Indoor-Klettern
den Reflexen zu widersprechen.
Wird beispielsweise das Bremsseil im Sturzfall aus der Hand gerissen, wirkt der Nachgreifreflex. Unfälle belegen, dass trotz schwerer Seilbrandwunden die Sichernden das Seil oft nicht loslassen.
Und wenn ein Mensch erschrickt, werden die Extremitäten reflexartig zum Rumpf hin angezogen – und was in der Hand ist, wird festgehalten, um dieses nicht zu verlieren bzw. um nicht irgendwo den Halt zu verlieren und so in Gefahr zu geraten.
Der Körper kann sich irren
Leider gibt es Situationen, in denen die reflektorisch angelegten Verhaltensmuster zu Fehlbedienungen des Sicherungsgeräts führen können. Die entsprechenden Geräte und Fehlerquellen müssen dem Anwender zumindest bekannt sein, um mit entsprechender Vorsicht agieren zu können.
Hierzu ein Beispiel:
Zum Ablassen mit GriGri wird der Ablasshebel zum Körper hin gezogen. Bekommt es der Ablassende während des Ablassens mit der Angst zu tun, zieht er häufig entsprechend seinen Reflexmustern den Hebel noch stärker, die Angst nimmt zu, da die Bremswirkung noch geringer ist, die Hand zieht weiterhin am Hebel, die Bremsseilhand lässt aufgrund der entstehenden Hitze das Seil los …
Die Aktion endet mit einem Bodensturz. Um den beschriebenen Teufelkreis zu durchbrechen, hätte der Ablassende den Griff am Ablasshebel lösen und das Bremsseil festhalten müssen.
Etwas in einer Paniksituation loszulassen, entspricht aber eben ganz und gar nicht unseren angeborenen Verhaltensmustern. Ganz im Gegenteil, alles wird krampfhaft festgehalten. Was ist zu tun?
Schaffe ein Gefahrenbewusstsein, sei dir der Problematik bewusst und übe intensiv die richtige Bedienung!
Die Bremsmechanik
Um mit einem Sicherungsgerät sicher umzugehen, muss ich seine Bremsmechanik richtig nutzen. Das bedeutet zum einen, dass das Seil korrekt in das Gerät eingelegt ist, und zum anderen, dass die Bremshand die richtige Position im Verhältnis zum Gerät hat.
Außer der HMS-Sicherung und den vorgestellten halbautomatischen Sicherungsgeräten funktionieren die Geräte nach der »Knick-Brems-Idee«, wobei das Seil in einem kleinen Radius um das Gerät herumgeführt wird.
Um im Sturzfall die größtmögliche Bremskraft zu erzielen, muss das Bremsseil möglichst 180° gegen die Zugrichtung gehalten werden. Eine falsche Bremshandposition führt entweder zum Versagen der Bremsmechanik (z. B. beim Tube) oder zu ungenügender Bremswirkung (z. B. beim Achter). Speziell bei Halbautomaten ist es nicht schwierig, das Seil versehentlich falsch einzulegen. Läuft das Seil nicht korrekt durch das Gerät, führt dies meistens zum Totalversagen der Bremsmechanik.
Die richtige Position der Bremshand bei Tubes (Rechtshänder).
Die richtige Position der Bremshand bei den verschiedenen dynamischen Sicherungsgeräten sehen Sie auf den Abbildungen unten und auf Seite 50 .
Vorsicht bei einem Gerätwechsel!
Achtung! Wer auf HMS-Bedienung mit beiden Händen oberhalb des Karabiners getrimmt ist, darf diese Bedienungsart keinesfalls auf Tubes und Achter übertragen. Es besteht Lebensgefahr! Um ihr zu begegnen, hilft nur üben, üben und nochmals üben.
Die richtige Position der Bremshand beim Achter (Linkshänder).
Das Bremshandprinzip
Beim Sichern muss immer mindestens eine Hand das Bremsseil umgreifen! Die Bremshand ist, wenn möglich, dabei stets geschlossen. Dies gilt auch für Halbautomaten!
Vor allem beim Einsatz von dünnen, neuen Seilen, vielleicht noch in Kombination mit hoher Reibung in der Sicherungskette und geringer Last (z. B. ein Kind), muss eine Hand das Bremsseil halten, da gerade in dieser Situation der initiale Ruck zum Auslösen des Blockiermechanismus fehlt.
HMS – Bremshand Variante 1.
Die angesprochenen Kombinationen und ihre vielfältigen Varianten führen schneller als erwartet zum Versagen der halbautomatischen Geräte, wenn das Bremsseil nicht gehalten wird!
Toprope-Sichern
Die erste Stufe auf dem Weg zum Meister ist sicheres Topropen.
Die Voraussetzungen:
Klären, ob der Gewichtsunterschied (siehe S. 52 ) nicht zu groß ist.
Korrektes Anseilen
Korrektes Seileinlegen und -einziehen
Kontrolliertes Ablassen
HMS – Bremshand Variante 2.
Die Ausgangsposition
Beide Partner stehen anseilbereit am Boden, das Seil läuft unverdreht vom Boden über die Umlenkung am Routenende zurück zum Boden.
Anseilen, Seil in das Sicherungsgerät einlegen und einhängen.
Partnercheck.
Der Sichernde nimmt einen optimalen Standort (s. u.) ein und zieht das Seil
Weitere Kostenlose Bücher