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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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niemals enttäuschen würdest.«
    Wie meine Mutter es tat ?, fragte sie sich verbittert. Doch sie entgegnete nichts. Ihr Vater warf Jared ein denkbar knappes Lächeln zu und führte seine Tochter aus dem Zimmer. Sie durchquerten die große Halle mit dem lavendelbestreuten Fußboden und schritten an den Reihen der wie gebannt schauenden Dienstboten vorbei. Diese wollten den Hüter von Incarceron
und seine stolze Tochter sehen, die zu ihrer Hochzeit aufbrach, welche sie zur Königin machen würde. Auf ein Zeichen von Ralph hin begann die Dienerschaft zu jubeln und zu applaudieren, und alle warfen süß duftende Schwertlilien vor Claudia auf den Boden. Außerdem ließen sie winzige Silberglöckchen erklingen, um eine Vermählung zu feiern, bei der sie nicht würden zusehen können.
    Jared lief hinter Claudia her, einen Stapel Bücher unter einem Arm. Er schüttelte den Dienern die Hände, und die Mädchen drängten sich um ihn, steckten ihm kleine Päckchen mit Süßigkeiten zu und versprachen, den Turm sauber zu halten, keines seiner wertvollen Instrumente anzurühren und das Fuchsjunge und die Vögel zu füttern.
    Â 
    Als Claudia in der Kutsche Platz genommen hatte und sich umsah, spürte sie einen Kloß von Reue im Hals. Alle würden Jared vermissen, seine sanfte Art, sein graziles, gutes Aussehen und seine Bereitschaft, ihre hustenden Kinder zu behandeln und ihre missratenen Söhne ins Gebet zu nehmen. Keiner schien es jedoch zu bedauern, sie gehen lassen zu müssen.
    Aber wessen Schuld war das? Sie hatte einfach das Spiel mitgespielt. Sie war die Mistress, die Tochter des Hüters.
    Eiskalt. Hart wie Eisen.
    Sie hob den Kopf und lächelte Alys an. »Vier Tage reisen. Ich habe vor, mindestens die Hälfte davon zu reiten.«
    Ihr altes Kindermädchen runzelte die Stirn. »Ich bezweifle, dass der Earl das ebenfalls möchte. Und er wird dich wahrscheinlich eine gute Zeit lang bei sich im Wagen haben wollen.«
    Â»Nun, noch bin ich nicht mit ihm verheiratet. Und wenn es so weit ist, wird er sehr schnell herausfinden, dass nur das zählt, was ich will.« Wenn man sie für gefühllos und hart hielt, dann würde sie eben auch so auftreten.

    Doch als der gesamte Reisetross sich bereit machte, die Reiter aufstiegen und sich sammelten und die Kutsche langsam den Weg hinab in Richtung Torhaus einschlug, wollte sie nichts lieber als hierbleiben in dem Haus, in dem sie seit ihrer Geburt gelebt hatte. So lehnte sie sich aus dem Fenster, winkte und rief all ihre Namen, während in ihren Augen plötzlich die Tränen brannten: »Ralph! Job! Mary-Ellen!«
    Die Gerufenen winkten zurück, ein Meer von Taschentüchern flatterte, weiße Tauben stiegen von den Giebeln auf, und die Bienen in ihrem Stock summten, als die Kutsche über die hölzerne Zugbrücke ratterte. Im dunkelgrünen Wasser des Grabens sah Claudia das Haus gespiegelt, sah die Teichhühner und die Schwäne, die darüber kreisten, und hinter ihr in einer langen Prozession die Wagen und Kutschen und Reiter und Hunde und Falkner ihres Trosses. Sie sah das Abbild des Haushalts vom Hüter Incarcerons am Tag, an dem seine Pläne aufzugehen begannen.
    Die Haare vom Wind zerzaust, ließ sie sich auf die lederbezogene Bank zurücksinken und strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht.
    Nun ja, man würde sehen, inwieweit die Pläne ihres Vaters tatsächlich aufgehen würden.
    Â 
    Es waren Männer, mindestens zwei Meter fünfzig groß. Sie liefen mit seltsam abgehackten Bewegungen, wateten wie Fischreiher und beachteten die riesigen Berge von scharfkantigen Blättern nicht, sondern marschierten knirschend durch sie hindurch.
    Finn spürte Keiros Hand so fest auf seinem Arm, dass es schmerzte. Dann hauchte sein Bruder ein Wort in sein Ohr.
    Â»Stelzen.«
    Natürlich. Als einer von ihnen vorbeistakste, sah Finn ihn sich genauer an. Wie dieser hatten auch die anderen kniehohe, metallische
Stelzenbeine, auf denen sie ausgezeichnet laufen und große Schritte machen konnten. Finn beobachtete, dass sie sich ihre Höhe zunutze machten, um bestimmte Punkte an den Bäumen zu berühren, nämlich kleine Knoten in den Stämmen, woraufhin die Bäume auf der Stelle Früchte  – nur zum Teil organisch  – hervorbrachten, die die Männer ernteten.
    Finn drehte den Kopf, um nach Gildas Ausschau zu

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