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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Luftwurzeln, die von den Ästen herunterhingen, bildeten neue Stämme, wenn sie den Boden berührten. Aus diesen sprossen dann wieder neue Äste und neue Luftwurzeln. Das Ergebnis sah aus wie ein kompliziertes hölzernes Spinnennetz. Der Bereich unter einem Banyan wurde oft als Basar ge-nutzt, und ein großer konnte gut hundert Leuten Schutz bieten.
    »Was ist an diesem denn berühmt?« fragte Meera, nachdem sie ihn eine Weile betrachtet hatte. »Für mich sieht er aus wie jeder andere.«
    »Es heißt, der Maharadja habe einen Thron in den Baum gebaut und empfängt manchmal Besucher hier«, erklärte der Pathane. Er ging langsam um den gewaltigen Baum herum, und Meera folgte ihm nervös.
    Auf der anderen Seite fanden sie tatsächlich einen Thron, der aus einer Wurzel geschnitten und wie ein Königsstuhl geschmückt war. Zafir setzte sich prompt hinein. »Nicht schlecht«, sagte er. »Komm, gib mir einen Kuß, dann können wir unseren Enkeln sagen, daß du in einen Mann verliebt warst, der auf dem Thron von Dharjistan saß.«
    Teils belustigt, teils entsetzt zischte Meera: »Idiot! Wenn uns jemand hier sieht, entscheidet der Maharadja sich vielleicht dafür, dir die Nase oder ein Ohr abzuschneiden.«
    Grinsend zog der Pathane sie auf seinen Schoß. Trotz des angenehmen Gefühls, das sein Körper bei ihr auslöste, dachte Meera nur verzweifelt, daß Männer wirklich in den unmöglichsten Dingen ihren Kitzel suchten.
    Er flüsterte in ihr Ohr: »Noch besser: Sollen wir sehen, ob wir unser erstes Kind auf einem Thron machen können?«
    »Nein, du Barbar«, rief sie aus und rutschte hastig von seinem Schoß. »Ich will jetzt sofort zurück.«
    Mit einem Kichern stand er auf. Dann verflog seine fröhliche Laune in einem Sekundenbruchteil. Er leg-te lauschend den Kopf schief. »Zu spät«, sagte er leise. »Da kommt jemand.«
    Dann hörte auch Meera die Stimmen sich nähernder Männer. Zafir packte sie um ihre Taille und hob sie schwungvoll in die Äste über ihren Köpfen. Einen Augenblick später schwang er sich neben sie hinauf, dann schob er sie weiter aufwärts, bis zu einer Stelle, wo die Äste eine Art Podest bildeten. Vögel flogen ärgerlich kreischend auf, als die beiden Menschen sich niederließen und Zafir sie in seine Arme nahm.
    Die Äste und die dichten grünen Blätter verbargen die beiden vollkommen, aber während Meera sich still wie ein Mäuschen in die Arme ihres Geliebten schmiegte, erdachte sie finstere, häßliche Strafen dafür, daß er sie in diese Lage gebracht hatte. Denn der Mann unter ihnen war der Maharadja selbst. Sie erkannte Rajiv Singhs Stimme, die in dem formellen Persisch des Hofes sprach. Die Sprache hatte Mohan ihr beigebracht, damit sie ihm vorlesen konnte.
    Unbekümmert zog Zafir Meera den Schal vom Kopf und begann, an ihrem Ohr zu knabbern. Sie hielt den Atem an, um nicht aufzukeuchen. Als sich das Verlangen in ihren Adern ausbreitete, wußte sie, daß sie ihn eines Tages erwürgen würde. Aber nicht sofort.
    Höchst keß schob sie eine Hand durch die lockeren Falten seines Gewandes und streichelte seine nackte Brust, wonach sie sich schon lange sehnte. Die festen Muskeln zuckten unter ihren Fingern. Sie wollte nun einfach wissen, wie er reagieren würde, wenn sie ihn unter solchen Bedingungen quälte, und ließ die Hand tiefer gleiten.
    Plötzlich hielt sie inne, als sie bewußt hörte, was die beiden Männer unten sprachen. Zafir verstand das Persisch nicht und wollte das Spiel weitertreiben. Doch als seine Hand sich zu ihrem Busen bewegte, hielt sie fest und schüttelte den Kopf. Mit todernsten Augen sah sie ihn an.
    Durch die heftige Kopfbewegung löste sich die Blume aus ihrem Haar. Zafir griff blitzschnell danach, konnte sie aber nicht mehr erwischen. Die Blume fiel durch die Äste und verursachte ein weiches, leises Rascheln, als sie tiefer und tiefer segelte. Meera betete, daß die Blüte sich in den Ästen verfing, aber das Glück hatten sie nicht. Als sie unten ankam, hörten die Männer einen Augenblick auf zu sprechen. Dann bellte der Maharadja einen scharfen Befehl.
    Einen furchtbaren Moment herrschte Schweigen. Meera hatte solche Angst, daß sie zu atmen aufhörte. Mochte ja auch das Eindringen in den privaten Garten ein banales Verbrechen sein, den Maharadja zu belauschen jedoch nicht mehr. Dann kreischte ein Affe direkt über ihren Köpfen, ein zweiter kreischte Antwort. Ein heftiges Geraschel und Gerangel folgte, wobei Zweige und Blätter herabrieselten. Die Männer

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