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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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kein Geräusch von sich, und Finn fragte sich, ob es eingeschlafen war.
    Behutsam streckte er die Hand nach Keiros Bündel aus. Er würde eine der herausgeputzten Jacken seines Eidbruders über seine eigene streifen. Vielleicht auch zwei, und selbst wenn sie dabei reißen würden, würde Keiro es verschmerzen können.
    Als er den Packen zu sich zog und eine Hand hineinsteckte, berührte er den Schlüssel.
    Er war warm.
    Ganz vorsichtig holte Finn ihn heraus und ließ seine Finger darüber gleiten, sodass die Hitze, die von dem Kristall ausging, seine verkrampften Finger lockerte. Leise sagte der Schlüssel: »Sprich mit mir.«
    Mit großen Augen schaute Finn zu den anderen.
    Niemand regte sich.
    Langsam stand er auf, sein Ledergürtel knarrte in der Stille. Er drehte sich um und schaffte drei Schritte, ehe das Rascheln
der Metallblätter Keiro dazu brachte, sich murmelnd herumzudrehen.
    Hinter einem Baum blieb Finn wie angewurzelt stehen.
    Er hielt sich den Schlüssel ans Ohr, doch es war nichts zu hören. Er berührte ihn überall und schüttelte ihn. Dann flüsterte er: »Sapphique. Lord Sapphique. Seid Ihr das?«
    Â 
    Claudia sog scharf die Luft ein.
    Die Antwort war so klar und deutlich zu hören. Sie schaute sich wild nach irgendetwas um, mit dem sie das Gespräch hätte aufnehmen können, aber sie entdeckte nichts und fluchte. Dann sagte sie: »Nein! Nein. Mein Name ist Claudia. Wer bist du?«
    Â»Still. Du wirst sie noch aufwecken.«
    Â»Wen denn?«
    Es gab eine Pause. Dann antwortete die Stimme: »Meine Freunde.« Sie klang atemlos und seltsam verängstigt.
    Â»Wer seid ihr?«, fragte Claudia. »Und wo befindet ihr euch? Seid ihr Gefangene? Seid ihr innerhalb von Incarceron?«
    Â 
    Finns Kopf fuhr hoch, und er starrte ungläubig den Schlüssel an. Ein kleines, blaues Licht leuchtete in ihm; er beugte sich näher, sodass es auf seine Haut fiel. »Natürlich bin ich das. Soll das heißen …? Bist du … außerhalb ?«
    Stille. Sie dauerte so lange, dass er schon glaubte, die Verbindung sei unterbrochen, deshalb beeilte er sich zu sagen: »Hast du mich gehört?« Im gleichen Moment sagte das Mädchen: »Bist du noch da?«, sodass sich ihre Worte überschnitten.
    Dann sagte Claudia: »Es tut mir leid. Ich sollte nicht mit dir sprechen. Jared hat mich davor gewarnt.«
    Â»Jared?«
    Â»Mein Lehrer.«

    Er schüttelte den Kopf, und sein Atem schlug sich auf dem Kristall nieder.
    Â»Aber eigentlich«, fuhr sie fort, »ist es jetzt ohnehin zu spät, und ich kann auch nicht glauben, dass ein paar Worte ein jahrhundertealtes Experiment zunichtemachen können, und du?«
    Er hatte keine Ahnung, wovon sie eigentlich redete. »Du bist außerhalb , ja? Außerhalb existiert also? Und es gibt dort Sterne, stimmt’s?«
    Er fürchtete, dass sie ihm nicht antworten würde, aber einen Augenblick später sagte sie: »Ja. Ich schaue sie mir gerade an.«
    Voller Ehrfurcht stieß Finn den Atem aus, und sofort überzog sich der Kristall mit Frost.
    Â»Du hast mir deinen Namen noch gar nicht verraten«, sagte sie.
    Â»Finn. Einfach nur Finn.«
    Stille. Ein befangenes Schweigen. Der Schlüssel lag schwer in seinen Händen. Es gab so vieles, was er fragen und wissen wollte, dass er keinen Anfang fand. Da sagte Claudia: »Auf welche Weise sprichst du mit mir, Finn? Hast du auch einen Kristall mit dem Hologramm eines Adlers im Innern?«
    Er schluckte. »Ja. Mithilfe eines Schlüssels.«
    Hinter ihm war ein Rascheln zu hören. Er schaute am Baum vorbei und sah Gildas, der schnarchte und grunzte.
    Â»Dann haben wir je ein Exemplar des gleichen Geräts.« Sie klang forsch und umsichtig, als wäre sie daran gewöhnt, Probleme zu überdenken und Lösungen zu finden. Ihre klare Stimme erinnerte ihn plötzlich an Kerzen, und der Gedanke daran verursachte einen kurzen Schmerz in seiner Brust. Sieben Kerzen auf einem Kuchen .
    In diesem Augenblick gingen in Incarceron, unvermittelt wie immer, die Lichter an.
    Finn sog die Luft ein, als er sah, dass er in einer Landschaft
aus Kupfer, Gold und Rot mit einem gelbbraunen Stich stand. Der Wald erstreckte sich meilenweit, einen Hang hinab und weiter in eine offene, hügelige Landschaft hinein. Er schaute sich verblüfft um.
    Â»Was war denn das? Was ist geschehen? Finn?«
    Â»Die

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