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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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war wortkarg wie immer und murmelte: »Zurück im Turm, Mylady. Er hatte etwas vergessen.«
    Sie starrte ihn an. »Job, hör mir zu. Du kennst doch alle hier auf dem Anwesen, oder?«
    Â»So ziemlich, ja.« Er fegte hastig weiter den Boden und wirbelte mächtige Staubwolken auf. Claudia hätte ihn gerne gebeten, damit aufzuhören, aber das hätte ihn nur noch nervöser gemacht. Deshalb fuhr sie einfach fort: »Ein alter Mann, der Bartlett heißt. Im Ruhestand. Ein ehemaliger Gefolgsmann am Hofe. Ist er noch am Leben?«
    Job hob den Kopf. »Ja, Mylady. Er besitzt ein Cottage draußen in Hewelsfield. Von der Mühle aus einfach nur die Straße hinunter.«
    Ihr Herz hämmerte. »Ist er … Ist er noch klar im Kopf?«
    Job nickte und rang sich ein Lächeln ab. »Sein Verstand ist sogar messerscharf. Aber er spricht nicht viel, jedenfalls nicht, wenn es um seine Zeit bei Hofe geht. Er starrt einen nur an, wenn man ihn danach fragt.«
    Plötzlich verdunkelte Jareds Gestalt den Stalleingang, dann kam er ziemlich atemlos herein. »Es tut mir leid, Claudia.«
    Er schwang sich in den Sattel, und während Claudia ihren Fuß in Jobs verschränkte Hände schob, um ebenfalls aufzusitzen, fragte sie Jared leise: »Was hattest du denn vergessen?«

    Seine dunklen Augen fingen ihren Blick auf. »Ein gewisses Objekt, das ich nicht unbeaufsichtigt zurücklassen wollte.« Unauffällig fuhr seine Hand zu seinem dunkelgrünen Sapienti-Umhang mit dem üblichen, hohen Kragen.
    Sie nickte und wusste, dass er vom Schlüssel sprach.
    Während sie davonritten, fragte sie sich, warum sie sich so seltsam beschämt fühlte.
    Â 
    Sie entzündeten ein Feuer aus den getrockneten Pilzen und einem Zündpulver aus Gildas’ Bündel, um das Fleisch zu braten, während draußen der Wirbelsturm tobte. Niemand sprach. Finn zitterte vor Kälte, und die Schnitte in seinem Gesicht brannten heftig. Er konnte spüren, dass auch Keiro erschöpft war. Wie es mit dem Mädchen stand, ließ sich schwer sagen. Attia saß etwas abseits, aß rasch, und ihre Augen beobachteten alles. Nichts entging ihnen.
    Schließlich wischte sich Gildas die fettigen Hände an seinem Umhang ab. »Hat es irgendwelche Spuren von anderen Gefangenen gegeben?«
    Â»Die Schafe liefen frei umher«, sagte Keiro leichthin. »Es gab nicht einmal einen Zaun.«
    Â»Und das Gefängnis?«
    Â»Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich haben die Bäume Augen.«
    Finn schauderte. Ihm war merkwürdig schwindlig im Kopf, als könnte er dort eine Art Echo spüren. Wie gerne wollte er, dass die anderen sich zur Ruhe legten. Sie sollten endlich einschlafen, damit er wieder den Schlüssel herausholen und mit seiner Hilfe Kontakt aufnehmen konnte. Mit ihr. Mit dem Mädchen, das außerhalb war. Er sagte: »Wir können nicht mehr weiter, also können wir uns auch ein bisschen ausruhen. Findet ihr nicht?«

    Â»Das klingt gut«, antwortete Keiro träge. Sorgfältig stopfte er sein Bündel zwischen sich und die Rückwand der Höhle. Gildas jedoch starrte auf das Bild, das in die Höhlenwand geritzt war. Er kroch näher, streckte den Arm aus und begann, mit seinen Händen, auf denen die Adern deutlich hervortraten, darüberzureiben. Flechtenstränge lösten sich und fielen herab. Das schmale, eingekerbte Gesicht schien sich aus der unansehnlichen Umgebung und dem grünen, pelzigen Moos herauszuschälen, und die Hände, die den Schlüssel hielten, waren so sorgfältig ausgearbeitet worden, dass sie beinahe echt wirkten. Finn stellte sich vor, dass der Schlüssel mit einem Schaltkreis im Baum selbst verbunden war, und einen Augenblick lang überfiel ihn völlig unvorbereitet eine Vision, nämlich das Gefühl, dass ganz Incarceron eine einzige große Kreatur war, in deren Eingeweiden aus Draht und Knochen sie herumkrochen.
    Er blinzelte.
    Niemand schien etwas bemerkt zu haben, nur Attia starrte ihn an. Gildas sagte: »Er weist uns denselben Weg, den er genommen hat. Es ist, als hätten wir einen Faden gefunden, der uns durch das Labyrinth führt.«
    Â»Dann hat Sapphique ein Bild von sich selbst zurückgelassen?«, fragte Keiro gedehnt.
    Gildas runzelte die Stirn. »Natürlich nicht. Dies ist eine heilige Stätte, die von den Sapienti errichtet wurde, die ihm gefolgt sind. Wir sollten

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