Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
Vom Netzwerk:
konnte. Sie konzentrierte sich jetzt ganz auf ihn, und er konnte einfach nicht aufhören, ihr alles zu beichten.
    Ich hab ihm das Geld gegeben. Vielleicht habe ich alles falsch verstanden. Vielleicht hatten sie es auf ihn abgesehen .
    Um ihn zu unterbrechen, zog sie ihn an sich und umarmte ihn fest. Dann flüsterte sie: „Wir werden ihn finden. Du hast doch nur versucht, ihn zu schützen.“ Sie drückte ihn fester, aber er fühlte sich wie betäubt, und sein Magen zog sich krampfhaft zusammen.
    Nachdem sie losgelassen hatte, nickte er nur. Als Kendra zum Gemeinschaftsbereich zurückkehrte – und zu Lucas – , biss er die Zähne zusammen. Er konnte sich nicht konzentrieren, konnte ihr nicht folgen, als sie den anderen erklärte, was zu tun war. Er starrte auf das schwarze Lederarmband an seinem Handgelenk, das mit dem silbernen Unendlichkeitssymbol daran. Wenn Benny etwas geschah, würde jemand dafür bezahlen müssen – aber der erste Name auf der Liste der Schuldigen würde sein eigener sein.
    Ich hätte dich niemals allein lassen dürfen, Benny .
    Eine Stunde später
    Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen, dass er Benny verloren hatte, hatte er sie alle auch noch ausgeliefert. Es entpuppte sich als schwierig, in den Tunneln nach dem Jungen zu suchen. Da Benny keine Gabe hatte, konnten sie nicht mit Gedankenübertragung arbeiten. Sie mussten laut seinen Namen rufen. Wenn die Believers oder irgendein Perverser dem Jungen in die Tunnel gefolgt waren, riskierten sie, entdeckt zu werden. Doch es gab keinen anderen Weg. Kendra führte eine Gruppe an, Lucas eine andere. Sie suchten jeden Millimeter der Hauptstrecken ab.
    Rafe machte sich auf eigene Faust auf die Suche. Ihm war nicht nach Gesellschaft, nicht nach dem, was er getan hatte. Wenn die Believers ihn fanden, war es auch egal. Na los, holt mich doch! Er hatte es verdient.
    Er lief die Route ab, die Benny hatte nehmen sollen, durchstöberte sie Meter für Meter. Keine Spur von dem Jungen. Als auch von Kendra keine Botschaft kam, dass sie Benny gefunden hatten, wurden Rafes Gedanken noch düsterer. Die Sorge trieb ihn fast in den Wahnsinn. Benny war nicht wie sie. Er hatte keine Chance, ihre lautlosen Rufe zu hören.
    Meile um Meile durchsuchte Rafe die dunklen Tunnel, ohne seine Fähigkeiten zu nutzen, was seine Qualen nur noch verstärkte. Er sah an allen Orten nach, an denen derKleine gerne herumhing. Als er schließlich den alten Zug erreichte, hörte er ein leises Schluchzen.
    â€žBenny?“ Mit hämmerndem Herzen erklomm Rafe die Stufen zu der alten Lokomotive. Zuerst suchte er den Maschinenraum ab. Als er Benny dort nicht fand, folgte er dem Weinen in den ersten Waggon. Der Zwerg hatte sich in einem Gepäckfach verkrochen, in das außer ihm wohl niemand hineingepasst hätte. Sein hemmungsloses Schluchzen drang nur gedämpft heraus. Rafe öffnete die Klappe und zog den Jungen in seine Arme.
    Ehe er etwas sagen konnte, erschien im Dunkel ein vertrauter Nebel. Vom Alter gezeichnete Hände und weise Augen schälten sich aus einem Schatten, der wallte wie Tinte in einem Wasserglas – der Tote im Overall. Er hatte über Benny gewacht, obwohl der Junge nichts davon mitbekommen hatte. Rafe hielt den Kleinen fest im Arm und formte mit den Lippen lautlos ein Danke . Der Tote reagierte tatsächlich mit einem Lächeln. Wenigstens hielt Rafe es für ein Lächeln.
    â€žIch hab alles gemacht, was du gesagt hast, Rafe. Aber ich konnte sie nicht abhängen.“
    â€žWovon redest du?“
    Er ließ Benny auf den Boden und kniete sich vor ihn.
    â€žIch hab sie gehört. Ein paar Typen sind mir gefolgt. Ich konnte sie doch nicht zu unserem Versteck führen, oder? Also hab ich mich versteckt.“
    â€žHast du sie gesehen? Wie viele waren es?“
    â€žEs war zu dunkel. Ich hab sie nur gehört.“ Benny Lippen bebten. Sein Anblick brach Rafe fast das Herz. „Ich hab mich versteckt und immer und immer weiter gezählt, aber …“
    â€žAber was, kleiner Mann?“ Rafe stockte der Atem. „Haben sie … haben sie dir etwas getan?“
    Jetzt heulte Benny richtig. Grauenhafte Gedanken schossen Rafe durch den Kopf. Perverse in öffentlichen Toiletten, in denen einen niemanden hören konnte, wenn man schrie. Väter mit Fäusten, die so hart waren wie Stahl. Albträume, die keine Träume waren, stiegen im

Weitere Kostenlose Bücher