Individuum und Massenschicksal
ihnen die Teilhabe an Vorgängen ermöglichen, die mehr Gewicht zu haben scheinen als ihre frühere eintönige Existenz. Sie suchen das Aufregende ungeachtet aller Folgen. Sie sind, wie auch immer, Mitwirkende in einem geschichtlichen Drama. Endlich einmal können sie ihre persönliche Existenz mit einer größeren Ursache identifizieren, woraus viele von ihnen neue Kraft und Vitalität schöpfen.
Gesellschaftliche Abgrenzungen werden hinfällig und wirtschaftliche Positionen vergessen. Die Skala persönlicher Emotionen gewinnt an Reichtum, Fülle und Schwung.
Die Wünsche und Emotionen des Menschen verschmelzen in unterschiedlichem Maße mit den materiellen Aspekten der Natur, wie ihr sie versteht, so daß Unwetter oder Katastrophen ebensosehr das Resultat psychologischer Aktivität wie der Wetterbedingungen sind.
Objektiv - und allem Anschein zum Trotz - sind Unwetter, Erdbeben Überschwemmungen und dergleichen für das Wohlbefinden der Erde durchaus notwendig. Sowohl den Zwecken des Menschen wie der Natur ist damit gedient, wenngleich die Mythen des Menschen ihn diesen Zusammenhängen gegenüber im allgemeinen blindmachen. Im Falle von Krankheiten finden sich stets deutliche Hinweise in den Gedanken und Gefühlen der Betroffenen, doch werden diese meist ignoriert. Die Leute zensieren ihre eigenen Gedanken. Viele fallen so Epidemien der einen oder anderen Art »zum Opfer«, weil sie es wollen, obwohl sie dies heftig abstreiten würden.
Ich spreche insbesondere von Epidemien, die, obwohl die Gefahr besteht, nicht unbedingt tödlich sind. In euren Zeiten, das müßt ihr euch klarmachen, nehmen Krankenhäuser einen bedeutenden Raum in der Gesellschaft ein. Sie erfüllen sowohl eine gesellschaftliche als auch eine medizinische Funktion. Viele Menschen sind einfach einsam oder überarbeitet. Manche setzen sich gegen das allgemein verbreitete Wettbewerbsdenken zur Wehr. Grippeepidemien werden daher zu gesellschaftlichen Vorwänden für dringend benötigte Ruhepausen und dienen als Mittel zur Wahrung des Gesichts, so daß die betreffenden Individuen ihre inneren Schwierigkeiten vor sich selbst verbergen können. In gewisser Weise sorgen solche Epidemien für ihre Gemeinschaften, indem sie einen gemeinsamen Treffpunkt schaffen für Menschen, deren Lebensumstände von der Norm abweichen. Sie dienen als anerkannte Krankheitszustände, in denen die Menschen eine Entschuldigung finden für die Ruhepause oder die stille Selbsterforschung, die sie verzweifelt nötig haben, zu der sie sich jedoch sonst nicht berechtigt fühlen.
(Nach langer Pause um 23.21 Uhr:) Es ist nicht meine Absicht, den so Betroffenen auch nur die geringste Vorhaltung zu machen; vielmehr möchte ich einige der Gründe für solches Verhalten darlegen. Wenn ihr eurer Natur nicht vertraut, dann wird jede Krankheit oder Unpäßlichkeit von euch als ein Anschlag auf eure Gesundheit aufgefaßt. Euer Körper spiegelt getreulich eure innere seelische Wirklichkeit wider. Es liegt in der Natur eurer Emotionen, daß ihr im Laufe eines Lebens die vielfältige Fülle aller Gefühle durchlebt. Eure subjektive Verfassung ist unterschiedlich. Manchmal bewirken traurige oder deprimierende Gedanken einen heilsamen Tempowechsel, indem sie euch zu Perioden stillen Nachdenkens und zu einer Beruhigung des Körpers führen, so daß er sich erholen kann.
Befürchtungen, manchmal sogar dem Anschein nach irrationale, können dazu dienen, den Körper aufzurütteln, wenn ihr zu lethargisch geistig-seelisch oder körperlich in einer Routine festgefahren seid. Wenn ihr eurer Natur vertrauen würdet, so wärt ihrimstande, solchen Gefühlen zu vertrauen, und indem sie ihren eigenen Rhythmen und Routen folgten, würden sie wieder in andere überwechseln. Im Idealfall sind sogar Krankheiten Ausdruck der Gesundheit des Körpers, da sie notwendige Adjustierungen darstellen und auch den subjektiven Bedürfnissen der Person jederzeit entsprechen. (Lange Pause.) Sie sind Teil des Ineinanderspielens von Körper und Geist oder Gemüt.
Die Mehrheit von euch hat eine Krankheit durchgemacht, die allgemein für sehr gefährlich gehalten wird, und zwar ohne überhaupt davon zu wissen, weil der Körper sich selbst ganz normal und natürlich geheilt hat. Die Krankheit wurde nicht etikettiert. Sie wurde nicht als ein besonderer Zustand gekennzeichnet. Es kam nicht zu Sorgen oder Befürchtungen, sondern so, wie die Krankheit kam, ging sie auch wieder.
In solchen Fällen vollzogen sich natürliche
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