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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Meinung eher unter vier Augen ändern konnte, hielt sie den Mund und wandte sich Zafir zu. »Ich hole Geld für den Basar, damit du gehen kannst.«
    Laura benutzte die nächsten Augenblicke, um sich ihre Argumente zurechtzulegen. Sie hatte Angst, und obwohl sie sich zwang, nicht an Srinivasas alberne Prophezeiung zu denken, schrie ihr ihr innerstes Wesen zu, daß ihr Mann sicherer war, wenn sie mit ihm ging.
    Und vielleicht hatten Kamele Flügel und konnten wie Adler fliegen. Es war doch verrückt zu glauben, daß sie das Schicksal von Ian beeinflussen konnte, es war verrückt, nur daran zu denken, ihn zur Grenze zu begleiten. Also gut, mochte sie eben verrückt sein. Sie würde mit ihm gehen, so oder so.
    Zafir ging, und Ian wandte sich ihr zu. »Ich freue mich über deine Loyalität, Laura, aber in dieser Mission ist kein Platz für eine Frau.«
    »Wie gefährlich wird es werden?«
    »Nicht besonders«, antwortete er. »Ich habe die normale militärische Pflicht immer als etwas eintönig empfunden und mich daher zu politischen Missionen gemeldet. Ich bin ein paarmal über die Grenze gekommen und gehe ganz gut als Einheimischer durch.«
    »Bei deiner Haut- und Haarfarbe?« sagte sie zweifelnd.
    Sein Mund zuckte. »Du wärst überrascht, wie überzeugend ich wirken kann, wenn meine Haut gefärbt und mein Haar unter einem Turban versteckt ist. Mein Bart wächst fast in demselben Rot wie das Henna, das manche Moslems für ihre Bärte nehmen. Außerdem kenne ich die Sprachen und Bräuche. Ich werde jedenfalls nicht in Gefahr sein, Laura. Das ist nur ein kurzes Unternehmen, um diesen Paß zu finden. Wenn dann die britischen Truppen eintreffen, können sie den Pfad und den Khyber-Paß blockieren und Verstärkung zu Fort Jallalabad schicken.«
    »Wenn es so sicher ist, wieso kann ich dann nicht mit?«
    »Du verlangsamst mein Tempo. Außerdem werde ich mir mehr Sorgen machen, und das wird meine Konzentration stören«, antwortete er mit wachsender Ungeduld. »Es gibt keinen Grund, warum du mitkommen solltest, aber ein Dutzend da-gegen. Warum zum Teufel bist du nur so stur?«
    Laura konnte sich nicht vorstellen, daß es ihn beeindrucken würde, wenn sie ihm sagte, sie könne verhindern, daß er getötet wurde. Also ignorierte sie diese Frage einfach. »Ich werde dein Tempo nicht vermindern. Ich bin mit dir durch halb Indien geritten, und ich kann so gut reiten wie ein Mann. Dank deiner Umsicht kann ich sogar schießen, nicht brillant zwar, aber immerhin doch gut genug, um dich im Notfall unterstützen zu können. Ich spreche Persisch und ebenfalls ein paar Urdu-Dialekte. Mit gefärbter Haut und den richtigen Kleidern sollte ich mindestens genauso gut wie du als Einheimischer durchgehen - und meine Augen sind braun und orientalisch und nicht himmelblau.«
    Sein Blick glitt über ihre Gestalt. »Selbst die Kleidung der Einheimischen wird dich nicht wie ein Junge aussehen lassen«, sagte er trocken. »Und deine Augen sind nicht braun, sondern haben unverkennbar die Farbe von Bernstein.«
    »Dann trage ich eben eine Burqa wie die Pathanen-Frauen, wenn sie ihr Haus verlassen«, gab sie zurück. »Darunter kann man einen ganzen Wasserbüffel verstecken.«
    Er schüttelte ungerührt den Kopf. »Nein, Laura. Wir brauchen nicht darüber zu diskutieren. Ich werde dich nicht mitnehmen.«
    Laura versuchte es mit einer anderen Strategie. »Wäre es denn nicht besser, Zafir an deiner Stelle zu schicken? Das ist Pathanen-Land, also sollte er den Paß viel leichter finden können als du. Du kannst den zuständigen Leuten in Cambay auch viel besser erklären, welche Gefahr bevorsteht. Wenn Zafir nur eine Nachricht von dir bringt, nimmt man ihn wahrscheinlich nicht ernst.«
    »Mit Davids Rückendeckung werden sie ihm schon glauben«, erwiderte Ian. »Ich kann Zafir nicht schicken, denn der Shpola-Paß wird von den Affidi kontrolliert, die in Blutfehde mit Zafirs Stamm, den Mohmands, stehen. Wenn ich Zafir bäte, hinzureiten, würde ich ihn in den Tod schicken. Außerdem habe ich das bessere Auge für taktische Möglichkeiten.«
    Laura war entsetzt. »Aber das bedeutet doch auch Tod für dich!«
    »Nein, weil ich mich als Punjabi verkleiden werde. Da die Afridi mit denen nicht verfeindet sind, werden sie nicht gleich auf mich schießen.«
    »Und weshalb kann Zafir das nicht auch tun?«
    »Er würde es als Feigheit betrachten, sich verkleidet ins Afridi-Gebiet einzuschleichen«, erklärte Ian. »Lieber läßt er sich erschießen.«
    Männer!

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