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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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parkten die Autos gleich neben dem Jeep mit dem Logo der Stammespolizei. Alec, Josh und ich betraten den holzverkleideten grauen Bau und folgten den Hinweisschildern bis zu einer Tür, an der »La Push Police – Sheriff Howe« stand. Alec klopfte.
    Ein Indianer in Jeans, grünem Hemd und schwarzer Weste erschien in der Tür. Er war einen halben Kopf kleiner als Alec. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und von ein paar grauen Strähnen durchzogen, die nicht zu seinem jungen Gesicht passten. Ich schätzte ihn auf Mitte dreißig, trotz der grauen Haare. Er runzelte die Stirn und musterte uns mit seinen wachsamen dunklen Augen.
    »Sheriff Howe?«, fragte Alec.
    »Der bin ich. Was kann ich für euch tun?«
    »Wir wollen Anzeige erstatten wegen Sachbeschädigung.«
    Mit einem Seufzen holte uns der Polizist in sein Büro und bot uns Plätze auf den Besucherstühlen an. Er setzte sich in den schwarzen Bürostuhl hinter seinem Schreibtisch und fragte nach unseren Namen, die er sich notierte. Alec Turner, Joshua Kline, Smilla Rabe. Nachdem er meinen Namen aufgeschrieben hatte, hob er den Kopf, musterte uns noch einmal der Reihe nach aufmerksam und fragte: »Was ist passiert?«
    »Irgendein Idiot hat heute Nacht unsere Autos beschädigt«, sagte Alec. Er erzählte von der kaputten Heckscheibe und dem aufgemalten Spruch, dass wir uns verpissen sollten. Der Polizist zog zwei Formulare aus einer Schublade und reichte sie Alec und Josh. »Seid ihr beiden die Fahrzeughalter?«
    Sie nickten.
    »Dann füllt das aus.«
    Er gab jedem von ihnen einen Kuli und Josh und Alec begannen zu schreiben. Chief Howe trat ans Fenster und sah hinaus, bevor er seinen Blick wieder auf die beiden richtete. »Gab es irgendwelchen Ärger?«, wollte er wissen. Und als Alec ihn fragend ansah, fügte er hinzu: »Ich meine, ging dem Ganzen ein Streit voraus? Habt ihr eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
    »Nein«, antwortete Alec. »Irgendwer hat was gegen uns, keine Ahnung, warum.« Er konzentrierte sich wieder auf das Formular.
    »Seid ihr das erste Mal in La Push?«
    »Letzten Sommer waren wir das erste Mal da.«
    Der Chief nickte nachdenklich und strich sich über das Kinn. »Es tut mir leid, dass ihr Unannehmlichkeiten habt«, sagte er. »Aber es kommt hin und wieder vor, dass so etwas passiert. Ein paar Leute in La Push mögen keine Fremden.«
    »Was werden Sie jetzt unternehmen?«
    »Ich werde die Augen offen halten«, sagte Howe. »Und ihr solltet euch an die Regeln halten.«
    »Welche Regeln?« Josh sah von seinem Formular auf.
    »Kein Alkohol, keine Drogen, den Strand sauber halten.«
    Josh zuckte mit den Schultern. »Ach so. Ja, schon klar.«
    Als beide ihr Formular ausgefüllt und unterschrieben hatten, reichten sie es dem Polizisten zurück.
    »Okay«, sagte Howe, nachdem er die Papiere überflogen hatte, »dann wollen wir den Schaden mal begutachten.« Er holte eine Digitalkamera aus einem Metallschrank und überprüfte den Akku.
    Als wir hinter ihm das Gebäude verließen, sah ich, dass ein paar einheimische Jugendliche um unsere Autos herumstanden und sich königlich amüsierten. Es waren Kids mit Skateboards, aber auch ein paar ältere Jungen und Mädchen. Ich fragte mich, wo die auf einmal alle herkamen.
    »Hallo Chief«, sagte ein Junge mit Bürstenhaarschnitt und einem schwarzen »WEREWOLFES • LA PUSH«-T-Shirt. »Haben Sie einen neuen Fall?«
    »Schon möglich, Rob. Vielleicht kannst du mir ja etwas dazu erzählen.«
    Der Junge grinste. »Nee, keine Ahnung. Sieht aber ganz nach einem Streit zwischen Vampiren und Werwölfen aus.«
    Die anderen Jugendlichen kicherten. Wenn ich sie ansah, blickten sie weg. Vampire und Werwölfe schienen hier das große Thema zu sein. Der Junge sah allerdings vollkommen harmlos aus und ich traute auch keinem der anderen zu, dass sie unsere Autos beschädigt hatten. In mir keimte das ungute Gefühl, dass die beiden jungen Indianer, denen wir vor dem Supermarkt und im »River’s Edge« begegnet waren, etwas mit der ganzen Sache zu tun hatten. Ihre Feindseligkeit war offensichtlich gewesen, sie hatten aus ihrer Abneigung gegen uns keinen Hehl gemacht. Offen gesagt wunderte mich, dass weder Josh noch Alec die beiden erwähnt hatten. Ich dachte kurz daran, es selbst zu tun, ließ es aber bleiben.
    Der Chief lief um die beiden Autos herum und besah sich alles genau. Er schoss Fotos von der kaputten Heckscheibe und der Schmiererei und machte sich Notizen. »Tut mir leid«, sagte er schließlich

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