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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ein Teil unseres Lebens.« Nach einem Augenblick setzte sie hinzu: »Aber glaub mir, immer ein besonders erfreulicher Teil.«
    Laura lächelte, aber ihre Gedanken waren bei den Ideen, die Kamala ihr eingegeben hatte. »Also wäre die Leidenschaft nur so schrecklich, wenn man sie nicht auslebt. Mit anderen Worten, solange ich mich von meinem Mann fernhalte, mache ich alles für uns beide nur schlimmer?«
    »Das glaube ich, ja«, antwortete die Maharani. »Wenn deine Absichten auch ehrenwert sind: Du wirst dich eher in eine Katastrophe stürzen, wenn du den Weg verfolgst, den du eingeschlagen hast, anstatt zu tun, was dein Herz und dein Körper sich so dringlich wünschen.« Sie sah einen Augenblick bekümmert aus. »Vielleicht sollte ich als Außenstehende, die dich erst seit kurzer Zeit kennt und deinen Gatten gar nicht, keinen Rat erteilen. Aber ich glaube sehr fest an das, was ich gesagt habe. Das Karma bindet euch jetzt schon, so daß du dir zu der Qual die
    ser Verbindung ebenso die Freude nehmen solltest.«
    Für Laura waren Kamalas Einblicke wie Sonnenschein, der die Schatten aus einem Raum vertrieb, der zu lange verschlossen gewesen war. Die Zeit war gekommen, sich selbst genauso gut begreifen zu lernen, wie sie andere verstehen konnte.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie an ihre Eltern denken und dabei die Leidenschaft von der Tragödie trennen. Denn wie Kamala es ausgedrückt hatte, war es nicht die Leidenschaft, die ihren Vater umgebracht hatte, sondern Untreue, Eifersucht, Verzweiflung. Und keine Sinnlichkeit hatte Lauras Zorn auf Edward geschürt, sondern sein Verrat ihr gegenüber.
    Nun konnte sie auch den Grund für die Eifersucht betrachten, die sie und Ian in Cambay an den Tag gelegt hatten. Die seine war in seiner damaligen Impotenz begründet, die ihre in der Tatsache, daß sie weder seine erste Liebe noch seine jetzige Geliebte gewesen war. Es hätte niemals Streit gegeben, wenn sie im wahrsten Sinne Mann und Frau und des anderen sicher gewesen wären.
    Ian ohne Angst zu lieben — konnte die Antwort so einfach sein? Sie dachte an den heiligen Mann in Hirsar zurück, der zu ihr gesprochen hatte. Er hatte gesagt, daß ein Licht aufleuchten würde, wenn die Dunkelheit undurchdringlich zu sein schiene. Daß die Götter Indiens ihr eine Wahrheit enthüllen würden. Und dies war geschehen.
    Mit neuer Hoffnung erhob sie sich. »Vielleicht hast du recht, Kamala. Gott weiß, daß das, was wir jetzt praktizieren, nicht funktioniert. Schlimmer noch, es macht Ian und mich unglücklich. Es wird Zeit, etwas zu ändern.«
    »Gut.« Schelmisch lächelnd stieg die Maharani mit einer fließenden Bewegung von der Schaukel. »Du hast gesagt, daß die Situation zwischen euch sehr angespannt ist, denn Falkirk ist ein ehrenhafter Mann, der versucht, das Richtige zu tun. Aber ich bin sicher, daß du Frau genug bist, das Gleichgewicht in eurer Ehe wieder herzustellen.«
    Der Gedanke, ihm eine echte Ehefrau zu sein, war entsetzlich, aber es schien auch so grundlegend richtig, wie Laura noch nie etwas empfunden hatte.
    Ihre Entschlossenheit wurde einen Augenblick erschüttert, als sie an Srinivasas Bemerkung über Ians Tod dachte. Wieder verspürte sie das kindliche Grauen, das ihr Leben regiert hatte. Grimmig entschied sie, daß sie alles vergessen mußte, was der Priester gesagt hatte. Sonst würde sie verrückt werden.
    Es war genug von Problemen gesprochen worden, doch Laura fiel nun etwas ein, das sie schon immer hatte fragen wollen. Während sie langsam zum Palast zurückschlenderten, sagte sie: »Ich weiß nie, was ich vom Hinduismus denken soll, Kamala. Er enthält viel Weisheit und Schönheit, aber auch Dinge, die ich nur als barbarisch einstufen kann.«
    »Das liegt daran, daß der Hinduismus im westlichen Sinne keine Religion, sondern eine Art zu leben ist«, antwortete die Maharani. »Es genügt nicht, einfach nur daran zu glauben, um Hindu zu werden — die einzige Möglichkeit, Hindu zu sein, ist, als solcher geboren zu werden. Du kannst keine von uns werden, selbst wenn du den Rest deines Lebens zu Füßen eines Gurus sitzt. Anders als Moslems oder Christen versuchen wir auch nicht, andere zu bekehren, denn in jedem Glauben gibt es Erlösung.«
    Kamala pflückte eine goldfarbene Blume und sog den Duft ein. »Doch unsere Lebensart hat Platz für jedermann. Für das einfache Volk gibt es einfache Rituale, für die Gebildeten gibt es erhabene Begriffe von großer Feinheit.« Sie lächelte. »Mein eigener

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