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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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zwischen seinen Beinen etwas tat. Das ging mir alles viel zu schnell und außerdem erdrückte Conrad mich fast mit seinem Gewicht. Als er seine flache Hand unter meinen Hosenbund schob, hielt ich sie fest. »Nicht«, sagte ich.
    »Keine Angst«, flüsterte er atemlos. Er kramte mit der Rechten in seiner Hosentasche und zauberte ein knisterndes Tütchen mit einem Kondom hervor.
    Ich schluckte trocken. Conrad hatte wirklich an alles gedacht. »Das geht mir zu schnell«, stieß ich hervor.
    Er richtete sich auf und ließ das Kondom wieder in seiner Hosentasche verschwinden. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Vielleicht ist es dir entgangen«, sagte er, »aber wir haben nicht alle Zeit der Welt.«
    Ja, klar. An Conrads unverblümte Art musste ich mich erst noch gewöhnen. Auch ich setzte mich auf. »Ich weiß.« Verlegen strich ich mir eine imaginäre Haarsträhne hinters Ohr.
    »Ich verstehe dich nicht, Smilla.« Conrad sah mich prüfend an. »Ich verstehe deine Signale nicht. Sag mir einfach, woran ich bin.«
    Meine Signale? »Ich weiß auch nicht«, ich kreuzte die Arme vor der Brust, »ich...«Die Worte wollten nicht kommen. Ich kam mir klein vor, klein und dumm.
    Conrad wandte sich von mir ab und legte die Unterarme auf seine angewinkelten Knie. »Tut mir leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin«, sagte er mit rauer Stimme. »Aber ich dachte...« Er sah nicht nur enttäuscht, sondern auch ein bisschen unglücklich aus. Das ermutigte mich.
    Ich kniete mich hinter seinen Rücken und schlang meine Arme um seinen Hals. Das war schön, wie meine Brüste sein sonnenwarmes Haar berührten. Es war wie Seide auf meiner Haut. »Es ist ja nicht so, dass ich nicht will«, flüsterte ich an seinem Ohr. »Nur . . . ich will, dass du weißt...das ist neu für mich, Conrad.«
    Er griff nach meinen Händen. »Du meinst, du hast noch nie...«
    Conrad klang so verblüfft, dass ich lachen musste und wieder lockerer wurde. »Richtig. Ich habe noch nie . Ist das so abwegig?«
    »Nein, nur...ich dachte, weil du aus Europa kommst und schon einen Freund hattest...«
    »Was hat das denn mit Europa zu tun?«
    »Na ja, da soll alles viel freier sein.«
    »Wie: freier?«
    »Keine Ahnung, aber ihr geht nackt in die Sauna, dürft schon mit sechzehn Bier trinken und...naja...ihr habt auch früher Sex.«
    Ich beugte mich zur Seite, um Conrad ins Gesicht zu sehen. »Wo hast du das denn her?«
    »Gelesen«, meinte er, jetzt sichtlich verlegen.
    In mir gluckste es, ich musste mir ein Lachen verkneifen. So war das also.
    Conrad gab mir keine Chance, etwas zu sagen. Er zog mich zu sich herum und küsste mich. »Gehen wir schwimmen?«
    »Was?« Entsetzt sah ich ihn an.
    »Schwimmen. Oder hast du etwa Angst vor Haien?«
    Er stand auf, wandte sich von mir ab, streifte Jeans und Shorts in einem herunter und war schon im Wasser. Das Meer war ruhig in dieser kleinen Bucht, aber mir war nicht nach Schwimmen, bestimmt nicht. Das Wasser war einfach zu kalt und ja, die Sache mit dem Hai hatte mich tatsächlich erschreckt. Conrad war auch schnell wieder draußen aus dem Wasser – aber vermutlich war die Abkühlung notwendig gewesen. Er zog seine Shorts an und setzte sich neben mich. Ich fuhr mit den Fingern langsam über seine nasse Haut. »Jetzt bist du kalt wie ein Fisch.«
    »Ja? Habe ich Schuppen?«
    »Nein«, flüsterte ich. Ich fühlte seine feuchte, kühle Haut, doch dahinter war Wärme.
    Aufregung summte in mir. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Wenn er es jetzt noch einmal versuchen würde, dachte ich, dann...
    Doch Conrad stand auf und zog sich an. »Besser, wir machen uns auf den Rückweg. Es ist spät geworden und wir brauchen zwei Stunden bis zum Parkplatz.«
    Es tat mir leid, dass wir schon aufbrechen mussten. Hidden Beach war ein traumhafter Ort fürs erste Mal. Alles war perfekt gewesen, dafür hatte Conrad gesorgt. Doch ich hatte die Nerven verloren und ihm meine Jungfräulichkeit unter die Nase gerieben. Jetzt bereute ich es. Wahrscheinlich hatte ich ihn verschreckt.
    Wie dem auch sei, der Moment war vorüber. Conrad stand mit geschultertem Rucksack neben mir und wartete, dass ich meine Turnschuhe zuband.
    Auf dem Parkplatz vor dem »Lonesome Creek Store« ließ Conrad mich raus. Er machte keine Anstalten auszusteigen, also lief ich um den Pickup herum zum offenen Fenster auf der Fahrerseite. Das war mal wieder einer dieser Momente, in denen ich nicht wusste, woran ich bei Conrad war. Sich von seiner Distanziertheit

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