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Indigo (German Edition)

Indigo (German Edition)

Titel: Indigo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens J. Setz
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man doch auch in einem Fluss baden.
    – So wie in Indien, sagte Magda.
    – Im Ganges?, sagte Willi. Mein Gott, diese schmutzige Brühe. Also, das ist doch hauptsächlich eine Maßnahme zur Eindämmung der Bevölkerung, dieser Fluss. Ich meine, in Indien, wo ehschon so unendlich viele Leute leben, Slums, einarmige Kinder, die Flöte spielen, und was weiß ich was alles, also haben die einfach diese Hindu-Religion erfunden, bei der sie nicht wie normale Leute in eine Kirche, sondern eben in diesen Fluss gehen und dort in den Wellen beten. Und der Fluss ist voller E.-coli-Erreger und toter Ratten und so weiter.
    – Iieh, sagte Cordula.
    – Warum musst du immer aus allem das Schöne rauszupfen?, fragte Magda.
    Willi hob die Hände.
    – Ich finde es bizarr, sagte Robert.
    Alle schauten ihn an, glücklich darüber, dass er sich am Gespräch beteiligte. Robert musste sich wieder abwenden. Aber er sprach weiter:
    – Ja, ich finde es bizarr, wie viele Filme in Indien jedes Jahr produziert werden.
    – O mein Gott, Bollywood!, sagte Willi.
    Wie bereitwillig sie sich auf sein Thema stürzten. Ihn einbeziehen. Den ausgebrannten Dingo. Er tastete nach der tröstenden Schmerz spendenden Schraube, konnte sie aber nicht mehr finden.
    – Alles wird immer zum Musical!, sagte Willi. Hamlet? Musical. Superman? Am Ende tanzen sie und singen. Sogar das Leben von Abraham Lincoln ist von denen verfilmt worden, und irgendwann gibt es eine Schlägerei zwischen Abolitionisten und Anti-Abolitionisten in einer Bar, und dann singen sie wieder und tanzen um eine verschleierte Frau … Indien überhaupt, ein total bizarres Fernsehland. Da gab’s diese Show, wo irgendein Kind Michael Jackson dargestellt hat.
    – Eine Actionserie?, fragte Robert.
    – Nein, so eine Talentshow. Und ein Kind hat getanzt wie Michael Jackson. Total schwul.
    – Also!, sagte Cordula.
    Willi redete weiter:
    – Aber was ich nicht kapiere: Warum verkleidet sich ein jungerBursche als Pädophiler? Ich meine, das ist irgendwie unheimlich. Das ist eine Möbiusschleife.
    – Es ist doch gar nicht bewiesen, sagte Magda.
    – Michael lebt, sagte Robert.
    – Das auch noch, stimmte Willi ihm zu. Wieso verkleidet sich ein Bub als Pädophiler? Warum nicht wenigstens als Elvis?
    – Weil der tot ist, sagte Robert.
    – Aber der war doch gar nicht …, begann Cordula. Ihr müsst immer alle Leute verurteilen, obwohl sie’s nicht waren!
    – Stimmt, so wie den Hautabzieher, meinen Mathelehrer!
    – Was?, fragte Magda.
    – Mich machen diese Möbiusschleifen jedenfalls total krank, sagte Willi.
    – Du redest immer solchen Unsinn!, sagte Magda.
    Sie sagte es anerkennend.
    – Generell Schlangen, die sich in den eigenen Schwanz beißen, sagte Willi. Und außerdem, wie kommt so ein Kind überhaupt auf die Idee, sich so zu bewegen? Ein Tanz, der so viele Jahre tot war. Die sollten lieber in Minen arbeiten, Steine klopfen und so. Oder betteln – habt ihr diese zugedröhnten Kinder gesehen, die in der Stadt herumlaufen und in Cafés betteln? Was weiß ich, was die machen, wahrscheinlich Klebstoff schnüffeln. Wenn die neben mir stehen, ich schwör dir, dann steigt’s mir so auf – (Willi deutete mit einer Hand vor der Brust einen steigenden Wasserstand an), und dann krieg ich alle Zustände. Mir wird speiübel bei diesen Kindern. Ich schau mich dann immer automatisch um, ob irgendwo ein iBall hängt.
    Robert lachte und deutete in die Ecke.
    – Geh, du bist gemein!, sagte Magda.
    Ein Augenblick Stille.
    – Ah, Scheiße, sagte Willi. Immer die Fettnäpfchen.
    Magda lachte gequält und starrte Robert an.
    – Ich bin nicht dein Fettnäpfchen, sagte Robert zu Willi. Du darfst mich Zuckerschneckchen nennen, aber nicht Fettnäpfchen.
    Willi lachte erleichtert.
    – Du ängstlicher Sack, sagte Robert. Wollen wir’s ausfechten? Kung Fu?
    – Ich würde dich so was von entehren, Sensei, sagte Willi und präsentierte seine Handkanten. Ich geb dir eine One-Punch-K. o.-Bruce-Lee-Kombination.
    Robert stand auf und machte die typische Bruce-Lee-Verbeugung: stockstarr, mit angespannten Brustmuskeln, begleitet von einem hohen:
    – Ooohhh.
    Willi stieß Magda an:
    – Hab ich’s dir nicht gesagt? Ist ein Naturtalent, der Typ.
    Robert setzte sich wieder. Sein Herz schlug, als hätte er gerade einen Bankraub hinter sich.
    – Ich hab bei Chuck Norris trainiert, sagte er. Ich kann Leute mit meiner bloßen Anwesenheit zum Kotzen bringen.
    Magdas Gesicht wurde

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