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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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unten nahmen beruhigt ihr Gespräch wieder auf.
    Meera lauschte angestrengt, als der Maharadja seine Anweisungen wiederholte, damit kein Fehler gemacht wurde. »Vergiß nicht, den afghanischen Anführern zu sagen, daß sie alle auf einmal eindringen müssen, denn die Punjabi-Generäle werden sich nicht ohne ihre Unterstützung bewegen, und ich habe nicht genug Leute, um es allein mit den Briten aufzunehmen«, sagte er mit harter Stimme. »Ich ha-be andere Boten zu Nabil Khan und Tejut Singh gesandt, damit sie sich bereithalten und losmarschieren, sobald die Afghanen die Ebenen erreichen. Wir können nur gemeinsam handeln oder gar nicht. Und wir müssen es rasch tun, bevor die Briten Verstärkung aus dem Osten bekommen. Eine solche Gelegenheit bekommen wir nie wieder.«
    »Ich werde betonen, daß sie alle auf einmal kommen müssen, Euer Exzellenz«, wiederholte der andere Mann, »und durch den Shpola-Paß.«
    Ein leises Knirschen von Füßen auf Kies verriet, daß der Bote sich entfernte. Einige Minuten verstrichen. Dann sagte der Maharadja mit tiefer, eiskalter Stimme: »Die Ferengis bekommen mein Dharjistan nicht in ihre gierigen Hände. Sie werden es nie bekommen.«
    Ein langes Schweigen herrschte, bevor die sich entfernenden Schritte des Maharadjas zu hören waren. Meera und Zafir warteten geduldig. Ihre Fröhlichkeit war längst erloschen. Schließlich kletterte der Pathane herunter und half Meera zu Boden. »Was haben sie gesagt, kleine Taube?«
    Die Worte sprudelten nur so hervor, als sie die Unterhaltung so genau wie möglich wiedergab. Zafirs Miene wurde hart. Als sie fertig war, sagte er scharf: »Komm, das müssen wir sofort Falkirk Sahib sagen.«
    Seine Antwort erfüllte Meera mit Erleichterung. Falkirk Sahib würde wissen, was zu tun war. Er hatte sie gerettet — bestimmt konnte er auch Indien retten.
    »Wie hält man einen Krieg auf?« fragte Laura, während ihre Finger nervös auf ihr Knie trommelten.
    Ian nahm ihre Hand, und seine Ruhe floß auf sie über. »Das beste Mittel wäre, eine große Truppe Soldaten zur Grenze zu führen, damit die Rebellenarmeen sich dort nicht sammeln können. Ihre Schwäche liegt darin, daß sie zu Anfang unkoordiniert und unter verschiedenen Anführern stehen. Rajiv Singh kann das wahrscheinlich in den Griff bekommen, aber er braucht eine Weile dazu. Wir müssen uns beeilen, denn wenn er im Norden ein oder zwei Siege erringt, wird es überall in Indien Aufstände geben.«
    Sie schauderte. »Dann wird es schwer werden, etwas aufzuhalten.«
    »Was bedeutet, daß wir die Rebellion direkt im Keim ersticken müssen. Wenn oben im Norden genug Briten präsent sind, haben wir eine gute Chance, daß die anderen den Versuch aufgeben, den Sirkar herauszufordern.«
    »Also müssen wir den Sirkar dazu bringen, sich so schnell wie möglich in Bewegung zu setzen, bevor die Nachricht der Geschehnisse in Afghanistan sich verbreitet hat.«
    »Exakt.« Ian runzelte nachdenklich die Stirn. »Die nächste größte Garnison ist in Cambay. Und das ist ein Glück, denn es ist der einzige Ort in Indien, wo ich genug Einfluß haben könnte, eine schnelle Reaktion zu bewirken. Noch glücklicher sogar ist der Umstand, daß der Befehlshaber von Cambay, General Rawdon, ein Offizier ist, der auch auf eigene Faust handelt, ohne erst auf Befehle von oben zu warten. Zudem kann er seine Soldaten schneller voranbringen als jeder andere, den ich kenne.«
    »>Roaring< Rawdon? Selbst ich habe schon von ihm gehört.« Laura seufzte erleichtert. »Dann brauchen wir also nur nach Cambay zu reiten, unsere Geschichte zu erzählen und der Armee den Rest überlassen.«
    »Genau. Wir werden morgen wie geplant hier abreisen. Wenn wir erst einmal weit genug von Manpur entfernt sind, reiten wir wie die Teufel, und innerhalb einer Woche werden Company-Regimenter auf dem Weg zum Khyber-Paß sein. Und natürlich an dem Shpola-Paß von Pjotr Andrejewitsch.« Ian lächelte ein wenig. »Wir können dankbar sein, daß die Kräfte, die sich da sammeln, noch nicht die neue Waffe haben, von der Pjotr gesprochen hat. Manchmal ist die offizielle Schlampigkeit ein wahrer Segen. So muß der Sirkar in diesem Fall wenigstens nicht fürchten, daß die Sepoys rebellieren, weil sie ihren Glauben kompromittiert sehen. Wir müssen nur dafür sorgen, daß Afghanen, Punjabis und Dharjistanis nicht Zusammentreffen können.«
    »Bei dir hört sich das so einfach an.« Laura biß sich auf die Lippen. »Ian, was wird mit Rajiv Singh und Kamala

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