Eure Hilfe benötigen. Um die Königin werden wir uns zuerst kümmern müssen, sie ist am gefährlichsten. Und dann, wenn Ihr an ihrer Stelle zur Königin gekrönt worden seid, wird Euer Gemahl einen Unfall haben …«
    Claudia trank einen Schluck Wasser. In ihrem Glas sah sie Jareds Turm, auf dem Kopf stehend, den blauen Himmel dahinter und die winzigen Fenster, die in jeder Hinsicht dem Protokoll entsprachen.
    Â»Woher weiß ich, dass das keine Falle ist?«
    Er lächelte. »Misstraut die Königin Euch? Sie hat keinen Grund dazu.«
    Claudia zuckte mit den Achseln. Sie hatte die Königin bislang
nur bei Feierlichkeiten getroffen. Der erste Anlass war ihre Verlobung gewesen, doch die lag schon viele Jahre zurück. Sie erinnerte sich an eine schlanke, blonde Frau in einem weißen Kleid, die auf einem Thron saß, zu dem, so hatte es den Anschein, Hunderte von Stufen hinaufführten. Claudia hatte jede einzelne davon erklimmen müssen, was höchste Konzentration erfordert hatte, da sie einen Blumenkorb dabeihatte, der beinahe genauso groß wie sie selbst war.
    Sie sah die Hände der Königin vor ihrem geistigen Auge, die Nägel blutrot lackiert.
    Die Finger der Königin auf ihrer Stirn waren kalt gewesen.
    Sie erinnerte sich an ihre Worte: »Wie bezaubernd, Hüter. Wie süß.«
    Â»Vielleicht zeichnet Ihr dieses Gespräch ja auf«, sagte sie. »Es wäre möglich, dass Ihr meine Loyalität auf die Probe stellt.«
    Evian seufzte kaum hörbar. »Ich versichere Euch …«
    Â»Ganz gleich, was Ihr mir versichert: Die Möglichkeit besteht.« Sie stellte ihr Glas ab und griff nach dem Handtuch, das Alys für sie dagelassen hatte, um sich ihr Gesicht mit dem weichen Stoff abzutrocknen. Dann fuhr sie fort: »Was wisst Ihr über Giles’ Tod?«
    Diese Frage jagte ihm einen kurzen Schrecken ein. Aber er war im Täuschen geübt und antwortete, ohne viel preiszugeben. »Prinz Giles? Er fiel von seinem Pferd.«
    Â»War es ein Unfall? Oder ist er ermordet worden?«
    Claudia wusste, dass sie erledigt wäre, wenn Evian diese Unterhaltung tatsächlich aufzeichnete. Er verschränkte seine kurzen, dicken Finger. »Also wirklich, meine Liebe …«
    Â»Sagt es mir. Ich muss es wissen. Von allen Leuten betrifft es mich am meisten. Giles war … Wir waren einander versprochen. Ich mochte ihn

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