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Incognita

Incognita

Titel: Incognita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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hatte. Er blieb stehen und begann hektisch, das Magazin seiner Pistole auszutauschen. Dazu blieb ihm aber keine Zeit mehr, denn ein Teil der Meute preschte bereits auf ihn zu. Noch bevor Woody nachgeladen hatte, sprang ihm der erste Hund an die Kehle, ein weiterer packte seinen Arm. Gemeinsam rissen sie ihn zu Boden. Der Mann schlug um sich und schrie wie am Spieß, aber schon waren sechs weitere Bestien über ihm, knurrend und zähnefletschend. Die Schreie gingen über in ein ersticktes Gurgeln, das schließlich erstarb. Mitten in London waren zwei Polizisten am helllichten Tag von einer Hunderotte getötet worden.
    John war fassungslos. Zuerst der Jívaro-Krieger, jetzt die Bluthunde. Auf eigentümliche Weise schienen sich einige der grausamsten Elemente der Amazonas-Expedition in diese Welt eingeschlichen zu haben.
    Ihm kam ein aberwitziger Gedanke: Vielleicht hatte es bei seiner Evakuierung aus dem sechzehnten Jahrhundert größere Schwierigkeiten gegeben, als Gordon bislang zugab. Vielleicht hatte der Computer nicht nur ihn teleportiert, sondern auch die Ameisen, die Hunde und den Indio-Krieger. Mittlerweile hielt er nichts mehr für ausgeschlossen. Er beschloss, Gordon danach zu fragen.
    Gordon … Gewiss wartet er bereits an der Cutty Sark, dachte John, der einen Blick auf seine Armbanduhr warf und feststellte, dass es bereits zehn nach drei war. Aber wie komme ich dorthin, ohne zerfleischt zu werden?
    Er sah wieder nach links zu der Hundemeute und den beiden toten Polizisten, dann geradeaus über den freien Platz zur Themse. Wenn er diesen Weg nahm, konnte er vielleicht das Tor hinter sich schließen und die Hunde einsperren. Allerdings musste er dafür einen olympiareifen Sprint hinlegen. Schaffte er es nicht rechtzeitig bis zum Tor, oder gelang es ihm aus irgendeinem Grund nicht, es zu schließen, würde er sterben. Das Risiko war zu groß.
    Ebenso schied der Weg nach rechts aus, wo sich die Häuserflucht fortsetzte, in der die Hunde tobten. Dort gab es keinerlei Versteckmöglichkeit. Sobald die Hunde ihn erspähten, würden sie die Verfolgung aufnehmen, und er würde ebenso enden wie die beiden Polizisten.
    Ihm blieb nur eine Wahl: sich hinter den Kuppelbauten davonzustehlen. Er hoffte nur, im rückwärtigen Teil des Areals keine weiteren unangenehmen Überraschungen zu erleben.
    So leise wie möglich schlich er davon. Am hinteren Teil des Gebäudes angekommen, spähte er vorsichtig um die Ecke. Die Luft schien rein zu sein. Ein Tor gab es hier allerdings nirgends.
    Ich muss über den Zaun klettern, dachte John. Er ist nur zwei Meter hoch. Wenn mir das gelingt, habe ich die Hunde abgehängt.
    In diesem Moment hörte er hinter sich ein Knurren.
    John fuhr herum. Ein Dutzend Tiere hatten sich zusammengerottet, ungefähr an der Stelle, wo er sich zuvor versteckt hatte. Sie hielten die Köpfe gesenkt, fixierten John aus mitleidlosen Augen und fletschten die Zähne. Sie waren mindestens ebenso bedrohlich wie ein Rudel Wölfe. Noch hielten sie sich zurück, doch John wusste, dass der Countdown bereits lief.
    Er schätzte seine Chancen ab. Der Abstand zwischen der Meute und ihm betrug vielleicht vierzig Meter. Bis zum Zaun hinter ihm waren es noch zehn Meter. Das war zu schaffen! Es musste zu schaffen sein!
    Die Hunde rannten los. Blitzschnell drehte John sich um und stürzte auf den Zaun zu. Das Kläffen und Knurren verlieh ihm Flügel. Er bekam die schmiedeeisernen Stangen zu fassen und schwang sich seitlich nach oben wie ein Stabhochspringer. Es gelang ihm, einen Fuß in der Zaunkrone zu verkeilen und den Rest des Körpers nachzuziehen. Oben angekommen, verlor er allerdings das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Der Aufprall raubte ihm beinahe die Besinnung, aber er hatte es geschafft! Er war den geifernden Bestien entwischt, die auf der anderen Seite des Zauns die Zähne fletschten und bellten und aus Enttäuschung über die entwischte Beute nun beinahe über sich selbst herfielen.
    Mit zitternden Knien richtete John sich wieder auf, um den Rückweg zur Cutty Sark anzutreten. Im Trab lief er hinter dem Royal Naval College vorbei, dann weiter am Zaun entlang bis zum Fluss. Die Hunde verfolgten ihn auf der Innenseite mit wütendem Gekläff, doch der Zaun war für sie ein unüberwindbares Hindernis.
    Am Themse-Ufer angelangt, ließ John das Marinegelände hinter sich. In einiger Entfernung sah er bereits Gordons 7er BMW am Straßenrand parken, direkt neben seinem Daimler und dem Streifenwagen.
    Er spürte auf

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