Individuum und Massenschicksal
deren allerkleinster Teil, Wurzel, Blatt, Stiel oder Blüte, eine Rolle spielt und mit dem Ganzen zusammenhängt.
Selbst diejenigen unter euch, die rein intellektuell dem Gedanken zustimmen, daß ihr selbst eure Realität erschafft, haben gewisse gefühlsmäßige Schwierigkeiten, ihn wirklich zu akzeptieren. Ihr seid buchstäblich hypnotisiert zu glauben, daß eure Gefühle den von euch wahrgenommenen Geschehnissen erwachsen. Tatsächlich verursachen eure Gefühle die von euch wahrgenommenen Geschehnisse. Natürlich reagiert ihr dann sekundär auf diese Geschehnisse.
(21.45 Uhr.) Man hat euch beigebracht, daß eure Gefühle unbedingt an spezifische konkret erfahrene Vorkommnisse gebunden sein müßten. Beispielsweise seid ihr vielleicht traurig, weil ein Verwandter gestorben ist oder weil ihr euren Arbeitsplatz verloren habt, weil ihr von einer geliebten Person eine Zurückweisung erfahren habt oder aus sonst irgendeinem von zahllosen akzeptablen Gründen.
Eure Gefühle, heißt es, wären ohne Vorkommnisse, die sich ereignen oder ereignet haben, nicht möglich. Öfter allerdings »ereignen«
sich eure Gefühle »im vorhinein«, einfach weil diese Gefühle die ursprünglichen Wirklichkeiten sind, aus denen sich die Geschehnisse dann erst herleiten.
Ein naher Verwandter ist vielleicht bereit zu sterben, obwohl kein äußeres Anzeichen dafür spricht. Dieser Mensch wird wahrscheinlich gemischte Gefühle haben und sowohl Erleichterung wie auch Traurigkeit verspüren, die ihr dann vielleicht wahrnehmt - aber das primäre Geschehen, das zu seinem Tod führt, sind seine Gefühle.
Es kommt in eurem Zeitalter beinahe einem psychologischen Trick gleich, zu der Einsicht zu kommen, daß ihr tatsächlich eure Erfahrung und eure Welt selbst gestaltet, einfach weil aufgrund eurer Wahrnehmungsgewohnheiten der Augenschein das Gegenteil zu bestätigen scheint. Diese Einsicht gleicht etwa derjenigen von Träumern, wenn sie plötzlich im Traum »erwachen« und sogleich wissen, daß sie erstens träumen und daß sie zweitens selber das erlebte Drama schaffen.
Zu verstehen, daß ihr selbst eure eigene Wirklichkeit erschafft, erfordert - für viele Menschen wenigstens - eine vergleichbare Art des »
Aufwachens«, nämlich aus dem normalen Wachzustand. Natürlich gelingt das manchen besser als anderen. Die Einsicht verändert tatsächlich »die Spielregeln« (lauter) in bezug auf euch selbst in ganz beträchtlichem Maße. Ich habe dies nicht ohne Grund erst jetzt und nicht schon in früheren Büchern erwähnt, denn es folgen auch unsere Bücher ihren eigenen Rhythmen, und das vorliegende ist in gewisser Hinsicht eine Fortführung der »Natur der persönlichen Realität« .*
Solange ihr glaubt, daß gute oder schlechte Lebensumstände euch
* Es kommt Jane und mir ganz unglaublich vor, wie rasch die Zeit vergangen ist, aber dieses Buch mitgerechnet liegt Seths »Die Natur der persönlichen Realität« bereits fünf Bücher zurück, und er diktierte es vor fünf bis sechs Jahren, in den Jahren 1972 und 1973.
von einem personifizierten Gott als Lohn oder Strafe für eure Handlungen zugemessen werden oder aber daß alle Geschehnisse nichts als sinnlose, chaotische Knoten in dem wirren Netz einer Welt des Zufalls sind, so lange könnt ihr weder eure eigene Kreativität verstehen noch die Rolle im Universum spielen, die ihr als Individuen oder als Gattung zu spielen fähig seid. Ihr werdet statt dessen in einer Welt leben, in der Ereignisse und Erfahrungen euch zustoßen, in der ihr den Göttern der einen oder anderen Art Opfer bringen oder euch selbst als Opfer einer gleichgültigen Natur sehen müßt.
Ihr solltet vielmehr ohne Vernachlässigung dessen, was in eurer Welt geschieht, den Brennpunkt eurer Aufmerksamkeit nach innen richten, so daß ihr die Zusammenhänge zwischen eurer jeweiligen subjektiven Wirklichkeit und den jeweiligen von euch wahrgenommenen Geschehnissen zu erkennen vermögt. Ihr seid die Urheber allen Umweltgeschehens.
Mit dieser Einsicht werden euch wahrhaft neue Dimensionen des eigenen Bewußtseins aufgehen, und ihr werdet zu Einsichten gelangen, durch die ihr Kontrolle über Leistungen gewinnt, die ihr, ohne es zu wissen, schon immer vollbracht habt.
Wie schon früher (in Sitzung 828) erwähnt, besaß der Mensch der Frühzeit eine einheitliche Schau subjektiver und objektiver Wirklichkeiten. Ihr jedoch habt als Gattung etwas entwickelt, das man fast als eure »zweite Natur« bezeichnen könnte - eine Welt der
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