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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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von Anwesenheit. Als ob jemand uns beobachtete. War das Conrad? Stand er irgendwo verborgen und besah sich das Spektakel? Suchte er meine Nähe oder hatte ich ihn dadurch, dass ich mich um Josh gekümmert hatte, zu sehr verletzt?
    Brandee tanzte jetzt wild und ungestüm wie ein Derwisch, die Arme wie Flügel auf dem Rücken verdreht, und ich fürchtete jeden Moment, sie könnte ins Feuer stolpern. Sie war nicht frei , das wurde mir nun klar, sie war getrieben . Brandee wirkte überdreht und verängstigt zugleich. Es schien, als ob sie nicht mehr aufhören könne zu tanzen. Ihre schwarze Schminke begann zu verlaufen, das gab ihr noch zusätzlich ein gespenstisches Aussehen.
    Mir wurde angst und bange, weil ich nicht wusste, wie der Tanz enden sollte – wie der ganze Abend enden sollte. Doch auf einmal taumelte Brandee wie ein verletzter Vogel und fiel in Alecs Arme. Sie leckte ihm mit der Zunge über das Gesicht und lachte wie eine Irre. Das Ganze war Alec sichtlich unangenehm, aber er wusste nicht, wie er sich Brandee vom Leib halten sollte. Als es ihm schließlich zu bunt wurde, machte er sich unsanft von ihr los und stand auf. »So, Leute«, sagte er gereizt, »mir reicht’s. Ich gehe schlafen.«
    Brandees Stimme überschlug sich, als sie ihm hinterherrief: »Hau doch ab, ich brauch dich nicht.« Sie lachte. Es war ein einsames, ein tieftrauriges Lachen.
    »Ich gehe auch schlafen«, sagte ich und erhob mich. »Danke für alles.«
    Ich putzte Zähne und sah, dass auch Mark und Janice sich in ihr Zelt zurückzogen. Noch einmal lauschte ich in die Nacht, aber da war nichts, ich musste mich wohl getäuscht haben.
    Keine Ahnung, wie lange ich noch wach lag. Das Donnern der Brandung schluckte die Stimmen am Feuer. Einmal hörte ich, wie Brandees Lachen in Schluchzen umschlug. Was war bloß los mit ihr? Schon seit zwei oder drei Tagen war sie in dieser eigenartigen Stimmung und die Drogen hatten dafür gesorgt, dass sie völlig abdrehte. Brandee tat mir leid. Dass Alec einfach schlafen ging und sie in diesem Zustand allein ließ, fand ich grausam von ihm. Conrad hatte recht: Die Clique war ein erbärmlicher Haufen.
    Nach wie vor war ich wütend auf Josh. Nicht nur wegen seiner verbalen Attacken und der plumpen Versuche, doch noch bei mir zu landen, sondern auch, weil er Conrad und mir den Abend verdorben hatte.
    Morgen, dachte ich. Morgen werde ich zu ihm gehen und ihm sagen, dass ich ihn auch in meiner Welt lieben werde.
    Hinter den lodernden Flammen des Feuers sieht die junge Frau aus wie ein Geist. So etwas hat Conrad noch nie gesehen. Ihr wilder Tanz fasziniert ihn und stößt ihn gleichzeitig ab. Er ahnt, was mit ihr los ist.
    Conrad sieht Smilla, sieht die Besorgnis in ihren Meeresaugen. Sie sorgt sich um alle, auch um die, die ihr wehgetan haben. Das kann er nicht begreifen, doch gleichzeitig liebt er Smilla dafür.
    Ja, er liebt sie. Deshalb ist er hier. Er muss es ihr unbedingt sagen, noch in dieser Nacht. Conrad sieht, dass Smilla unglücklich ist, und das kann er kaum aushalten. Er will sie beschützen, für sie da sein. Er will, dass sie sich sicher fühlt.
    Conrad beobachtet, wie der Wikinger schlafen geht. Endlich! Offensichtlich hat er genug von seiner abgedrehten Freundin. Auch Smilla geht. Conrad weiß nicht, wie er mit ihr sprechen kann, ohne aufzufallen. Er will nicht, dass sie Ärger bekommt, denn den hat sie seinetwegen schon genug. Also wartet er.
    Schließlich gehen der Supersurfer und seine Blondine schla fen, die Rothaarige folgt wenig später. Nun sitzt die Schwarzhaarige allein mit Josh am Feuer. Sie redet und lacht, gebärdet sich wie eine Irre. Conrad wartet und hofft, dass auch die beiden endlich in ihre Zelte verschwinden, denn er muss mit Smilla sprechen, unbedingt. Die Zeit verstreicht und bestimmt ist sie längst eingeschlafen.
    Kurz überlegt Conrad, ob er aufgeben und am nächsten Morgen mit ihr sprechen soll. Aber die Sehnsucht nach Smillas Nähe ist stärker als die Vernunft.
    Er versucht, unbemerkt zu ihrem Zelt zu kommen. Doch plötzlich taucht Boone überraschend aus der Dunkelheit auf, der einen Rest Fleisch im Sand schnuppert. Das Mädchen sieht den Wolfshund, ihre Augen weiten sich vor Entsetzen. Ohne ein Wort springt sie auf und stürzt davon, läuft ziellos ins Dunkel.
    Josh flucht leise, aber dann setzte er dem Mädchen nach. Conrad wirft noch einen sehnsüchtigen Blick auf Smillas Zelt und läuft den beiden hinterher.

22. Kapitel
    I n der Nacht hatte ich unruhig

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