Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
über das Verhalten der Vogelmenschen zu wundern. Ganty hatte ihm erklärt, daß sie ein stolzes, unnahbares Volk wären, aber die Legenden der Osterinsel und das, was Indiana selbst erlebte, behaupteten etwas anderes. Sie verachteten jeden, der nicht zu ihnen gehörte. Wahrscheinlich waren er und die anderen Gefangenen in ihren Augen nicht einmal Menschen, sondern nur aufrecht gehende, sprechende Tiere.
    Sandstein nahm nicht auf dem gewaltigen Thronsessel Platz, wie er erwartet hatte, sondern steuerte auf eine der schwarzen Kopfstatuen zu, die einen doppelten Ring um das Zentrum der Höhle bildeten. Die Figur war etwas kleiner als die anderen, trotzdem aber noch immer ein Koloß von mehr als drei Metern Höhe, der mindestens zehn Tonnen wiegen mußte. Und es gab noch zwei weitere Punkte, in denen sich diese von den übrigen Statuen unterschied: statt aus schwarzem Fels bestanden ihre Augen aus einem roten Kristall, der zu Tausenden von winzigen, schimmernden Facetten geschliffen war. Und sie bewegte sich.
    Im allerersten Moment hatte Indiana den ebenso absurden wie erschreckenden Eindruck, daß der steinerne Koloß sich tatsächlich aus eigener Kraft bewegte. Aber natürlich stimmte das nicht. In Wahrheit stand er auf einer hölzernen Plattform, die über ein einfaches, aber höchst wirkungsvolles System von Rollen und Hebeln von einem halben Dutzend Polynesier gelenkt und sichtlich ohne allzu große Anstrengung von der Stelle bewegt werden konnte. Es war die Figur, die er unten am Strand gesehen hatte.
    »Kommen Sie, Dr. Jones!« Sandstein zeigte mit einer befeh-lenden Geste auf ihre linke Seite, und Indiana beeilte sich, der Aufforderung Folge zu leisten, ehe einer seiner Bewacher dem Befehl mit einem Stoß Nachdruck verleihen würde, so daß er den Weg womöglich auf dem Gesicht über die Lava schlitternd zurücklegen mußte.
    »Was haben Sie vor?« fragte er nervös.
    Sandstein lächelte kalt, beantwortete seine Frage aber nicht, sondern gab den Langohren abermals einen Wink. Die Krieger bildeten rasch und lautlos einen großen, weit auseinandergezogenen Halbkreis, der zum Eingang des Raumes hin offen war.
    Einen Augenblick später schwang das Tor auf, und zwei weitere Langohren betraten die Halle.
    Anders als alle, die Indiana bisher gesehen hatte, trugen sie weder Federmantel noch Lendenschurz, sondern waren vollkommen nackt, dafür aber über und über mit blutroten Strichen und Linien bemalt.
    Und sie hatten Angst.
    Ihre Gesichter waren keine reglosen Masken, wie die der anderen Vogelmenschen, sondern von einem Entsetzen verzerrt, das Indiana schaudern ließ. Was immer diese beiden Männer fürchteten, es war schlimmer als der Tod.
    »Diese beiden haben mich enttäuscht«, sagte Sandstein. »Sie haben Make-Make enttäuscht und damit ihr Recht verwirkt, in die Heimat zurückzukehren. Sie sind unwürdig, unter uns zu leben!«
    Sie hatte den roten Kristall aus der Schale genommen und hielt ihn nun in beiden Händen. Rotes Licht sickerte wie Blut zwischen ihren Fingern hindurch.
    Indiana ahnte, was folgen würde, aber plötzlich ging alles viel zu schnell, als daß ihm auch nur Zeit für einen erschrockenen Ruf geblieben wäre. Die Augen der Statue leuchteten auf, und im selben Augenblick begann der Kristall in Sandsteins Händen zu glühen wie eine winzige feuerrote Sonne. Eine Woge grellen, blutfarbenen Lichtes schoß auf die beiden Langohren zu und hüllte sie ein, Licht von unvorstellbarer Intensität und einer unglaublich bösartigen Farbe.
    Indiana schloß die Augen, aber es nutzte nichts; das Licht war so intensiv, daß es mühelos durch seine Lider drang und ihm jedes entsetzliche Detail der Szene zeigte. Die Polynesier begannen zu schreien und sich zu winden, und das Licht wurde immer noch heller und heller, bis es ihr Fleisch und ihre Muskeln durchscheinend werden ließ, so daß er das Skelett darunter erkennen konnte. Sie brachen zusammen, doch zuvor begann sich ihr Fleisch einfach aufzulösen, als würde es von dem roten Licht wie von einer leuchtenden Säure verzehrt. Was auf dem Boden aufschlug, das waren nur mehr geschwärzte, ausgeglühte Knochen, die zu Staub und zahllosen winzigen Splittern zerbarsten.
    Indiana wollte sich abwenden, aber seine Bewacher ließen es nicht zu, sondern zwangen ihn, Sandstein anzusehen.
    Der Anblick ihres Gesichtes entsetzte ihn fast ebensosehr wie der Tod der beiden Polynesier. Es war eine Grimasse, in die er blickte, das verzerrte Antlitz eines Dämons, in dessen

Weitere Kostenlose Bücher