Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
Vom Netzwerk:
entdecken.
    Aus der Richtung, in der die Wohnmobile standen, kam fröhliches Gelächter. Auf der anderen Seite war es still. Unter der Woche waren nur wenige Ferienhütten bewohnt.
    Ich lief auf der linken Seite um den Supermarkt herum, um zu den Toiletten zu gelangen, als ich Brandees Stimme hörte. »Mir... schlecht... Scheiße... bezahle dich gut.«
    Das kam von der Seite des Supermarktes, wo sich das öffentliche Telefon befand, und ich ging ein Stück näher an die Ecke heran, um besser hören zu können, was Brandee sagte. Mit wem zum Teufel telefonierte sie um diese Zeit?
    In einer Dusche brannte Licht und jemand stellte das Wasser an. Jetzt konnte ich Brandee nicht mehr verstehen und musste noch näher herangehen. Als ich nur einen Meter entfernt von der Ecke stand, bemerkte ich, dass sie gar nicht telefonierte. Eine männliche Stimme sagte: »Die Bullen haben meine kleine Plantage entdeckt und alles vernichtet. Aber reg dich ab, ja, ich hab was anderes für dich.«
    Milo, schoss es mir durch den Kopf. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Hauswand und hielt den Atem an. Brandee traf sich mit Milo, um Gras zu kaufen.
    »Die Psilos hauen mächtig rein«, hörte ich Milo sagen. »Du wirst deinen Spaß haben.«
    »Und es kann wirklich nichts passieren?« Brandees Stimme klang jetzt beinahe weinerlich. »Was ist mit Nebenwirkungen?«
    »Keine Nebenwirkungen«, sagte Milo. »Die Dinger sind völlig harmlos, glaub mir. Die schicken dich auf einen Megatrip und nach ein paar Stunden merkst du nichts mehr. Gut kauen und mit Wasser runterspülen... schmecken ein bisschen bitter.«
    Ich versteckte mich hinter einem Getränkeautomaten. Die Tür zu einer der Duschen war gleich nebenan und stand weit genug offen, sodass ich hineinschlüpfen konnte, falls Brandee und Milo um die Ecke kommen würden.
    Danach war es still. Ich wollte Milo auf keinen Fall begegnen und Brandee auch nicht, darum zog ich mich sicherheitshalber in mein Versteck zurück und zog die Tür ein Stück zu. Kurz darauf sah ich durch den Türspalt, wie Brandee in Richtung Strand davonschlich.
    Was zum Teufel hatte Milo ihr da verkauft? Ich musste daran denken, was Conrad heute Morgen im »River’s Edge« zu mir gesagt hatte. Dass Milos Art, die Weißen zu bekämpfen, war, ihnen Drogen zu verkaufen, mit denen sie sich dann selbst zugrunde richteten.
    Ich mochte Brandee nicht, kein bisschen. Sie war eine arrogante Schnepfe, aber ich machte mir ernsthaft Sorgen um sie, nach dem, was Milo da gerade gesagt hatte. Mit Drogen kannte ich mich nicht aus. Was musste man gut kauen und mit Wasser runterspülen? Psilos – war das irgendeine neue synthetische Droge? Ich hatte jedenfalls noch nie davon gehört, aber das sollte nichts heißen.
    Ich zog die Tür richtig zu und ging auf die Toilette. Als ich wieder herauskam, lief ich Josh in die Arme.
    »He, he, he«, lallte er, »wen haben wir denn da? Das Geburtstagskind.« Als Josh versuchte, mich zu küssen, stieß ich ihn von mir weg. Ein liebestrunkener, sturzbesoffener Josh hatte mir jetzt gerade noch gefehlt.
    »Ich mag dich wirklich, Smilla«, nuschelte er, »das musst du doch längst gemerkt haben.« Josh fiel mit dem Rücken gegen die Wand und grinste mich dämlich an. Ein paar zottelige Locken fielen über seine Augen.
    Aus der Dusche kam eine Frau mit nassen Haaren und einem Handtuch über der Schulter. »Hi«, grüßte sie uns und ging über den Platz zu den Wohnmobilen.
    »Verschwinde, Josh«, sagte ich. »Ich dachte, das hätten wir längst geklärt.«
    »Warum stellst du dich so an?« Er schwankte mir entgegen. »Bei deinem Häuptling bist du doch auch nicht zimperlich.«
    Ehe er auf mich fallen konnte, schlüpfte ich zurück in die Toilette und schob den Riegel vor. Diese Tür würde ich nicht eher wieder öffnen, bis Josh da draußen verschwunden war, und wenn ich die ganze Nacht auf dem Klodeckel sitzend verbringen musste!
    Josh hämmerte mit der Faust gegen die Tür. »Komm raus da, Miss Rühr-mich-nicht-an. Ich habe dir nichts getan.«
    Doch, dachte ich wütend. Du gehst mir auf die Nerven. Ich war wirklich bedient von Joshs angeblicher Zuneigung und seiner Art, sie mir zu zeigen.
    Er hämmerte noch ein paarmal mit der Faust gegen die Tür, dann hörte ich, wie er sich dagegenlehnte. Ich stand nur ein paar Zentimeter von der Tür entfernt und mir war, als würde ich ihn schluchzen hören. Josh weinte. Das war der Hammer! Ich hoffte, dass es am Alkohol lag und nicht wirklich an mir. Du hast ihm

Weitere Kostenlose Bücher