Individuum und Massenschicksal
unterschiedliche Ursachen zu haben scheinen. Eine Wirtszelle wird nicht einfach angegriffen. Sie lädt zum Angriff ein, wobei mir freilich die Konnotationen, die mit dem Wort »Angriff« verbunden sind, überhaupt nicht gefallen. Ich versuche nur, zunächst die euch geläufigen Wörter zu verwenden.
Es ist nicht einfach so, daß eine Zelle plötzlich der Krankheit gegenüber »in ihrer Widerstandskraft erlahmt«. Ich will versuchen, das Ganze so einfach wie möglich zu erklären: Jede Zelle spiegelt einen psychischen Zustand wider. Eine Zelle existiert sowohl als eine selbständige Einheit für sich, wie auch im Verbund mit allen anderen Zellen im Körper. Es gibt unzählige Gemütsstimmungen, psychische Zustände, die sich in fortwährendem Austausch und Wandel befinden, wobei der übergreifende Gesamtzustand die biologische Integrität betrifft (Doppelpunkt): Der Organismus hält zusammen, er erhält seine Funktionen aufrecht und so weiter.
Euer Körper ist (leise und nachdrücklich) der physische Spiegel eures psychischen Befindens. Er wird durch die Energie des Universums aufgeladen. Er tritt von Augenblick zu Augenblick ins Dasein. Euer Geist-Seele-Gemüt und euer Körper verdanken sich ein und demselben Ursprung: universeller Energie. Ihr seid mit Vitalität geladen. Ihr müßt einen Sinn in eurem Leben erkennen. Wenn euch, aus welchem Grund auch immer, der Sinn eures Lebens abhanden kommt, dann spiegelt sich das in eurem Körper wider. (Pause.) Es ist sehr schwierig, all dies von den vielen Begleitvorstellungen zu trennen, die mit dem Begriff der Krankheit einhergehen, und (noch immer mit Nachdruck) ich möchte nicht, daß das Material mißverstanden wird. Krebs beispielsweise wurde in jüngster Zeit geradezu zum Symbol für die Anfälligkeit des Körpers -
ein Beweis für das Ausgeliefertsein des Menschen an den Körper. Doch ist Krebs eine Krankheit, die die Menschen haben, wenn sie sterben wollen - wenn sie sich schämen zuzugeben, daß sie sterben wollen, weil dieser Wunsch jeglicher Vernunft zu spotten scheint. Wie können Individuen zu sterben wünschen, wenn die Gattung ums Überleben kämpft?
Ich habe schon früher erwähnt, daß viele Menschen Krebs hatten und sich wieder erholten, ohne überhaupt etwas davon zu merken. Euren Glaubensüberzeugungen zufolge ist es jedoch geboten, unter bestimmten Umständen (wie den von Jane in der Fußnote Seite 72 f. beschriebenen) schon im Fall auch nur vager Befürchtungen, daß man Krebs haben könnte, einen Arzt zu konsultieren, denn es gibt viele unbegründete Befürchtungen, und nur die als unbegründet erkannte Befürchtung schenkt dem Betreffenden symbolisch wie auch körperlich neues Leben.
Was nun den erwähnten Artikel betrifft, so müßten sich die Körperzellen einer Frau bereits auf den Gast vorbereitet haben -
vorausgesetzt jetzt, der Parasit sei krebsträchtig und stamme aus dem Sperma des Mannes. Von Angriff könnte da nicht die Rede sein, wohl aber könnte, seitens der Frau, eine gewisse Aufnahmebereitschaft angenommen werden, die der Vorbereitung kommender Veränderungen förderlich ist.
(Nach einer Pause um 22.13 Uhr:) Es kommt zu einer Lebenskrise.
Der »Parasit« oder das Virus spielt seine Rolle beim Zustandekommen einer solchen psychisch angesteuerten Verfassung. Es ist eine emotional geladene Verfassung, eine sich zuspitzende Krisensituation. Ich bin mir der quälenden Fragen bewußt, die durch solche Vorgänge aufgeworfen werden, wie auch der Kluft, die zwischen meinen Erklärungen und den täglichen Erfahrungen so vieler Menschen zu bestehen scheint. Tatsache ist jedoch, daß der Tod, wenn er kommt, gewollt ist; er wurde gewählt.
Tatsache ist, daß der Tod auf seine Weise der Kulminationspunkt eines Lebens ist und zu einem neuen Leben und einer neuen Erfahrung führt. Die Zellen wissen dies. Das Herz auch. Die Menschen können nicht zugeben, daß sie zu einem gegebenen Zeitpunkt sterben wollen. Könnten sie die Tatsache ihres eigenen Sterbewunsches akzeptieren, so könnten einige von ihnen sogar ihre Entscheidung rückgängig machen. Und viele tun das auch: Die psychische Verfassung bessert sich, und die Körperzellen sind nicht mehr für den Krebs anfällig.
Frauen, deren Männer sich sterilisieren ließen, erleben oft eine Befreiung von sexuellen Problemen, unter denen sie selber sehr gelitten hatten. Die Angst in diesem Bereich hat sich verringert. (Lange Pause.) Gebärmutterhalskrebs kann - wohlgemerkt, er kann - durch die
Weitere Kostenlose Bücher