Individuum und Massenschicksal
ausgestattet mit nur dem einen Körper, zu jeder beliebigen Zeit eine unendlich große Zahl von Ereignissen vorwegnehmen, von denen jedes Geschehnis wahrscheinlich bleibt, bis er es aktualisiert.
Der Körper des Menschen, der auf dessen Gedanken, Gefühle und Überzeugungen reagiert, muß sich daher mit sehr viel mehr Daten befassen und, braucht einen klar abgesteckten Bereich, in dem präzises Handeln möglich ist.
Macht Pause.
(»Danke.« - Pause von 23.09 bis 23.35 Uhr.) Das Abwehrsystem des Körpers ist automatisch, und doch ist es in gewissem Maße eher ein sekundäres als ein primäres System, da es als solches nur dann mobilisiert wird, wenn dem Körper Gefahr droht.
Die vornehmliche Aufgabe des Körpers liegt nicht nur im Überleben, sondern vor allem darin, ein gewisses Ausmaß an Lebensqualität aufrechtzuerhalten, aus der sich Gesundheit und Erfüllung ganz von selbst ergeben. Eine klar umrissene, biologisch gerechtfertigte Angst oder Besorgnis alarmiert den Körper und gibt ihm die Möglichkeit, unbehindert und natürlich zu reagieren. So mag es beispielsweise vorkommen, daß ihr Zeitung lesend eine Straße überquert, und bevor ihr euch eines heranbrausenden Autos überhaupt klar bewußt werdet, ist euer Körper schon mit einem Sprung der Gefahr ausgewichen. Der Körper erfüllt seine Aufgabe. Obwohl es jeglicher bewußten Angst ermangelte, war da eine biologisch vorhandene Angst, die die entsprechende Reaktion auslöste.
Wenn ihr jedoch in einer allgemeinen Angsthaltung lebt, dann fehlen dem Körper klare Richtlinien zum Handeln, und er ist der Möglichkeit beraubt, angemessen zu reagieren. Betrachtet es einmal so: Ein Tier - es muß nicht einmal ein Tier in freier Wildbahn sein, es kann ein ganz gewöhnlicher Hund oder eine Katze sein - reagiert in bestimmter Weise. Wachsam registriert es alle Vorgänge in seinem Umkreis. Eine Katze fühlt sich jedoch nicht von einem Hund bedroht, der sich vier Häuserblocks entfernt hinter einem Gatter befindet, und sie fürchtet auch nicht, was geschähe, wenn dieser Hund aus seinem Zwinger ausbrechen und ihren heimeligen Hinterhof heimsuchen würde, Zahlreiche Menschen schenken demgegenüber ihrer Umgebung kaum ihre Aufmerksamkeit; vielmehr konzentrieren sie sich aufgrund ihrer vorgefaßten Meinung ausschließlich auf »den bissigen Hund vier Häuserblocks weiter«; das heißt, sie sprechen nicht auf das an, was in Raum und Zeit konkret vorhanden und wahrnehmbar ist , sondern halten sich statt dessen bei nur vielleicht oder bloß vermeintlich drohenden Gefahren auf, wobei sie andere, relevante und unmittelbar vorliegende Gegebenheiten ganz außer acht lassen.
Das Gemüt signalisiert dann Gefahr. Doch da eine Gefahr körperlich nicht besteht, kann der Körper nicht klar darauf reagieren. Er reagiert daher auf eine pseudobedrohliche Situation und bleibt sozusagen im Leerlauf stecken. Das Resultat ist Konfusion auf biologischer Ebene.
Der Körper muß in spezifischer Weise auf gegebene Situationen eingehen können.
Das rundum zufriedenstellende Gefühl von Gesundheit, Vitalität und Spannkraft ist ein Zustand allgemeinen Wohlbefindens - der jedoch durch vielfältige spezifische Anpassungsvorgänge herbeigeführt wird.
Sich selbst überlassen kann sich der Körper gegen jede Krankheit verteidigen, aber er kann sich nicht angemessen gegen eine übertriebene allgemeine Angst des Individuums vor Krankheiten zur Wehr setzen. Er spiegelt dann zwangsläufig eure Gefühle und eure Einschätzung der Lage wider. Üblicherweise nun werden aber von eurem Gesundheitswesen ebenso viele Krankheiten erzeugt wie geheilt, denn ihr fühlt euch von allen möglichen Krankheitssymptomen verfolgt und seid voller Furcht vor dem scheinbaren Hang des Körpers zur Krankheit - und kaum je wird die Vitalität des Körpers oder sein natürliches Abwehrsystem ins rechte Licht gerückt.
Der persönliche Krankheitsfall ereignet sich daher in einem gesellschaftlichen Kontext. Dieser Kontext ist das Ergebnis von zu Glaubenssätzen verdichteten Überzeugungen, die die betroffene Person mit den Massen teilt, Überzeugungen, die auf allen kulturellen Ebenen ineinander verwoben sind und somit persönlichen und öffentlichen Zwecken dienen. (Pause um 23.56 Uhr.)
Es handelt sich um all jene Krankheiten, die man im allgemeinen den verschiedenen Altersgruppen zurechnet. Die Leiden der Betagten entsprechen genau euren gesellschaftlichen und persönlichen Glaubensüberzeugungen und der Struktur eures
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