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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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damit sie mich begleitete, und von einem Sonnenschirm geschützt setzten wir bedächtig einen Fuß vor den anderen, ich mit einem Ave-Maria auf den Lippen und sie mit ihren Anrufungen auf quechua. Wir wanderten recht lange, vielleicht eine Stunde, in immer größer werdenden Kreisen um den Lagerplatz. Don Benito glaubte, der Durst habe mich um den Verstand gebracht, und weil er selbst zu erschöpft war, bat er den jüngeren und kräftigeren Rodrigo de Quiroga, mich ins Lager zurückzubringen.
    »Um Himmels willen, Doña Inés!« flehte der Offizier mit dem wenigen an Stimme, das ihm geblieben war. »Kommt und ruht Euch aus. Wir spenden Euch Schatten mit einem Tuch und …«
    »Herr Hauptmann, geht und sagt Don Benito, er soll mir Leute mit Hacken und Schaufeln schicken«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Mit Hacken und Schaufeln?« Er sah mich entgeistert an.
    »Und sagt ihm bitte, sie sollen auch Krüge mitbringen und einige bewaffnete Soldaten.«
    Rodrigo de Quiroga kehrte zu Don Benito zurück, um ihm mitzuteilen, es stehe weit schlimmer um mich als befürchtet, aber als Pedro hörte, worum ich gebeten hatte, wies er den Oberfeldmeister an, mir alles zu verschaffen. Wenig später gruben sechs Indios ein Loch in den Wüstensand. Diese Menschen ertragen den Durst schlechter als wir, und die sechs waren innerlich so ausgedorrt, daß sie kaum die Hacken und Schaufeln heben konnten, aber der Boden war weich, und schließlich hatten sie eine Kuhle von anderthalb Ellen Tiefe gegraben. Am Grund war der Sand dunkel. Plötzlich entfuhr einem der Indios ein heisererSchrei, und wir sahen, wie sich Wasser sammelte, erst nur eine zarte Feuchtigkeit, als schwitzte die Erde, aber es dauerte nicht lang, da hatte sich eine kleine Pfütze gebildet.
    Pedro, der nicht von meiner Seite gewichen war, befahl den Soldaten, die Kuhle mit ihrem Leben zu verteidigen, denn er fürchtete nicht zu Unrecht den verzweifelten Ansturm von tausend durstigen Menschen auf ein paar Tropfen Flüssigkeit. Ich versicherte ihm, es werde genug da sein für alle, sofern wir nach und nach tranken. So war es. Don Benito verbrachte den Rest des Tages damit, pro Kopf einen Becher Wasser auszugeben, dann kümmerte sich Rodrigo de Quiroga zusammen mit einigen Soldaten die ganze Nacht darum, die Tiere zu tränken, und füllte die Fässer und die Schläuche der Indios. Das Wasser sprudelte mit Nachdruck; es war trüb und schmeckte metallisch, aber uns schien es frisch wie die Brunnen von Sevilla. Die Männer sagten, ein Wunder sei geschehen, und nannten die Wasserstelle zu Ehren unserer Señora del Socorro »Marienquelle«. Wir schlugen unser Lager auf, blieben drei Tage und stillten unseren Durst, und als wir schließlich aufbrachen, floß noch immer ein zartes Rinnsal über den verbrannten Staub der Wüste.
    »Nicht die Jungfrau hat dieses Wunder gewirkt, sondern du, Inés«, sagte Pedro, tief beeindruckt. »Dank dir werden wir diese Hölle heil und wohlbehalten überstehen.«
    »Ich kann nur Wasser finden, wo welches ist, Pedro, hervorrufen kann ich es nicht. Ob es weiter vorn auf unserem Weg überhaupt Wasser gibt, weiß ich nicht, aber eine so reiche Quelle werde ich gewiß kein zweites Mal finden.«
    Valdivia ordnete an, daß ich einen halben Tagesmarsch vorausgehen sollte, um das Gelände nach Wasserstellen abzusuchen, schickte zu meinem Schutz einen Trupp Soldaten mit und außerdem vierzig Indios und zwanzig Lamas, um die Wasserbehälter zu tragen. Die übrige Expedition würde in Gruppen folgen, die jeweils einige StundenAbstand voneinander halten sollten, damit nicht alle im Pulk voranstürmten, falls wir Wasser fanden. Don Benito stellte die kleine Schar, die mich begleitete, unter den Befehl von Rodrigo de Quiroga, denn der junge Offizier hatte in den wenigen Wochen seit unserem Aufbruch sein volles Vertrauen gewonnen. Außerdem besaß er von allen den schärfsten Blick; seine großen braunen Augen erspähten, was wir anderen bestenfalls ahnten. Hätte uns in der schwindelerregenden Weite der Wüste eine Gefahr gedroht, er hätte sie vor jedem anderen erkannt, doch es gab keine. Ich fand mehrere Wasserstellen, keine so reich wie die erste, aber genug, um den Weg durch das entvölkerte Land zu überstehen. Eines Tages änderte sich die Farbe des Bodens erneut, und am Himmel zogen zwei Vögel vorbei.
    Als die Wüste hinter uns lag, wurde mir klar, daß seit unserem Aufbruch in Cuzco schon fast fünf Monate vergangen waren. Valdivia entschied, wir sollten rasten

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