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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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nicht abschrecken zu lassen, war eine Möglichkeit, es herauszufinden.
    »Danke für den schönen Tag«, sagte ich.
    Er nickte.
    »Sehen wir uns morgen?«
    »Komm zum Frühstück ins ›River’s Edge‹«, sagte er. »So gegen acht, okay?«
    Was, wenn ich nicht gefragt hätte? »Okay.« Ich stieg auf das Trittblech, beugte mich zu ihm herein und gab ihm einen Kuss. »Bis morgen.«
    Kurz erhellte ein Lächeln sein Gesicht, dann fuhr Conrad los und ich winkte ihm.
    Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Josh soeben aus dem Supermarkt gekommen war und diesen Kuss gesehen hatte. Er hatte eine Colaflasche in der Hand und schaute finster drein. Um so zu tun, als hätte ich ihn nicht gesehen, war es zu spät. Außerdem wäre es kindisch gewesen. Also fasste ich mir ein Herz und steuerte geradewegs auf ihn zu.
    »Hi Josh.« Ich gab mir Mühe, locker zu klingen.
    »Ach, hau doch ab.« Er drehte sich um und lief los.
    »Hey, was soll das? Ich habe dir nichts getan.« Ich lief ihm hinterher und stellte mich ihm in den Weg.
    »Was das soll?«, fuhr er mich an. »Wieso ausgerechnet er, Smilla? Willst du mich verarschen? Mich zum Affen machen?«
    »Wie wäre es, wenn du dich zur Abwechslung mal nicht so wichtig nimmst«, sagte ich. »Wie kannst du bloß so rassistisch sein?«
    »Rassistisch? Du hast sie ja nicht mehr alle.« Josh lachte schallend und zeigte mir einen Vogel. »Geh mir aus dem Weg, okay?« Als ich mich nicht rührte, schob er mich unsanft zur Seite und stapfte los. »Ohne Scheiß, Smilla, du hast ja keine Ahnung, was hier eigentlich abgeht.«
    Ich lief ihm hinterher. »Dann erzähl es mir, Josh. Was geht hier ab?«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, leck mich doch. Du hast wahrscheinlich zu viele Vampirromane gelesen.«
    »Red nicht solchen Schwachsinn, okay? Erzähl mir lieber, was wirklich los ist.«
    »Nichts ist los. Du hast ein verdammtes Helfersyndrom und hältst dich für scheißliberal, weil du aus Europa kommst. Vermutlich findest du es romantisch, mit einem echten Ureinwohner zu vögeln. Ich hätte gleich merken müssen, dass du auf Ethno-Sex stehst.«
    Auf einmal musste ich lachen. Josh war eifersüchtig, und zwar nicht zu knapp. Beinahe tat er mir leid. Wenigstens konnte ich nun seine Wut besser verstehen. Ich hatte die ganze Zeit vermutet, dass er in seiner Eitelkeit gekränkt war, weil ich ihn hatte abblitzen lassen. Aber vielleicht hatte er sich ja tatsächlich in mich verliebt?
    »Komm schon, Josh, lass uns Freunde sein«, startete ich einen letzten Versuch.
    »Für’n Arsch, Freunde . Hau doch ab zu deinem Cujo.« Er ging schneller.
    Cujo? War das nicht der Bernhardiner aus einem von Stephen Kings Romanen? Ein Hund, der durch irgendetwas zur reißenden Bestie wurde? Ich wusste nicht, ob ich lachen sollte oder wütend sein. Auf jeden Fall versuchte ich nicht mehr, Josh einzuholen. Es war zwecklos. Er war stinksauer auf mich.
    Langsam und mit gesenktem Kopf trottete ich den Pfad ent lang. Alles war meine Schuld. Weil ich eine unverbesserliche Träumerin war, hatte ich mich in einen Quileute-Indianer verliebt, einen Jungen, den ich nicht haben konnte, jedenfalls nicht für mehr als eine kurze Urlaubsepisode. Und dabei hätte alles so einfach sein können. Zu Anfang hatte ich Joshua Kline anziehend gefunden. Und wenn ich meine Träumereien weiterhin auf ihn konzentriert hätte, wäre ich jetzt mit ihm zusammen und hätte (vielleicht) ein tolles Jahr in Seattle vor mir gehabt. Stattdessen hasste Josh mich nun und die Clique behandelte mich wie eine Aussätzige.
    Und das alles nur wegen meiner blödsinnigen Idee, allein auf den Ozean hinauszupaddeln. Conrad hatte mich vor dem Ertrinken gerettet und mein Herz war ihm zugeflogen wie ein verirrter Wellensittich. Von da an waren meine Gefühle nicht mehr zu bremsen gewesen, auch wenn mir das anfangs gar nicht bewusst gewesen war.
    Im Camp schien alles wie immer zu sein, abgesehen davon, dass Josh mich keines Blickes würdigte. Ich kroch ins Zelt, um mich umzuziehen. Janice kam mir nach. Sie wollte wissen, wie es gelaufen war, und ich erzählte ihr, dass wir am Strand entlanggewandert waren und ein Picknick gemacht hatten.
    Alecs Schwester musterte mich mit bohrendem Blick, während ich erzählte, als könnte sie mir ansehen, ob da mehr gewesen war zwischen Conrad und mir. Ich spürte bei Janice auf einmal eine merkwürdige Scheu mir gegenüber. Jedenfalls fragte sie nicht nach und ich war froh darüber.
    Am Abend gab es Fisch. Mark war am Hafen

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