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Individuum und Massenschicksal

Individuum und Massenschicksal

Titel: Individuum und Massenschicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Roberts
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wurde.
    In der politischen Arena sollten diese »Ideale« zur Verwirklichung kommen. Zweifellos war Hitlers Idee vom Guten weder richtig noch umfassend; und auch die verbrecherischsten Handlungsweisen waren gerechtfertigt.
    Wie konnten Hitlers ursprünglich verschwommene Ideale von nationaler Größe sich zu der Weltkatastrophe bekannten Ausmaßes auswachsen? Die Schritte, die dorthin führten, entsprachen den bereits früher (in einer Reihe von in Teil 3 enthaltenen Sitzungen) erwähnten Kriterien, die jeder Kultbewegung anhaften. Hitlers Tagträume wurden zunehmend grandioser, und in ihrem Licht schien sich der Leidensweg seines Volkes mit jedem Tage zu verschlimmern. Immer wieder zählte er in Gedanken dessen Demütigungen auf, bis sein gefühlsgeladenes Denken sich nur noch in einer hermetisch abgeschlossenen Umwelt bewegte, in die nur ganz bestimmte Ideen Einlaß fanden.

    Alles, was nicht arisch war, wurde zum Feind. Die Juden wurden zum erklärten Erzfeind vor allem wegen ihrer Rolle in der Finanzwelt und wegen ihres Zusammenhalts, ihres Einstehens für eine Kultur,
    * Hitlers Kreuzzug für die deutsch-arische Superrasse ist ein eklatantes Beispiel dafür, wie ein politischer Führer Geschichte in den Dienst seiner eigenen Absichten verkehren kann. Die Anthropologie mißt dem Begriff »arisch« als Rassenmerkmal keinerlei Wert bei. In den Augen der Rassenfanatiker in Hitlers Gefolgschaft waren Arier die nichtjüdischen, »nordischen« Abkömmlinge der prähistorischen Völker, die ursprünglich der reichlich hypothetischen indogermanischen Sprachfamilie angehörten. Die Arier überschwemmten, aus Südrußland und Turkestan kommend Indien, den mittleren Osten und Europa.
    Hitlers Gefolgsleute idealisierten deren Eroberungszüge und versuchten, die deutschen Ursprünge bis zu den arischen Vorfahren zurückzuverfolgen.
    die nichtarisch war. Sie wurden Hitlers fanatischem Ideal von Deutschlands Heil zum Opfer gebracht.
    In seinen Reden hob Hitler den Wert gemeinschaftlichen Handelns hervor und stellte es in Gegensatz zu individuellem Handeln. Er machte aus Kindern Denunzianten ihrer eigenen Eltern. Er verhielt sich im Rahmen des Nationalsozialismus, wie sich jeder kleinere Kultführer in kleinerem Rahmen auch verhält. Die Juden glaubten an ihr Märtyrertum.
    (Pause.) Deutschland wurde das neue Ägypten, in dem man ihr Volk verfolgte. Ich möchte die Sache nicht ungebührlich vereinfachen, und ganz gewiß gibt es keine Entschuldigung für die Greuel, die den Juden in Deutschland und in den besetzten Ländern angetan worden sind. Doch (eindringlich) es schafft jeder einzelne von euch seine eigene Wirklichkeit, und en masse schafft ihr die Wirklichkeit eurer Völker und eurer Staaten. Damals sahen sich die Deutschen als Sieger und die Juden sich als Opfer.
    (Nach einer Pause um 22.00 Uhr:) Beide reagierten im allgemeinen als Gruppen und nicht so sehr als Individuen. Bei all ihrem Idealismus hatten beide im Grunde eine pessimistische Sicht ihres individuellen Selbst. Es war Hitlers Glaube an das Böse in der individuellen Psyche, der ihn zu all seinen Gesetzen und Reglementierungen zur Förderung und Wahrung der »Reinheit der arischen Rasse« bewog. Und düster war auch das Weltbild der Juden, aus dem heraus sie ihrerseits Gesetze und Reglementierungen erließen, um die Reinheit der Seele vor den Kräften des Bösen zu bewahren. Und während den jüdischen Schriften des »Alten Testaments« zufolge Jahwe dann und wann mit großer Majestät einschritt, um sein erwähltes Volk zu retten, ließ er auch zu, daß es während langer Perioden große Demütigungen zu erdulden hatte, und er schien es oft erst im letzten Moment zu erretten - und diesmal, so schien es, ließ er es vollends im Stich. Was ging da vor?
    (Nach langer Pause:) Hitler brachte unbeabsichtigt (lange Pause) eine ganz entscheidende Idee zur vollen Blüte, eine Idee, die eure Geschichte immer wieder verändert hat. (Pause.) All die krankhaft übersteigerten nationalistischen Phantasien, die jahrhundertelang gewuchert hatten, all die großsprecherischen Hymnen zum Lob des Krieges als des unveräußerlichen Rechts einer Nation, sich zum Herrscher über andere Nationen aufzuschwingen, konzentrierten sich schließlich in Hitlerdeutschland wie in einem Brennpunkt.
    Diese Nation lieferte das Beispiel dafür, was in jedem Lande möglich wäre, wenn sich extremer Nationalismus unkontrolliert ausbreiten dürfte, wenn das Recht sich nach der Macht richtete und wenn

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