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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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Platz, um sich umzudrehen und es einzutreten. Oh, Mann, komm schon. Nicht heulen . Rayne ließ ihr Gesicht gegen die Wand sinken und schluckte die Tränen herunter. Sie musste stark bleiben, anstatt sich wie ein Opfer zu benehmen. Sie war in der Unterzahl und allein, aber wenn sie kamen, um sie zu holen, wollte sie Blut sehen.
    Das Blut der anderen .
    Als die Stimmen und Pfiffe immer lauter wurden, sah sie über ihre Schulter nach unten und entdeckte, dass Lichter die Steinwände unter ihrem Versteck streiften. Rayne wischte sich die nassen Handflächen an ihrer Jeans ab und umklammerte die Taschenlampe fester. Sie war die einzige Waffe, die sie hatte. Wenn die Typen ihr zerschmettertes Handy fanden, würden sie auch Rayne finden. Sie saß in der Falle, aber sie würde sich nicht kampflos ergeben. Rayne biss die Zähne zusammen und saß reglos im Dunkel – bis der Mond ihr einen Strich durch die Rechnung machte.
    Im Schacht wurde es immer heller.
    Das blassblaue Licht wurde so stark, dass Rayne im ersten Moment dachte, die Typen würden auch draußen nach ihr suchen und hätten eine Lampe auf den Schacht gerichtet. Als sie nach oben blickte, um die Lichtquelle zu suchen, sah Rayne, dass sich dort draußen tatsächlich etwas bewegte.
    Ein Typ. Vom Mondlicht gesäumt sah er aus wie ein Gespenst.
    Wie Lucas war er groß, aber da endeten die Ähnlichkeiten auch schon. Er trug einen Kapuzenpulli, sein Gesicht lag im Schatten, und er wirkte grimmig, wie dieser gruselige Ritter in Assassin’s Creed . Fast hätte Rayne um Hilfe gerufen, aber sie ließ es bleiben. Es konnte ja sein, dass er zu den anderen gehörte. Doch noch etwas anderes hielt sie ab. Sein Körper erstarrte und begann vor Anspannung zu zittern. Der Typ sah aus, als würde rasende Wut in ihm toben. Er öffnete den Mund zu einem Schrei, doch kein Laut drang heraus. Dann streckte er die Arme aus, reckte das Gesicht zum Mond und schüttelte sich, als hätte er Schmerzen.
    Sie konnte den Blick nicht von ihm losreißen. Ganz plötzlich lief es Rayne eiskalt den Rücken hinab.
    Ein Schub statischer Elektrizität ließ ihren Körper kribbeln. Selbst die Härchen auf ihren Unterarmen stellten sich auf. Aber noch seltsamer war, dass eine unerwartete und überwältigende Gefühlswelle durch Raynes Kopf und Herz rauschte – Erinnerungsblitze an ihren Vater und ihre Mutter, als sie noch gelebt hatten. Die Liebe ihrer Eltern wargreifbar, sie fühlte sich ganz real an, und sie füllte die Leere, die der Verlust ihrer Familie in Raynes Leben hinterlassen hatte.
    Sie stellte sich Lucas’ lächelndes Gesicht vor und Mias vertrautes warmes Kichern, als sie noch kleine Mädchen gewesen waren und sich ein Zimmer geteilt hatten. In diesem Augenblick hatte sie das Gefühl, ihre Familie zurückzuhaben, die Lebenden und die Toten. Ihr Vater schien sie zu umarmen, schenkte ihr ein Gefühl der Sicherheit, und der schwache Duft des Lieblingsparfüms ihrer Mutter lag in der Luft. Rayne kam nicht dagegen an, diesmal waren die Tränen nicht aufzuhalten. Eine nach der anderen sogen die Erinnerungen ihre Angst auf wie ein Schwamm.
    Sie fühlte sich nicht allein, aber wie zum Teufel war das möglich? Rayne versuchte sich einzureden, dass es nur ihr Verstand war, der all seine Kraft aufgewendet hatte, um sie zu beruhigen. Doch noch nie in ihrem Leben hatte sie so starke Empfindungen gehabt. War es das, was die Leute meinten, wenn sie von Nahtoderfahrungen sprachen? Erinnerungen, die ihre Todesangst überschwemmten wie ein Betäubungsmittel, ehe sie den Geist aufgaben?
    Doch vielleicht stand die wahre Erklärung für ihre Gefühle auch einfach direkt über ihr.
    Rayne beobachtete den seltsamen Jungen, der noch immer mit ausgestreckten Armen dastand. Wie konnte jemand, der so wuterfüllt war, der Grund für all die Liebe sein, die sie gerade empfand? Er musste einfach etwas damit zu tun haben. All die Gefühle waren erst in ihr hochgekommen, nachdem er sich gezeigt hatte. Doch dann entdeckte Rayne hinter ihm einen weiteren Schatten, und die Angst drohte wieder, sie zu überwältigen.
    Er war nicht alleine.
    Ein großer, lauernder Umriss kroch auf den Jungen zu. Oh, Gott! Sie spähte konzentriert ins Dunkel, um mehr erkennen zu können. Hinter ihm erschien ein Hund und trat an seine Seite. Es war der größte Hund, den Rayne jemals gesehen hatte. Von

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