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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nichts mehr davon hören«, sagte sie voller Entsetzen. »Das kann nicht wahr sein, ich glaube es einfach nicht!«
    Dann wandte sie sich um und stürmte durch die Bögen, die in den Innenhof führten. Ian unter der Erde, tot und kalt, seine Kraft und sein Lachen für immer versiegt. Nein, das konnte sie nicht glauben, denn es wäre ihr unerträglich.
    Dennoch konnte sie seine Vorhersage nicht einfach abtun, denn der Priester hatte in anderen Dingen recht gehabt. Sehr bald wird dein Mann unter der Erde sein. Wie bald war sehr bald? Wenn der Brahmane die Wahrheit gesprochen hatte, dann würde zumindest noch genug Zeit sein, ein Kind von ihm zu empfangen. Aber wie sollte das geschehen? Sie war noch nicht schwanger, und sie und Ian hatten sich körperlich noch weiter entfernt als je zuvor.
    Sie hielt unter dem Maulbeerbaum an, der dem Hof Schatten spendete, und preßte eine Hand auf ihr Herz, wo sich ein Knoten der Panik ausbreitete. Sie war zu verwirrt und zu unglücklich, um ihre Gedanken klar ordnen zu können. Der Brahmane hatte von Ians Tod genauso ungerührt gesprochen wie von der Reise über die See, aber schließlich war für ihn der
    Tod ja auch nicht viel bedeutender, als sich umzuziehen. Vielleicht hatte er in seinem spirituellen Denken sogar recht, aber Laura war noch nicht so abgeklärt, daß sie seine Sicht nachvollziehen konnte. Sie wollte Ian lebendig und glücklich, vorzugsweise mit ihr zusammen, aber wenn das nicht ging, dann irgendwo auf Gottes grüner Erde, auf der er die gleiche Luft atmete wie sie. Nach allem, was er durchgemacht hatte, verdiente er ein wenig Glück.
    Kamalas sanfte Stimme erklang hinter ihr. »Laura, ist alles in Ordnung? Ich hatte gedacht, du würdest das Horoskop amüsant, vielleicht sogar hilfreich finden. Es tut mir leid, daß du nun so traurig bist.«
    Laura schloß die Augen und versuchte, ihre Beherrschung wiederzuerlangen, bevor sie sich zu ihrer Freundin umwandte. »Verzeih mir, Kamala. Ich hoffe, ich habe Srinivasa nicht beleidigt«, antwortete sie mit fast tonloser Stimme. »Vielleicht sollte er nur für Inder Horoskope erstellen. Als Europäer gefällt mir die Einstellung nicht, daß das Leben vorherbestimmt und nicht zu beeinflussen ist.«
    Unverhohlen musterte Kamala ihr Gesicht. »Geh ein Stück mit mir, Laura. Du bist aufgewühlt, aber nicht nur durch das, was der Priester gesagt hat.«
    Laura nahm ihren Vorschlag dankbar an, und die beiden Frauen durchquerten den Palast, bis sie den Park erreichten. Das Grün schien sich endlos in der Ferne zu erstrecken, und es war eine Gegend des Friedens und sich stets verändernder Schönheit. Elegante Pavillons verbargen sich im saftiggrünen Gebüsch, kleine Bäche und Wasserfälle plätscherten dahin, und die leuchtenden Farben der Blumen wetteiferten mit den bunten Vögeln, die durch die Bäume schossen und in der Luft sangen.
    Das Gehen half Laura, etwas von ihrer Ruhe wiederzuerringen. Als sie eine Brücke über einen kleinen Wasserfall überquerten, sagte sie: »Es tut mir leid, daß ich so albern reagiert habe. Die Aussagen des Brahmanen über Charakter und Probleme waren sehr zutreffend, aber ich kann nicht glauben, daß die Zukunft vorhersagbar ist.«
    »Es ist wahr, daß Ost und West die Welt anders betrachten, und so haben Horoskope für euch vielleicht nicht dieselbe Bedeutung«, sagte die Maharani nachdenklich. »Vielleicht ist das, was für einen Inder unausweichlich ist, für euch nur eine Möglichkeit.« Sie blickte Laura mit ihren Mandelaugen an. »Ich glaube, du solltest die Vorhersage von einem Sohn und einem langen glücklichen Leben annehmen, und den Rest vergessen.«
    »Ich weiß nicht, ob das lange Leben zutreffen wird, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß wir einen Sohn haben werden«, sagte Laura kläglich. »Wir haben... Probleme, die das unwahrscheinlich machen. Und das ist alles nur meine Schuld.«
    »Möchtest du mir davon erzählen?« fragte Kamala. »Vertraulich von Frau zu Frau?«
    Laura zögerte und fragte sich, ob es ein unverzeihlicher Verstoß gegen Ians Privatsphäre war, wenn sie ihre Ehe mit einer Außenstehenden besprach. Aber sie mußte sich dringend aussprechen, und das bei jemandem, der mehr Erfahrung hatte als sie. »Wenn du die Geduld aufbringen willst, dann würde ich gerne hören, was du darüber denkst. Wenn es je eine Frau gegeben hat, die mit sich und ihrer Weiblichkeit in Einklang lebt, dann du.« Laura versuchte ein Lächeln. »Aber ich warne dich, ich glaube, ich bin sehr

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