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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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war sie geschockt gewesen, dass Lucas die Fähigkeit besaß, ihre inneren Mauern zu überwinden. Danach war Wut über seine Respektlosigkeit gefolgt, doch die wahre Schuld, das war ihr bewusst, trug sie selbst. Denn Lucas hatte sie an ihr dunkelstes Geheimnis erinnert. Sie würde niemals etwas vor ihm verbergen können.
    Doch das Schlimmste war, dass er sie daran erinnert hatte, dass sie der Zukunft, die sie sich für die Indigokinder herbeiwünschte, überhaupt nicht würdig war.
    â€žWas ist los?“, fragte er.
    Er tastete nach ihrer Hand, eine Geste, nach der sie sich gesehnt hatte, ehe er in ihre dunkelsten Erinnerungen eingedrungen war. Doch jetzt zuckte sie zurück und überlegte krampfhaft, was sie antworten sollte.
    â€žDu kannst die Vergangenheit sehen“, sagte sie schließlich. „Du kannst die Geheimnisse im Gedächtnis anderer lesen. Ich bin noch nie jemandem mit dieser Fähigkeit begegnet. Es ist … beängstigend.“ Sie seufzte, ließ sich ihren Schmerz anmerken. „Wie lange kannst du das schon?“
    â€žIch weiß nicht, wovon du redest.“
    Als sie die Zähne zusammenbiss, schien er ihre Frustration zu spüren.
    â€žWas ist passiert? Was habe ich getan?“ Er setzte sich auf, zuckte aber sofort zusammen. Offenbar hatte er nach wie vor Schmerzen.
    â€žDu kannst dich nicht erinnern?“
    Momentaufnahmen aus ihrer Vergangenheit stiegen vor ihrem inneren Auge auf, Dinge, die sie vergessen wollte, aber nicht konnte – Dinge, die Lucas ihrer Meinung nach gesehen hatte. Jetzt verbarg sie diese Erinnerungen vor ihm, doch da sie wusste, dass er selbst mit loderndem Fieber in ihr Bewusstsein eintauchen konnte, war sie nicht sicher, ob ihre Abwehrtechniken bei ihm überhaupt funktionieren würden.
    Die Unwissenheit brachte sie fast um.
    â€žNein.“ Er schüttelte den Kopf. „Habe ich etwas falsch gemacht?“

    Ihre Blicke trafen sich, und er wirkte vollkommen unschuldig. Sie fühlte sich nach wie vor benutzt und betrogen, doch immer, wenn sie diesen Jungen ansah, wollte sie glauben, dass er keinen Grund hatte, sie anzulügen. Sie hatte sich nicht eingebildet, was er getan hatte, aber vielleicht konnte er sich wirklich nicht erinnern, weil sein Fieber so hoch gewesen war.
    â€žDu hast keine Ahnung, wie stark du bist und was du werden kannst“, sagte sie. „Du hast mich gebeten, deine Lehrerin zu sein, aber ich bin es, die von dir lernen sollte.“
    Sie nahm seine Hand und spürte, dass er sich gleichzeitig auch mit ihrem Geist verband. Ihn in sich und an sich zu spüren, gab ihr das Gefühl, stärker zu sein. Besser.
    â€žDu hast unendliches Potenzial, aber du machst mir Angst, Lucas. Die Verbindung zwischen uns hat mich auf eine Weise beeinflusst, die ich mir niemals erträumt hätte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich stark genug dafür bin. Aber ich fühle mich dir verpflichtet, auch wenn es mir Angst macht.“
    â€žWillst du sagen, dass ich dir Angst mache?“
    Sie wusste nicht, wie sie ihm antworten sollte, wollte ihn nicht belügen. Mit jemandem zusammen zu sein, der so stark war wie Lucas, einem Jungen, der alle geistigen Schutzwälle durchbrach, die sie aufbringen konnte, machte ihr im Augenblick weit mehr Angst als irgendetwas sonst.
    Sie berührte seine Wange.
    â€žWir müssen annehmen, was wir sind und was wir werden, auch wenn es uns Angst macht. Das sind wir unserer Art schuldig.“
    â€žUnserer Art?“ , hakte er nach.
    â€žIch habe über uns gelesen. Hast du jemals von Indigo- oder Kristallkindern gehört? So nennen sie uns.“
    Als er nur den Kopf schüttelte, fuhr sie fort: „Wir sind besonders, Lucas. Wir fühlen, statt zu denken. Wir vertrauen auf unsere Instinkte und nutzen unseren Verstand so, wie er genutzt werden sollte. Wir sehen und fühlen Dinge, die andere Menschen nicht sehen und fühlen können, weil sie nur einen Teil ihres Intellekts nutzen. Tierarten entwickeln sich weiter und verändern sich, um überleben zu können. Es ist nur logisch, dass mit der Menschheit dasselbe passiert. Wir sind die Zukunft, Lucas. Die Menschheit 2.0.“
    Sie lächelte, doch er erwiderte ihr Lächeln nicht.
    â€žNiemand hat mich jemals so behandelt, als wäre ich etwas Besonderes. Sogar meine Eltern haben so getan, als würde etwas mit mir nicht stimmen“, sagte er.
    â€žGenau darum geht es mir.

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