Individuum und Massenschicksal
biologischer und psychischer Natur. Dies alles könnte unser hypothetischer Fremdling von einem einzigen menschlichen Individuum ablesen, und wir werden später noch einmal auf unseren Außerirdischen zurückkommen. (Lange Pause um 22.05 Uhr.)
Zellen besitzen »soziale« Eigenschaften. Sie haben die Tendenz, sich mit anderen Zellen zusammenzuschließen. Sie kommunizieren von Natur aus. Sie wollen sich von Natur aus bewegen, Punkt. Nicht etwa daß ich, indem ich solche Feststellungen treffe, die Zelle personifizieren möchte; doch das Verlangen nach Kommunikation und Bewegung ist eine Eigentümlichkeit nicht nur von Mensch und Tier. Der Wunsch des Menschen, in andere Welten vorzudringen, ist auf seine Weise so natürlich wie der Drang der Pflanze, ihre Blätter der Sonne zuzuwenden.
Die räumlich-körperliche Welt des Menschen mit all ihren Zivilisationen und unterschiedlichen Kulturen, ja selbst mit ihren Technologien und Wissenschaften repräsentiert im Grunde den eingeborenen Drang der Gattung, zu kommunizieren, sich nach außen zu bewegen, schöpferisch zu sein und erahnte innere Wirklichkeiten in anschaulich-konkrete Formen zu übersetzen. Das denkbar privateste Leben ist immer noch eine sehr soziale Angelegenheit. Der weltabgewandteste Einsiedler ist immer noch abhängig nicht nur von seinen eigenen Körperzellen, sondern von der Welt der Natur mit all ihren Lebewesen. Der Körper ist also, ungeachtet seiner persönlichen Natur, auch eine Äußerung öffentlicher, sozialer und biologischer Natur.
Ein gesprochener Satz hat in jeder Sprache eine bestimmte Struktur. Er setzt als körperlich gegebene Vorbedingung einen Mund und eine Zunge voraus; er setzt Denkvermögen voraus und eine Welt, in der die Laute eine Bedeutung haben, sowie ein sehr präzises praktisches Wissen um die Natur von Lauten, die Kombination ihrer Muster, die Anwendung von Wiederholungen und die Kenntnis des Nervensystems. Nur wenige, die dies jetzt lesen, verfügen über derartige Kenntnisse, doch sind die allermeisten sehr wohl imstande, gut zu sprechen.
Irgendwie also verfügt euer Körper doch wohl zweifellos über eine Art ganz pragmatischer Information und verhält sich dementsprechend.
Ihr könnt fast jede Idee vermittels eurer Stimme wunschgemäß zum Ausdruck bringen, auch wenn ihr euch kaum irgendeine klare Vorstellung macht von der Art und Weise, wie sich der Vorgang des Sprechens in euch vollzieht.
Der Körper ist auf Handlung eingestellt. Er erweist sich auf pragmatische Weise praktisch, und er möchte vor allem erforschen und sich mitteilen. Kommunikation setzt eine soziale Natur voraus. Der Körper enthält in sich schon alles, was er braucht, um sich durchzusetzen.
Der Körper selbst wird das Kind anregen, zu sprechen, zu kriechen und zu gehen und seinesgleichen zu suchen. Aufgrund biologischer Kommunikation werden die Körperzellen des Kindes seiner räumlich-dinglichen Umgebung gewahr - Temperatur, Luftdruck, Wetterbedingungen, Nahrungszufuhr -, und der Körper reagiert auf diese Bedingungen und trifft im Nu eventuell notwendige Anpassungsmaßnahmen.
Auf der Zellebene existiert die Welt in einer Art allgemeinen sozialen Austauschs, in dem die Geburt und der Tod einer Zelle allen anderen bekannt sind und in dem der Tod eines Frosches und der Tod eines Sterns gleich schwer wiegen. Auf der Ebene eurer Aktivität jedoch bilden auch die höchstpersönlichen Gedanken, Gefühle und Intentionen einen Teil der inneren Umwelt der Kommunikation. Diese innere Umwelt ist für das Wohlbefinden der Gattung ebenso lebenswichtig und unerläßlich wie die räumlich-stoffliche Welt. Sie stellt die große Reserve dar, das psychische Massenpotential, wie andererseits der Planet Erde eine Reserve des stofflichen Potentials darstellt. Wenn in einem anderen Teil der Welt ein Erdbeben geschieht, dann bleibt die Landmasse eures eigenen Lebensraums davon nicht unberührt. Wenn andere Teile der Welt von psychischen Erdbeben erschüttert werden, dann seid auch ihr, und gewöhnlich in gleichem Maße, davon betroffen.
So fühlen auch, wenn ein Teil eures Körpers verwundet ist, andere Körperteile die Auswirkungen der Wunde. Ein Erdbeben kann für das Gebiet, in dem es stattfindet, eine Katastrophe sein, obgleich es durch sein Auftreten Unausgewogenheiten ausgleicht und daher dem Leben des Planeten förderlich ist. Die Hilfsmaßnahmen in einem Erdbebengebiet sind durchgreifend, und auch andere Länder schicken Hilfe. Kommt es in einem Bereich des
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