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Indigo (German Edition)

Indigo (German Edition)

Titel: Indigo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens J. Setz
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Puzzlesteine verteilten sich in diesem Augenblick in seinem Körper und suchten nach einem passenden Nachbarn, einer Andockstation. Im Hof bewegte sich nichts, das Laub war größtenteils schon abgefallen, und die Erde war davon auch nicht schöner geworden.
    In der Nähe der Fahrräder entdeckte Robert Frau Rabl und ihren Sohn. Er erkannte sie an der Jacke. Es war dieselbe wie damals, als sie bei ihm geklingelt hatte. Es war immer dieselbe. Die Nachbarin stand direkt vor ihrem Kind. In der Hand hielt sie ein Marmeladenglas, aus dem sie mit einem Löffel kleine Kostproben nahm und dem Kind zu essen gab. Der Junge verzog bei manchen Bissen das Gesicht, als wäre die Marmelade ungeheuer sauer, bei anderen schaute er ganz normal, obwohl es immer dasselbe Glas war.
    Robert wunderte sich darüber, wie wenig Hass er in diesem Augenblick empfand. Er stellte sich vor, wie jemand mit einer Axt auf das Kind losging, aber es fühlte sich vollkommen falsch an.Merkwürdig. In Gedanken nahm er der schemenhaften Gestalt sogar die Axt aus der Hand und schlug sie damit in die Flucht. Seltsam.
    Als er das Fenster aufmachte, hörte er den Lärm eines kleinen Festumzugs, der sich ganz in der Nähe durch eine der engen, verwinkelten Gassen des Bezirks bewegen musste. Einige hohe Jubelschreie wehten in voller Lautstärke zu ihm herüber. Schnell machte er das Fenster wieder zu.
    Am Abend desselben Tages kamen Willi und seine neue Freundin zu Besuch. Willi war schnell, was das Ablegen alter und Auftreiben neuer Freundinnen anging. Mit dieser hier, Magda, die sehr hübsch, aber nicht langweilig war, hatte er bereits jetzt seine Probleme. Und er machte kein Geheimnis daraus.
    – Aber das Schlimmste!, schnappte Willi und hob einen Zeigefinger. Das Schlimmste ist, wenn sie sich, nachdem sie aufs Klo … hast du was dagegen, Schatz, wenn ich’s erzähle?
    Magda, deren Profil in Roberts Kopf immer noch gelegentlich mit dem von Elke verschmolz, machte eine Ist-mir-ganz-egal-Schatz-Geste mit den Schultern. Willi lachte erleichtert und fuhr fort:
    – Also wenn sie aufs Klo geht und … macht … ja? Also, ich meine, wenn sie fertig ist, ja? Dann steht sie auf, natürlich, tupft sich ab (er imitierte die weibliche Art, sich nach dem Pinkeln mit Klopapier von den letzten Tropfen Urin zu reinigen, als wäre es eine zutiefst lächerliche Idee, Papier zu verwenden, wenn einem die Natur dafür doch eine Unterhose gegeben hat) und, na ja, dann … (er gluckste, weil er den schwer zu deutenden Blick seiner neuen Freundin aufgefangen hatte) … und dann kommt sie raus und fragt, ob ich auch zufällig muss, weil wir so Wasser sparen können.
    – Was?, sagte Cordula.
    – Na ja, wegen Wasser sparen und so. Wenn wir beide pissen gehen und nur ein Mal spülen, dann – schau mich doch nicht so an!
    – Aber du machst es kaputt, wenn du’s so erzählst, sagte Magda.Bei dir klingt es so, als würde ich dich zwingen. Es ist nur eine Idee, dem Planeten zu helfen.
    – Indem ich jedes Mal deine Hinterlassenschaft begutachten muss, wenn ich pinkeln gehe?
    – Ach, du bist so ein Rhinozeros, sagte sie und gab ihm einen respektvollen, überniedlichen Stupser mit ihrem Zeigefinger.
    Robert musste wegsehen. Seine Hand betastete die Unterseite des Tisches. Er fand eine Schraube, schob die scharfe Kante des einige Millimeter hervorstehenden Schraubenkopfs unter seinen Fingernagel. Wie war es wohl, Hunderte winzige Fliegen einzuatmen und an ihnen zu ersticken? Das innere Gesumm, das Schlagen der Flügel …
    – Wasser wird auf diesem Planeten in den nächsten fünfzig Jahren immer knapper werden, sagte Magda. Der nächste Krieg wird um Trinkwasser geführt werden.
    Cordula nickte ernst.
    – Aber wenn ich nicht einmal mehr allein aufs Klo gehen kann, sagte Willi, dann kann mir der Planet den Buckel runterrutschen.
    Draußen vor dem Fenster schlug eine V 2- Rakete lautlos auf der Erde ein. Die Explosion spürte Robert unter seinem Fingernagel. Er zog die Hand unter dem Tisch hervor und untersuchte die verletzte Stelle. Ein kleiner roter Schimmer.
    – Außerdem können wir doch ums Wasser kämpfen, sagte Willi. Es wird ja nicht wirklich weniger, als würde es von Außerirdischen abgesaugt, sondern es wird verschmutzt. Da hat sie natürlich recht.
    – Ich find’s eigentlich gar keine schlechte Idee, sagte Cordula. Ich meine, Wasser zu sparen. Jedes Mal, wenn Robert badet, denke ich mir: Mein Gott, diese Tonnen von sauberem Trinkwasser. Dabei könnte

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