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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Augen Wahnsinn oder vielleicht etwas noch viel Schlimmeres leuchtete.
    »Ich hoffe, Sie haben gut hingesehen, Dr. Jones«, sagte sie.
    »Das ist die Strafe, die Make-Make für alle bereithält, die ihn enttäuschen. Bedenken Sie das, wenn Sie mit Ihrer Arbeit beginnen!«
    Sie senkte die Hände. Das rote Pulsieren des Kristalls ließ nach und sank binnen weniger Augenblicke zu einem Glimmen herab, das nach dem grausamen Licht zuvor kaum noch zu sehen war.
    Und im selben Moment ging auch mit Sandstein eine fast unheimliche Veränderung vor sich.
    Indiana konnte sehen, wie alle Kraft aus ihrem Körper wich.
    Ihr Gesicht erschlaffte, und das Feuer des Dämons in ihren Augen erlosch ebenso wie das Glühen des Kristalls. Sie schwankte, machte aber eine schwache, abweisende Bewegung, als einer der Polynesier sie stützen wollte.
    »Gehen Sie jetzt, Dr. Jones«, sagte sie leise. Ihre Stimme klang sehr müde. »Beginnen Sie mit Ihrer Arbeit. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
     
    Während der nächsten drei Tage lernte Indiana Adele Sandstein ein halbes Dutzend Mal als sie selbst, aber auch beinahe ebensooft als Mi-Pao-Lo kennen. Der Unterschied wurde immer krasser. Aus dem reizbaren, mißtrauischen alten Weib, in das der Geist Mi-Pao-Los sie verwandelte, wurde eine unberechenbare Furie, die ihn grundlos anschrie und vor der sich selbst die Polynesier zu fürchten begannen, und im gleichen Maße wurde Adele Sandstein schwächer und stiller, als sauge der böse Geist ihr wirkliches Selbst allmählich aus, wenn sie von ihm besessen war.
    Es war der Kristall, der diese furchtbare Veränderung bewirk-te. Indiana traf die Mi-Pao-Lo niemals ohne den roten Feuerkristall an und Adele Sandstein niemals mit ihm. Aber er wagte nicht, sie in den seltener werdenden Stunden, in denen sie sie selbst war, darauf anzusprechen. Er hatte rasch herausgefun-den, daß sich Sandstein nicht an das erinnerte, was sie tat oder sagte, wenn sie Mi-Pao-Lo war, und wenn, dann nur schemenhaft und verschwommen. Aber er hatte keine Garantie, daß es umgekehrt ebenso war.
    Und außerdem blieb ihm auch gar keine Zeit, sich lange mit einem der beiden Wesen zu unterhalten, die um die Vorherr-schaft über Adele Sandsteins Körper stritten.
    Er hatte darum gebeten, daß ihm verschiedene Dinge aus dem Wrack der Fregatte geholt würden, und Sandstein erfüllte ihm diesen Wunsch. Schon am Abend des ersten Tages hatte er den Raum, in dem sich die Inschrift befand, in ein heilloses Chaos verwandelt. Papiere, Bücher, Tabellen und Notizzettel bedeckten jeden Quadratzentimeter des Bodens, dazu Rechenschieber, der auseinandergebaute Sextant des Schiffes und buchstäblich Hunderte von Blättern, die er mit endlosen Zahlen- und Buchstabenkolonnen vollgekritzelt hatte, dazu noch einige andere technische Gerätschaften aus dem Schiff, die er auseinandergebaut und zu neuen (und völlig sinnlosen) Apparaturen kombiniert hatte. Es war ein wirklich beeindruckender Anblick.
    Der allerdings auch keinem anderen Zweck diente, als diesen Eindruck zu erwecken. Nichts von alledem, was Indiana in diesen drei Tagen tat, hatte irgendeinen Sinn, außer dem, Sandstein und vor allem der Mi-Pao-Lo den Eindruck zu vermitteln, daß er wie ein Besessener arbeitete, um die Inschrift an der Wand zu entziffern.
    Indiana ging trotz allem sehr behutsam zu Werke, und wenn schon für nichts anderes, so hätte er doch am Ende dieser drei Tage zumindest für seine schauspielerische Leistung eine Auszeichnung verdient. Mehr als einmal machte er bewußt den Eindruck, der Verzweiflung nahe zu sein und aufgeben zu wollen, auch wenn er damit jedesmal einen Wutausbruch der Mi-Pao-Lo provozierte. Er spielte den Zögernden. Gab sich unentschlossen. Himmelhoch jauchzend, wenn er scheinbar einen Durchbruch erzielt hatte, und im nächsten Moment wie am Boden zerstört, als ob er seinen Irrtum einsähe. Das erste Mal, daß er vorgab, zumindest zu glauben , er hätte die Bedeutung einiger Schriftzeichen entziffert, war am Mittag des zweiten Tages.
    Als er schließlich tat, als könne er nach und nach erste Informationen preisgeben, war er noch vorsichtiger. Er zögerte häufig, beging absichtlich Irrtümer und nahm Anweisungen, auf denen er kurz zuvor mit Vehemenz bestanden hatte, wieder zurück. Mi-Pao-Los Krieger errichteten auf Indianas Anweisung hin ein zwölf Meter hohes Holzgerüst auf dem Kraterrand, das zwar ganz hübsch aussah, aber nicht die mindeste Funktion erfüllte. Sie brauchten zehn Stunden dazu, und

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