Individuum und Massenschicksal
eurem Leben zugrundelegt, programmieren eure Existenz, so daß ihr oft in Worten leugnet, was ihr in eurem Inneren wißt. Wenn Menschen in einer Naturkatastrophe zu Schaden kommen, werden sie zumeist behaupten, darin keinerlei Sinnzusammenhang für sich zu erkennen. Sie werden die inneren Gefühle ignorieren oder leugnen, die allein dem Geschehnis irgendeinen Sinn in ihrem Leben zu geben vermöchten. Der Gründe für ein solches Einbezogensein gäbe es natürlich unendlich viele - und lauter triftige.
In jedem dieser Fälle begegnen sich Mensch und Natur in einer Weise, die - von den größten globalen Auswirkungen bis hin zu den geringsten, persönlichsten Aspekten der miteinbezogenen Individuen -
sinnträchtig ist. Natürlich seht ihr Naturgeschehen und euer Leben getrennt aufgrund der von euch gehegten Mythen, die meine Art der Erklärung überaus wichtig und zugleich schwierig machen. Zum Beispiel betrachtet ihr Regen oder Erdbeben als Naturereignisse, während ihr eure Gedanken oder Gefühle nicht in gleicher Weise als Naturereignisse versteht. Deshalb bereitet es euch Schwierigkeiten, irgendeine tatsächliche Wechselwirkung zwischen emotionalen und physikalischen Zuständen zu erkennen.
Ihr denkt vielleicht: Natürlich bin ich mir darüber im klaren, daß das Wetter meine Stimmung beeinflußt, doch wird nur sehr wenigen von euch der Gedanke kommen, daß eure Stimmungen einen Einfluß auf das Wetter haben könnten. Ihr habt euch dermaßen auf die Kategorisierung, Abgrenzung und Erforschung der Dingwelt konzentriert, daß sie völlig fraglos »die einzig wirkliche« zu sein scheint. Anscheinend übt sie Gewalt oder Druck auf euch aus, oder sie drängt sich euch auf, oder es scheint zumindest fast alles wie von selbst zu geschehen, so daß ihr euch ihr gegenüber bisweilen machtlos fühlt. Eure Mythen haben dem Draußensein gewaltige Energie verliehen.
(Lange Pause, dann mit gedämpfter Ironie:) In unverhohlener Verbitterung sehen manche von euch einerseits die Natur als gut und dauerhaft und anerkennen ihre Unschuld und Freude, während sie andererseits den Menschen als eine entartete Spezies betrachten, als Makel auf dem Antlitz der Erde, als ein Geschöpf, das ungeachtet auch der besten Absichten immer nur Unheil stiften kann. Folglich haben sie auch kein Vertrauen in die menschliche Natur.
Dieser Mythos mißt den bedeutenderen Naturvorgängen großteils Wert bei, weist jedoch dem Menschen die Rolle des Bösewichts in einer sonst erbaulichen Geschichte zu. Eine echte Identifikation mit der Natur hingegen würde Einsichten in die Funktion des Menschen im Lebenszusammenhang seines Planeten vermitteln und würde die Leistungen ins Licht rücken, die er, fast ohne es zu wissen, vollbracht hat.
Macht Pause.
(22.40 Uhr. Janes Tempo in Trance war recht langsam gewesen, mit vielen langen Pausen. Ich fand jedoch das Material hervorragend und ziemlich »gepfeffert«. Um 22.51 Uhr ging es in gleicher Weise weiter.)
Diktat: Auf diese Leistungen werde ich etwas später zurückkommen. Zunächst möchte ich noch einige andere Punkte ansprechen, darunter den Zusammenhang des Individuums mit Naturkatastrophen oder mit Epidemien der einen oder anderen Art, die
per definitionem große Menschengruppen betreffen.
Ihr gestaltet selbst eure Wirklichkeit. Falls euch mein Insistieren auf diesem Punkt ermüdet, so kann ich nur sagen, ich hoffe, daß euch durch die ständige Wiederholung schließlich eingeht, daß diese Aussage auf wirklich jede, die trivialste wie auch die gewaltigste eurer Erfahrungen zutrifft.
Manche Menschen glauben, daß sie Bestrafung verdienen, und so suchen sie sich unheilvolle Umstände aus. Sie bewegen sich von einem Verhängnis zum nächsten, um die verdiente Strafe zu finden. So mögen sie beispielsweise als Wohnort einen Landstrich bevorzugen, in dem Naturkatastrophen nicht selten sind, oder sie fordern durch ihr Verhalten Reaktionen explosiver Art seitens ihrer Mitmenschen heraus. Oft auch machen sich Individuen Katastrophen für ihre eigenen Absichten zunutze, im Sinne einer nach außen projizierten Kraft, durch die ihr Leben in einen Brennpunkt gerückt wird. Manche mögen mit der Idee des Todes liebäugeln und eine dramatische Begegnung mit der Natur in einem endgültigen Akt wählen. Andere besinnen sich im letzten Moment eines Besseren.
Oft sind die Überlebenden solcher Katastrophen gewissermaßen deren Nutznießer - für sie sind derart »überlebensgroße« Umstände erwünscht, da sie
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