Individuum und Massenschicksal
kommen oft aus unbewußtem Wissen. Dieses Wissen wird spontan und automatisch von der Energie, die euren Körper bildet und ihm innewohnt, aufgenommen und so verarbeitet, daß ihr diesem Wissen für euch nützliche Informationen entnehmen und nutzen könnt.
Idealerweise entsprechen eure Impulse stets euren ureigensten Interessen
- und ebenso den ureigensten Interessen eurer Welt. Offensichtlich herrscht jedoch in eurer Welt ein tiefes, verhängnisvolles Mißtrauen gegenüber inneren Antrieben oder Impulsen vor. Dieses Mißtrauen beherrschte auch schon eure Vergangenheit. (Pause.) Impulse sind etwas Spontanes, und man hat euch gelehrt, der eigenen Spontaneität mit Mißtrauen zu begegnen und statt dessen auf Verstand und Intellekt zu bauen - die, nebenbei gesagt, (amüsiert) völlig spontan funktionieren.
Wenn ihr euch selbst nicht stört, seid ihr spontan vernünftig; aufgrund eurer Glaubensüberzeugungen hat es aber den Anschein, daß Vernunft und Spontaneität kein gutes Gespann ausmachen.
In psychologischer Hinsicht sind eure Impulse ebenso lebenswichtig für euer Sein wie eure Körperorgane. Sie sind (eindringlich) genau so uneigennützig oder selbstlos, wie es eure Organe sind, und es wäre mir lieb, wenn diese Feststellung mehrmals gelesen würde! Und doch ist jeder ankommende Impuls dem Individuum vollkommen angemessen. Im Idealfall würdet ihr, euren Impulsen folgend, der Gestalt - der, wie Ruburt sagt, impulsiven Gestalt - eures Lebens gewahr. Ihr würdet keine Zeit mit der Frage vertun, worin denn eigentlich eure Lebensaufgabe bestehe; denn sie würde sich euch von selbst zu erkennen geben, folgtet ihr nur der Richtung, die euch von euren natürlichen Antrieben gewiesen wird, um aktiv handelnd in der Welt aus eigener Kraft zum Besseren beizutragen. Impulse sind Torwege zu Aktivität und Lebensfreude, zur Entfaltung der geistigen und körperlichen Kräfte, sie sind der Weg eures persönlichen Ausdrucks - der Weg, auf dem euer persönlicher Ausdruck sich mit den Erscheinungen der materiellen Welt überschneidet und ihr diesen euren Stempel aufprägt.
(21.49 Uhr.) Viele Kultbewegungen und viele Fanatiker trachten danach, euch von euren natürlichen Regungen abzuschneiden und deren Ausdruck zu unterbinden. Sie versuchen, das Vertrauen in euer spontanes Sein zu kappen und so eure impulsive Kraft lahmzulegen. Offenstehende Wege, Zugänge zu Wahrscheinlichkeiten werden, einer um den anderen, versperrt, bis ihr - sofern ihr ihren Geboten und Vorschriften folgt -
tatsächlich in einer geistig-seelisch geschlossenen Umwelt lebt, in der ihr scheinbar machtlos seid. Scheinbar und schließlich allem Anschein nach habt ihr keinerlei Einfluß auf die Welt, ist euer Streben nach Verwirklichung eurer Ideale von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Einiges hiervon haben wir in diesem Buch schon besprochen. Im Fall der Tragödie von Jonestown zum Beispiel schienen die Menschen jeglicher Möglichkeit sinnvollen Handelns beraubt. Die Anhänger der Sekte hatten gelernt, ihre natürlichen Regungen Familienangehörigen gegenüber zu unterdrücken. Sie hatten gelernt, der Außenwelt mit Mißtrauen zu begegnen. Und mehr und mehr wurden infolge der Kluft zwischen fehlgeleitetem Idealismus und einer übertriebenen Version der Schlechtigkeit der Welt alle Möglichkeiten zum Handeln abgeschnitten -
alle Möglichkeiten außer einer. Der Suizidwunsch ist oft die letzte Zuflucht verängstigter Menschen, deren natürliche Handlungsimpulse eingedämmt wurden - einerseits angestachelt und andererseits jeder eigenpersönlichen Ausdrucksmöglichkeit beraubt.
Es gibt bei Menschen und Tieren einen natürlichen Impuls zu sterben. Doch unter solchen [wie den hier erörterten] Umständen wird der Wunsch zu sterben zum einzigen Impuls, den das Individuum zum Ausdruck zu bringen vermag, denn dem Anschein nach sind ihm alle anderen Wege des Ausdrucks verschlossen. Es herrscht viel Unverständnis hinsichtlich der Natur der Antriebe oder Impulse, daher werden diese hier ziemlich ausführlich erörtert. Ich bin immer wieder bestrebt, die Bedeutung individuellen Handelns hervorzuheben. Nur das Individuum, jedes einzelne für sich, kann dazu beitragen, daß (eindringlich) Organisationen die Verwirklichung von Idealen herbeiführen können. Nur Menschen, die ihrem spontanen Wesen vertrauen und sich der gemeinnützigen Natur ihrer inneren Antriebe sicher sind, können weise genug sein, aus einer Myriade wahrscheinlicher Zukunftsmöglichkeiten bewußt
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