Individuum und Massenschicksal
gleicht der Welt auf seine stets besondere Weise. Er verfügt über die ihm eigenen Verteidigungs- und Abwehrkräfte wie auch über enorme Fähigkeiten und Wachstumskräfte, und eine jede Komponente strebt nach einer Qualität des Daseins, die auch seinen geringsten Komponenten die ihrer Natur gemäße spirituelle und biologische Erfüllung bringt.
(Herzhaft:) Ende des Diktats. Ende der Sitzung; es sei denn, ihr habt noch Fragen.
(»Ich glaube nicht, Seth.«)
Also meine herzlichsten Grüße und einen schönen guten Abend!
(»Danke, gleichfalls, Seth.«)
(0.08 Uhr. Jane kam aus einer ausgezeichneten Trance, bevor ich mit dem Schreiben fertig war .
Sitzung 804, Montag, den 9. Mai 1977
(Gestern war Janes Geburtstag, und ein paar Vorkommnisse ergaben sich als hübsche Geschenke im Umkreis dieses Tages. Vor zwei Tagen hat sie zum erstenmal auf unserer neuen Veranda gearbeitet; sie saß in dem schräg einfallenden Sonnenlicht und schrieb die Informationen nieder, die sie medial von der »Weltanschauung« des amerikanischen Philosophen und Psychologen William James auffing, der von 1842 bis 1910 lebte. Sie hat jetzt eine Menge Material für ihr Buch über James. In ihrem Entwurf der Einleitung zur »Natur der Psyche« definiert Jane Weltanschauung als »lebendes psychologisches Bild eines einzelnen Lebens mit seinem Wissen und seiner Erfahrung, das ansprechbar und lebensfähig bleibt, lange nachdem das Leben im Körper erloschen ist«.
Ferner erhielt sie beute von ihrem Verlag, der Prentice-Hall, für dieses Buch den Vertrag. Sie zieht es jetzt vor, einen Verlagsvertrag erst dann offiziell zu unterschreiben, wenn der größere Teil der Arbeit bereits abgeschlossen ist.
(21.44 Uhr. Seth kam unvermittelt und grußlos durch:) Nun: Diktat. Der Körper ist in seiner biologischen Aussage ein spiritueller, psychischer und sozialer Zustandsbericht. Er ist zweifellos Ausdruck des Individuums, doch läßt er sich nicht verbergen, indem er im üblichen Sinne »da ist, wo man selber ist«.
Der individuelle Körper ist, was er ist, weil er im Kontext mit anderen seinesgleichen existiert. Ich will damit sagen, daß der Körper in einer gegebenen Gegenwart die biologische Vergangenheit gleichgearteter Geschöpfe voraussetzt. Er setzt auch Zeitgenossen voraus.
Würde zum Beispiel ein erwachsener Mensch von einem Wesen aus einer anderen Welt wahrgenommen werden, so wären gewisse Tatsachen offensichtlich. Selbst wenn ein solcher Außerirdischer ein vereinzeltes Mitglied eurer Gattung in einem sonst unbewohnten Land anträfe, so könnte der Fremdling aus dem Aussehen und Verhalten des Individuums bestimmte Rückschlüsse ziehen. (Lange Pause.) Wenn der »Erdenbewohner« spräche, würde der Fremde natürlich sofort wissen, daß ihr kommunizierende Wesen seid, und er würde in den Lauten Muster erkennen, die eine sinnvolle Absicht enthalten. Auf die eine oder andere Weise sprechen alle Geschöpfe eine Sprache, was auf eine viel umfassendere soziobiologische Beziehung schließen läßt, als man gemeinhin annimmt. Von der äußeren Erscheinung [des Erdenbewohners] könnte der Fremdling - falls er es nicht bereits wüßte -
das verhältnismäßige Vorhandensein der verschiedenen Elemente auf eurem Planeten ableiten; er könnte darauf aus der Art eurer Fortbewegung, eurem körperlichen Zubehör und eurer physischen Sehweise schließen.
Während also jedes Individuum bei seiner Geburt ganz persönlich ins Leben tritt, so stellt zugleich jede Geburt buchstäblich eine Bemühung
- eine triumphierende Bemühung - von seiten eines jeden Mitglieds einer jeden Art dar, denn das empfindliche Gleichgewicht des Lebens erfordert für jede Geburt ganz präzise Bedingungen, die keine Art allein, nicht einmal für ihresgleichen, gewährleisten kann. Der Same muß wachsen.
Die Tiere müssen sich vermehren. Die Pflanzen müssen ihren Beitrag leisten. In dieser Hinsicht ist die Photosynthese die allem zugrunde liegende Voraussetzung.*
* Photosynthese ist der noch immer nicht restlos verstandene Prozeß, durch den das grüne Chlorophyll der Pflanzen die Energie des Sonnenlichts verwendet, um aus Wasser und Kohlendioxyd Kohlenhydrate zu gewinnen. Dieses »
gespeicherte Sonnenlicht« dient dann anderen Lebewesen als Nahrungsmittel.
Die Jahreszeiten müssen einigermaßen beständig bleiben. Regen muß fallen, aber nicht zuviel. Unwetter müssen toben, aber nicht allzu zerstörerisch. Hinter alledem steht eine gemeinschaftliche Unternehmung
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