Individuum und Massenschicksal
teuren militärischen Präventivmaßnahmen. In beiden Fällen wird die Katastrophe in Gedanken vorweggenommen - einmal im Hinblick auf den wohlvertrauten Körper, der jederzeit das Opfer von tödlichen Krankheiten werden kann, denen er scheinbar wehrlos ausgeliefert ist, zum andern im Hinblick auf die übertriebene, allgegenwärtige Gefahr von außen, mit der man jeden Augenblick zu rechnen hat.
(Nachdrücklich:) Krankheit muß bekämpft, bezwungen, ausgerottet werden. Der Körper erscheint nachgerade als Schlachtfeld, feindlichen Mächten preisgegeben, denn viele Menschen trauen ihm so wenig, daß er höchst verdächtig erscheinen muß. Es ist dann so, als wolle der Mensch sich mit der Natur messen. Es gibt Leute, die betrachten sich als selbsterwählte Patienten, etwa so, wie jemand von sich sagt: Ich bin Student. Sie neigen dazu, sich durch vorbeugende Maßnahmen gegen die jeweilige Modekrankheit oder die Krankheit der Saison zu wappnen und sich somit die Hauptlast der unheilvollen Aspekte der Medizin aufzubürden, wenn überhaupt kein Grund dafür vorliegt.
(0.13 Uhr.) Geduldet euch einen Moment...
(Nun brachte Seth einige Passagen für Jane und mich und beendete die Sitzung um 0.22 Uhr.)
Sitzung 815, Samstag, den 17. Dezember 1977
(Nun ist eine weitere lange Periode - diesmal von zehn Wochen - seit der letzten Seth-Sitzung für dieses Buch verstrichen. Da dies die dritte derartige Pause zwischen zwei Buchsitzungen ist, sollten Jane und ich uns eigentlich daran gewöhnt haben. Übrigens machen solche langen Intervalle mir mehr Sorgen als ihr. Ich bleibe gern bei einer einmal begonnenen Sache, um möglichst geradlinig zum Abschluß zu kommen.
Wenn die Sitzungen nicht auf diese Weise laufen, fühle ich mich irgendwie unbehaglich, wobei ich mir allerdings sage, daß vermutlich eine Anzahl von kompensierenden Faktoren mit im Spiele sein dürften. In diesem Falle halfen mir zwei verschiedene Feststellungen, faktisch die eine und philosophisch die andere, meine Gemütsruhe zu bewahren.
Erstens kam Seth während der zehnwöchigen Unterbrechung in einer Serie von achtzehn ausgezeichneten Sitzungen durch, die wieder einmal nicht auf Material für dieses Buch hinausliefen. Entsinnt man sich zweitens der Ideen Seths über simultane Zeit, daß nämlich im Grunde alles gleichzeitig geschieht [selbst unter Berücksichtigung von Seths eignem Zugeständnis, daß Zeit »immer noch eine Art Wirklichkeit« für ihn habe], dann ist es kaum von Bedeutung, wie lang eine Pause zwischen zwei spezifischen Sitzungen währt; es gibt keine wirkliche Trennung. Für jegliches Thema oder Projekt kann das Diktat wieder aufgenommen werden, wann immer die Beteiligten Seth-Jane und ich -
dies wünschen, und dann ist es so, als habe die Unterbrechung nie stattgefunden. Denn in Trance wird Jane wieder mit Seth übereinstimmen in jener nahezu »zeitlosen« Umgebung, in der er einen großen Teil seines Seins hat.*
So haben wir denn beschlossen, uns einfach anzupassen, wie immer auch dieses Buch schließlich zustande kommen mag im Hinblick auf die Länge der Zeit und die Anzahl der Sitzungen. Wir haben nicht die Absicht, Seth zufragen, wann das Buch fertig sein wird. Doch haben wir ihn gebeten, sein Konzept der Bezugssysteme 1und 2 für das Buch eingehender zu erörtern, und er hat uns es zu tun versprochen. Auch hat er dazu bereits eine ganze Menge indem nicht für das Buch bestimmten Material durchgegeben, das Jane seit der Sitzung 814 gebracht hat.
Zur Zeit steht es so, daß ich mit den Nachträgen zu Band 2der »›
Unknown‹ Reality« praktisch fertig bin - was aber nur heißt, daß ich immer noch eine Reibe von Anmerkungen zu den Buchsitzungen selbst zu schreiben habe und daß mir noch eine Menge Arbeit für die einführenden Bemerkungen und das Nachwort zu tun bleibt. Bald nachdem Tam Mossman Anfang Oktober Jane vorgeschlagen hatte, daß sie ein Buch über ihren Traum von Emir** schreiben solle, nahm sie mit dem ihr eigenen Enthusiasmus die Arbeit an diesem Projekt auf.
* Die grundlegende Simultanität der Zeit ist von allen Ideen Seths, wie ich finde, die faszinierendste. Jene »geräumige Gegenwart« enthält alle Geschehnisse nebeneinander, so daß sie in der Ursache-und-Wirkung-Kausalität der organisatorischen Fähigkeiten unserer begrenzteren Sinne gedeutet werden können. Ich schrieb schon früher über das Umstrukturieren der Vergangenheit und die simultane Zeit in der Fußnote zur Sitzung 801, Seite 26
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