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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewesen, ja zu sagen, und wahrscheinlich auch barmherzig. Aber Indiana wußte, daß Delano spüren würde, wenn er ihn belog. Und er wollte es auch nicht. Delano hatte ein Anrecht auf die Wahrheit.
    »Ich werde es versuchen«, sagte er.
    Delano entspannte sich. Seine Augen fielen zu. Er sank zurück, aber er war noch wach. »Versprechen Sie, daß dieses Ding … weder Ihren noch meinen Leuten in die Hände fällt, und ich sage Ihnen, wie Sie und die anderen hier herauskommen«, flüsterte er. »Es gibt … noch eine Chance. Vielleicht.«
    Indiana zögerte lange, ehe er antwortete. Die Worte klangen aus Delanos Mund seltsam. Und trotzdem glaubte er ihm.
    Delano war ein deutscher Soldat, noch dazu ein SS-Offizier, Angehöriger einer Truppe, die dafür bekannt war, ihre Mitglieder nicht unbedingt nach Kriterien wie Menschlichkeit und Nächstenliebe auszuwählen. Vielleicht hatte er erst am eigenen Leib spüren müssen, was es hieß, zu leiden und zu sterben, ehe er begriff, was das Wort Krieg wirklich bedeutete.
    Und er selbst? Indiana war hin und her gerissen. Er konnte Delano belügen und dann dafür sorgen, daß der Zorn Make-Makes in die Hände seiner eigenen Leute fiel. Mit einer Waffe wie dieser wäre es vermutlich nur noch eine Frage von Wochen, bis die Nazis besiegt wären. Der Alptraum, der seit Jahren die halbe Welt verwüstete und sich anschickte, auch noch die andere Hälfte in Brand zu setzen, würde ein Ende finden.
    Aber dann sah er auf Delanos verbrannten Körper hinunter, und ganz plötzlich wußte er, warum Delano ihn gebeten hatte, die unbekannte Waffe zu suchen und zu zerstören. Es gab Dinge, die man Menschen nicht antun durfte, niemals und aus keinem Grund. Das rote Licht gehörte dazu.
    »Ich verspreche es«, sagte er feierlich.
    »Welches Datum haben wir?« fragte Delano.
    Indiana rechnete einen Moment lang im Kopf nach, dann sagte er es ihm.
    »Dann haben Sie vielleicht eine Chance, Jones«, flüsterte Delano. »Mit ein bißchen Glück wird Franklin in ein oder zwei Tagen mit der HENDERSON hier eintreffen.«
    »Franklin?«
    »Haben Sie vergessen, daß ich offiziell zu seinem Team gehöre?« fragte Delano. »Wir haben alle nur denkbaren Möglichkeiten vorauszusehen versucht, auch die, daß wir die Insel finden und –«, er lachte, »– in deutsche Gefangenschaft geraten.«
    »Franklin weiß nicht einmal, daß es diese Insel gibt. Geschweige denn, wo sie ist.«
    »Sie enttäuschen mich, Jones«, sagte Delano. »Haben Sie so wenig Vertrauen in die Fähigkeiten Ihrer eigenen Leute? Die HENDERSON wird vor dieser Insel erscheinen, Jones, früher oder später. Beten Sie, daß sie nicht zu spät kommt. Sie müssen sie warnen. Der Plan sieht vor, daß Franklin achtundvierzig Stunden abwartet.« Seine Stimme wurde immer leiser, aber er sprach auch immer schneller, als spüre er, daß er nur noch wenig Zeit hatte, weniger als er brauchte, um zu sagen, was nötig war. Indiana beugte sich vor und brachte sein Ohr dicht an Delanos Lippen, um ihn überhaupt noch verstehen zu können.
    »Nach Ablauf dieser Frist schickt er einen Landungstrupp, Jones. Bewaffnete Männer. Viele Männer. Sie … sie werden sterben wie meine Soldaten. Sie müssen sie warnen. Ein … Signal. Geben Sie … das Signal. Dreimal kurz, viermal lang, einmal kurz. Dann … wissen sie, daß sie … erwartet werden und sind … vorsichtig. Drei, vier … eins. Das … Signal, Jones!«
    Und damit starb er.
    Es war ganz undramatisch. Kein Aufbäumen, keine Agonie – er hörte einfach auf zu atmen, das war alles, und Indiana streckte behutsam die Hand aus und schloß seine Augen.
    Länger als eine Stunde saß Indiana neben dem toten Soldaten, ohne sich zu rühren, ohne ein Wort zu sagen, ohne zu reagieren, wenn einer der anderen hereinkam und ihn ansprach.
    Dann wußte er, was er tun konnte.
     
    Am darauffolgenden Morgen ließ Sandstein ihn wieder zu sich kommen. Wie er Delano (Delano? Er wußte nicht einmal seinen wirklichen Namen, und dieser Gedanke erfüllte ihn mit einem absurden Gefühl von Schuld) versprochen hatte, hatte er keinem der anderen etwas von ihrer letzten Unterhaltung erzählt, sondern sich am Abend mit scheinbarer Begeisterung daran beteiligt, einen Fluchtplan nach dem anderen zu ersinnen und als aussichtslos wieder zu verwerfen. Gleichzeitig und nur für sich selbst war er jedoch damit beschäftigt gewesen, einen noch viel aussichtsloseren Plan zu entwickeln; eine Idee, die so verrückt war, daß sie im Grunde nur in

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