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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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und wären hier verschwunden. Aber unsere kleine Hobby-Anthropologin wollte ja unbedingt bleiben.« Ein weiteres Mal traf mich ihr vernichtender Blick, dann stolzierte sie davon zu ihrem Zelt.
    »Klasse Auftritt«, sagte Josh.
    Als ob ich die Einzige gewesen wäre, die bleiben wollte.
    »Manchmal nervt sie, oder nicht?«, fragte Laura mit verhaltener Stimme. »Außerdem spricht sie im Schlaf.«
    Josh grinste. »Was erzählt sie denn so?«, fragte er. »Vielleicht irgendwelche kleinen Geheimnisse über Alec?«
    »Halt die Klappe, du Blödmann«, fuhr Alec seinen Freund an.
    »Wahrscheinlich übt sie ihre Rolle für den nächsten Tag«, meinte Janice.
    »Ich glaube, sie kämpft mit irgendwelchen Dämonen«, sagte Laura leise. »Das ist richtig unheimlich.«
    »Vielleicht sollte sie einfach weniger kiffen«, bemerkte Janice. »Sie ist ganz gut dabei.«
    Alec sah Josh fragend an.
    Der zog seine Hosentaschen nach außen und machte ein unschuldiges Gesicht. »Mein Gras ist alle. Ich hatte bloß ein paar Gramm dabei.«
    »Hey Leute, der Swell ist gut«, meldete sich Mark zu Wort. »Nicht mehr lange und die Flut kommt herein. Ich möchte wetten, dann gibt es ein paar passable Wellen.«
    Augenblicklich sahen alle zum Meer und mit einem Mal herrschte wieder diese fieberhafte Emsigkeit. Die Wachsschicht auf den Brettern wurde ein letztes Mal begutachtet, die Neoprenanzüge von Sand befreit und angezogen.
    Auch ich holte meinen nagelneuen Surfanzug hervor.
    »Du willst es versuchen?«, fragte Janice.
    »Ja. Vielleicht kannst du mir ein paar Tipps geben.« Ich stieg in den Neoprenanzug und sie zog den Reißverschluss zu. Der Anzug war so eng, dass er sich wie eine zweite Haut anfühlte und ich plötzlich das Gefühl hatte, kaum noch Luft zu bekommen.
    Janice sah die Panik in meinen Augen. »Das gibt sich, wenn du erst im Wasser bist«, sagte sie und drehte mir den Rücken zu, damit ich den Reißverschluss an ihrem Anzug schließen konnte. »Ich bin selbst noch eine Anfängerin, aber ein bisschen was kann ich dir sicher beibringen. Am besten lernst du, wenn du beobachtest, wie es die anderen machen.«
    Wir trugen unsere Bretter hinunter zum Strand. Die anderen hatten sich bereits durch das schäumende Weißwasser gekämpft und warteten weiter draußen auf die richtigen Wellen. Skeptisch blickte ich auf die im Wasser schaukelnden Gestalten und die schaumgekrönten Wellen, die vom Meer hereinkamen.
    »Mach mir einfach alles nach«, sagte Janice. »Das sind bloß Babywellen, es kann nichts passieren.«
    Babywellen?
    Kurzzeitig verließ mich der Mut, aber dann warf ich mich neben Janice in die Brandung. Es war schwierig, mit dem Brett durch das Weißwasser zu kommen, aber ich war eine gute Schwimmerin und schaffte es. Doch schon kurze Zeit später fühlte ich mich dem Drängen der Wellen erbarmungslos ausgesetzt.
    Janice, deren Haare eine mausgraue Farbe hatten, wenn sie nass waren, dümpelte ganz gelassen neben mir. Sie gab mir gute Ratschläge, die ich allerdings kaum hörte, so sehr hatte ich damit zu tun, auf dem Brett zu bleiben, das durch die Fangleine mit meinem Handgelenk verbunden war. Gischt spritzte mir ins Gesicht und ich hatte den salzigen Geschmack des Ozeans im Mund und in den Nebenhöhlen.
    Ich gab mir wirklich Mühe, aber für mich war das Ganze kein Vergnügen, sondern ein Kampf. Ein Kampf gegen die Wellen, die mich vom Brett ziehen wollten, das ich ängstlich umklammerte, während Janice auf ihrem Surfbrett zum Strand ritt. Die euphorischen Jauchzer der anderen drangen durch das Brandungsrauschen zu mir.
    Eine gischtschäumende Welle überraschte mich. Sie brach sich auf meinem Kopf und wirbelte um mich herum. Als ich wieder auftauchte, japste ich panisch nach Luft und klammerte mich an meinem Boogie fest. Plötzlich hatte ich jemanden hinter mir. Es war Josh und er spürte meine Panik.
    »Alles klar mit dir?«
    Ich hustete Salzwasser und nickte.
    »Du musst die Wellen immer im Blick haben, hörst du.«
    »Ich versuch’s«, sagte ich keuchend.
    »Okay. Mach einfach nach, was ich mache.«
    Na prima, dachte ich. Noch so einer.
    Josh paddelte auf eine Welle zu und ich versuchte das auch. Er beobachtete mich und rief: »Nicht rumhampeln, hörst du? Konzentrier dich auf das Wesentliche.« Er drehte sich mit seinem Brett in Richtung Strand. Als die Welle ihn erfasste, stand er auf und hielt mit den Armen die Balance. Es sah ganz einfach aus.
    Verdammt, dachte ich, von wegen Nachmachen!
    Die Welle hob mich hoch. Ich

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