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Indigo (German Edition)

Indigo (German Edition)

Titel: Indigo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens J. Setz
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ernst.
    Willi lachte vorsichtig. Cordula war blass.
    – Wer ist Chuck Norris?, fragte Magda.
    – Du bist zu jung, sagte Willi.
    Du musst nur das Holz respektieren, Robin, sagte sich Robert und stellte sich vor, wie seine Handkante durch das Material drang. Ein einziger präziser Schlag. Knochen und Sehnen und Gelenkflüssigkeit.
    – Im klassischen Kung-Fu-Film geht es immer um die Aufhebung der Schwerkraft, sagte Willi.
    Robert blickte Magda direkt an. Okay, sie war Willis neue Freundin. Und sie sah wirklich gut aus. Neunzigerjahre-großrandige Brille, etwas altmodisch, aber das Spinnennetz-Ding um ihren Brustkorb stand ihr gut. Betonte ihre Brüste.
    – Ja, sagte Robert. Diese kleinen zappelnden Asiaten, die sind wie Fische in einem Aquarium, nicht? Wenn sie sich schnell genug bewegen, können sie vielleicht sogar fliegen. Du hast recht.
    – Klingt spannend, sagte Magda.
    Willi legte eine Hand auf ihre Schulter.
    – Es gibt da außerdem so eine Einstellung in den klassischen Eastern der Shaw Brothers. Alles vor unserer Geburt, aber trotzdem das Erhabenste, was du je gesehen hast. Der Rückwärtssprung. Das ist eigentlich eine Aufnahme von einem Kämpfer, der einfach auf majestätische Art (Robert hob die Arme zu einer improvisierten Drachen-Kampfstellung) von einem erhöhten Platz herunterspringt, aber dann wird es rückwärts abgespielt, damit es so aussieht, als würde er rückwärts hochspringen. Das sieht tatsächlich aus wie Fliegen.
    Magda lächelte.
    – Weißt du, ein Kaugummi würde in deinem Mund wirklich gut aussehen, sagte Robert zu ihr.
    Er spürte, wie Cordula ihn sanft unter dem Tisch mit dem Fuß berührte.
    – Pass auf deinen Fuß auf, sagte er zu ihr, dann wandte er sich an Magda: Welchen Kaugummi würdest du bevorzugen? Ich meine, die Wahl des Kaugummis ist ja wirklich wichtig, viel wichtiger als beispielsweise die Wahl einer Krawatte oder einer bestimmten Frisur.
    – Ich mag keine Kaugummis, sagte Magda.
    – Nicht? Das ist wirklich schade, sagte Robert. Ich hätte es nämlich gern mal gesehen.
    – Ha, sagte Willi.
    Es klang weniger wie ein Lachen, eher wie das Bellen eines Hundes, der registriert, dass sich ein Fremder dem Gartentor nähert.
    – Ja, mit alten Filmen kennt er sich richtig gut aus, sagte Cordula und deutete auf Robert. Aber versuch mal, ihn in ein Kino zu schleppen …
    – Kung Fu, sagte Robert. Du musst das Holz respektieren. Wenn du einen dicken, fetten, blöden Holzblock vor dir hast, und der sieht dich so saudumm an und hat auch noch seinen neuen, kleineren Holzblock-Kumpel mitgebracht, dann musst du ihn trotzdem respektieren und ihn … ja, eben respektieren. Mehr geht nicht. Der Rest erledigt sich dann von selbst.
    Er machte einen Handkantenschlag auf die Tischplatte.
    – Ah, sagte er. Seht ihr? Das Holz hier hab ich nicht genug respektiert.
    Alle schwiegen. Magda hielt den Mund etwas schief, was vielleicht die Andeutung eines Lächelns war.
    – Oh, jetzt schauen mich alle an, sagte Robert. Ich hab mich lächerlich gemacht. Aber nehmt mich einfach nicht ernst, ich … ich weiß auch nicht, was da vorhin in mich gefahren ist. So bin ich eben manchmal, Kaugummi, na ja, hahaha, da kann man eben nichts machen, von Zeit zu Zeit, weißt du – 
    Willi fing zu lachen an. Es war längst überfällig.
    – Scheiße, es gibt nichts Witzigeres auf der Welt als Robert, der sich entschuldigt, sagte er. Ich hätte das ernste Gesicht vielleicht noch länger halten können, aber meine Gesichtsmuskeln tun weh.
    Magda lachte jetzt auch.
    Robert stand auf und deutete eine Verbeugung an. Dann ging er einmal um den Tisch herum und zog eine Kaugummipackung aus der Innentasche seiner Jacke, die neben der friedlich auf einem Fleck herumeiernden Zeitung auf einem Stuhl lag. Er nahm einen Kaugummi heraus und warf ihn Willi zu, der ihn auffing und noch lauter lachte.
    Cordula hatte beide Hände auf die Tischplatte gelegt. Sie blickte niemanden an.
    Willi ließ den Kaugummi auf die Tischplatte fallen und versetzte ihm Schläge mit seiner Faust, bis er ganz platt war.
    – Respektiert, den, Kaugummi! So …
    Robert lachte. Dann sagte er:
    – Sag mal, Willi, warum bringst du eigentlich jedes Mal eine andere Frau mit zu uns?
    – Huh!, machte Willi und schaute zu Magda.
    Sie sah ertappt aus, fand Robert.
    – Wollte sie mich sehen, hm?, fragte er. Den Dingo besuchen?
    – Also, jetzt warte mal, sagte Willi und hob die Hand.
    – Ich wollte niemanden sehen, sagte

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