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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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darauf gespannt, Mark auf seinem riesigen Surfbrett zu sehen und Janice ging es mit Sicherheit nicht anders.
    Joshs laute Musik hallte wieder über den Strand, die Beach Boys sangen Surfing USA . Ich wandte mich um, weil mir Grapefruitduft in die Nase stieg. Wo kam der auf einmal her? Brandee hatte ein Handtuch über der Schulter und machte sich auf den Weg, die Duschen zu erkunden. Laura blätterte in einem Modemagazin und Janice las in »Twilight«. Josh und Alec waren dabei, ihre Bretter zu wachsen. Daher kam der Duft, es war das Wachs. Neugierig ging ich zu ihnen hinüber. Josh gab mir das seifenförmige grünliche Stück in die Hand. »Mr. Zog’s SEX WAX« stand darauf.
    Josh grinste mich anzüglich an. »Universell einsetzbar«, meinte er. »Du solltest es benutzen.«
    »Was?« Ich sah ihn mit großen Augen an.
    »Ich meine, du solltest dein Brett damit wachsen. Na los, Smilla, bring es her. Ich zeige dir, wie es geht.«
    Ich holte das abgeschabte Boogie und Josh erklärte mir, dass die Oberseite des Brettes gewachst wurde, damit die Füße beim Surfen nicht abrutschen konnten. Das Wachs wurde mit kreisenden Bewegungen aufgebracht. Josh legte seine Hand auf meine und demonstrierte mir, wie es ging. Seine Hand war warm und groß.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass es niemals dazu kommen würde. Ich meine, dass ich auf einem Surfbrett stehen würde. Trotzdem tat ich Josh den Gefallen und wachste mein Zwergenbrett nach allen Regeln der Kunst.
    Als ich fertig war, stellte ich es zurück neben Marks Longboard. Joshs Musik begann, mir auf die Nerven zu gehen. Ich holte meinen kleinen Rucksack mit der Kamera aus dem Zelt und sagte zu den anderen: »Ich gehe mir La Push ansehen.«
    Laura und Janice sahen nicht einmal von ihrer Lektüre auf. Alec hob den Kopf und musterte mich mit einem merkwürdigen Blick. »Wie du meinst, Midget«, sagte er schließlich. »Aber nimm jemanden mit.«
    Erstaunt runzelte ich die Stirn. »Wieso das denn?« Auf meinen Fotosafaris war ich am liebsten allein, weil ich wusste, wie anstrengend es sein konnte, wenn jemand andauernd stehen blieb und die Kamera zückte.
    »Weil es besser ist«, antwortete Alec.
    Ich sah ihn fragend an, wartete auf eine Erklärung, aber er zuckte nur mit den Achseln. »Janice, nun geh schon mit«, forderte er seine Schwester auf.
    »Mein Buch ist gerade irre spannend«, protestierte sie schmollend. »Außerdem sind wir hier in Amerika und nicht in Afghanistan.«
    »Komm schon«, drängte Alec seine Schwester.
    Widerwillig legte Janice ihr Buch zur Seite. »Na gut, wenn du drauf bestehst. Allzu groß kann das Nest ja nicht sein.« Sie zog ihre abgeschnittenen Jeans und ein T-Shirt über den Bikini, holte sich ihre Stofftasche aus dem Zelt und wir gingen los.
    Janice und ich nahmen den Trampelpfad bis zum Supermarkt, liefen über den Parkplatz und dann den breiten Weg quer durch das »Ocean Park Resort«. Die Ferienhütten der verschiedenen Kategorien standen geschützt unter hohen Fichten. Kleine Cabins mit Moos auf den Dächern auf der rechten Seite und linker Hand, mit Blick zum Meer, die luxuriösen Strandhäuser mit Veranda und riesigen Glasfenstern, die ich schon vom Camp aus gesehen hatte. Schließlich endete das Waldstück und wir kamen an einem lang gestreckten flachen Wirtschaftsgebäude vorbei, in dem sich auch die Rezeption für das »Ocean Park Resort« befand.
    »Vielleicht gibt es hier schönere Postkarten als im Supermarkt«, meinte Janice. »Mom hat gesagt, wir sollen ihr unbedingt eine schicken.«
    Wir liefen den Weg hinauf zum Eingang der Rezeption, der an der Hauptstraße lag. In dem kleinen Raum gab es einen Ständer mit Postkarten und Büchern, einen mit T-Shirts und Sweatshirts und zwei Vitrinen mit kunsthandwerklichen Arbeiten der Quileute: geflochtene Körbe mit verschiedenen Mustern, die kleinsten so winzig, dass sie als Ohrschmuck verkauft wurden. Bemalte Schnitzereien, die von hoher Fertigkeit zeugten: grimmige Masken, Kanus und Miniaturtotempfähle. Dünne Armbänder, deren Perlen aus getrockneten Beeren laut Beschreibung vor Geistern schützen sollten.
    Janice suchte Postkarten aus und ich sah mir die Preisliste für die verschiedenen Unterkünfte an. Eine Nacht in einem der Strandhäuser kostete 280 Dollar. Wow, dachte ich, nicht schlecht. Nachdem Janice ihre Postkarten bei der wortkargen Indianerin hinter der Kasse bezahlt hatte, verließen wir den Laden.
    Wir liefen den asphaltierten Fußweg neben der Hauptstraße entlang, der

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