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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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erkannte Ian, daß er kurz davor stand, einen kompletten Narren aus sich zu machen, und so nickte er kurz und machte sich wieder auf die Suche nach seiner Frau. Als er die Menge absuchte, entdeckte er, daß sie am Rand der Tanzfläche stand.
    Bevor sie den nächsten sie anbetenden Dummkopf mit einem Tanz beglücken konnte, drängte sich Ian zu ihr durch. Bitter bemerkte er, wie die blaue Seide sich um ihre sanften Rundungen schmiegte und jeden Atemzug zu einer Provokation machte. »Sollen wir ein wenig frische Luft schnappen, Madame?« sagte er und griff nach ihrem Arm. »Die Gärten sind sehr schön, und es gibt sogar einen kleinen See.«
    Sie blickte zu ihm auf, und ihre Topasaugen waren schmal und funkelten. »Eine wunderbare Idee.«
    Die Leute ignorierend, die mit ihm reden wollten, führte Ian sie hinaus und auf einen der Pfade, die durch das saftige Grün führten. Während sie sich von den fröhlichen Klängen und dem Stimmengewirr entfernten, sagte er mit leiser Stimme: »Du scheinst dich ja großartig zu amüsieren.«
    »Ist das nicht der Sinn eines Balls?« Aus seiner angespannten Miene schloß Laura, daß er einen schwierigen Abend verbracht hatte. Wahrscheinlich war es nicht klug, über Georgina zu reden, aber ihr Ärger war stärker als ihr Mitgefühl. Also begann sie mit ätzender Stimme: »Ich habe mich sogar bestens amüsiert — bis vor ein paar Minuten.«
    Bevor sie das Thema vertiefen konnte, unterbrach er sie barsch. »Wie schade, daß du die Gesellschaft deines Mannes ertragen mußt, wo doch so viele amüsante Männer anwesend sind, aber ich konnte deiner vulgären Zurschaustellung nicht eine Sekunde länger Zusehen.«
    »Wie bitte?« Sie war so verdattert, daß sie ihren Zorn vergaß. »Was zum Teufel redest du da?«
    »Ich will sagen, daß ich überrascht und nicht entzückt bin, daß meine bescheidene Braut ein Talent besitzt, sich wie ein Flittchen zu benehmen«, sagte er zähneknirschend. »Du flirtest und tanzt mit jedem Mann aus dem Regiment. Oh, du tanzt ja nicht nur — du bietest dich ja förmlich auf einem Tablett an!«
    Nach einem Moment der Sprachlosigkeit faßte Laura sich wieder. »Ich habe mit deinen Freunden unter den Augen von ganz Cambay getanzt«, erwiderte sie. »Wenn das die Art eines Flittchens ist, bekenne ich. mich schuldig. Ich dachte immer, Männer mögen es, wenn ihre Frauen Komplimente bekommen. Hättest du es lieber gehabt, daß ich einen Sack anziehe und jeden unhöflich abweise?«
    Ruppig stieß er einen Ast duftender Blüten zur Seite, der über den Weg ragte. »Lieber einen Sack als ein Kleid, das dich kaum bedeckt und jeden Moment von dir fallen kann.«
    Empört rief sie: »Die Hälfte der Frauen trägt Kleider, die tiefer ausgeschnitten sind!«
    »Aber keine davon hat deine Figur!« fauchte er.
    Sie blickte ungläubig an sich herunter. »Der Körper ist mir von Gott gegeben, und ich sehe wirklich nichts Ungewöhnliches daran.«
    »Du hast die Figur einer erotischen Frauenskulptur in einem Hindutempel, und so, wie du sie bewegst, kann kein Mann umhin, das zu bemerken.« Sie hatten den kleinen See erreicht, und Ian zerrte sie fast zu dem Pfad, der am Ufer entlangführte. »Bist du zum ersten Mal im Garten? Mir kam es vor, als ob jeder Mann auf dem Ball sein Bestes gegeben hat, um dich ins Gebüsch zu kriegen, und bestimmt waren ein oder zwei erfolgreich.«
    »Was soll das heißen?« sagte sie mit tödlich ruhiger Stimme.
    »Das bedeutet«, sagte er barsch, »daß ich mich frage, wie weit du mich gedemütigt hast.«
    »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?« Laura versuchte, sich von ihm loszumachen, aber er hielt sie fest. »Ich habe mich absolut anständig be-
    nommen, aber seit wir in Cambay angekommen sind, habe ich mehr über deine bewegte Vergangenheit erfahren, als ich je wissen wollte.«
    »Willst du das Thema wechseln?« knurrte er wütend. »Die klassische Art, von eigenen Schwächen abzulenken.«
    Laura konnte sich endlich seinem Griff entziehen, und sie war so wütend, daß es ihr angst machte. Eine ferne Stimme der Vernunft warnte sie, sie sollte Ian stehenlassen, bevor einer von ihnen etwas Unverzeihliches sagte, doch er stand zwischen ihr und dem Club. Sie wirbelte herum und ging steif bis zum Ende des Stegs, der in den See hineinragte. Ihre Fäuste waren geballt.
    Ian folgte ihr und zog sie an einem Arm herum. »Hast du nichts zu deiner Verteidigung zu sagen?«
    »O doch!« Sie hob die rechte Hand, und der Diamantring blitzte im Mondlicht

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