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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Pedro am selben Abend befahl, diesen Ruiz hinzurichten, den Soldaten, der den fünfen zwar geholfen hatte, aber doch nicht mit einem der berüchtigten Dolche in unser Zelt eingedrungen war. Don Benito persönlich überwachte die Neger, die den Mann aufknüpften und seinen Leichnam mit Axthieben vierteilten. Der Kopf und die vier Stücke wurden an Fleischerhaken im Lager verteilt, um die Wankelmütigen daran zu gemahnen, was geschah, wenn man die Treue gegenüber Valdivia vermissen ließ. Am dritten Tag waren der Gestank und die Fliegen nicht mehr auszuhalten, und die Reste mußten verbrannt werden.
    Die Niederkunft der Inkaprinzessin Cecilia war langwierig und schwer gewesen, weil das Kind verkehrt herum im Bauch lag. Wenn ein Kind eine solche Geburt überlebt, sagen die Hebammen, es sei vom Glück begünstigt. Dieses wurde von Catalina ans Licht gezogen, und es war blau angelaufen, aber gesund und schreifreudig. Daß der erste chilenische Mestize erhobenen Hauptes diese Erde betrat, war ein sehr gutes Omen.
    Die Hauptleute berieten noch in unserem Zelt über das Los der Verschwörer, da kam Catalina mit dem Neugeborenen und wartete vor dem Eingang auf Juan Gómez. Diesem Mann, der schlimmer gelitten hatte als jeder andere unserer Tapferen, weil er in der Wüste seine Wasserration seiner Frau gegeben hatte, weite Strecken zu Fuß gegangen war, damit sie auf seinem Pferd reiten konnte, als ihr Maultier sich ein Bein brach, und der stets zur Stelle gewesen war, um sie gegen feindliche Angriffe zu schützen, diesem Mann kamen die Tränen, als Catalina ihm seinen Sohn in die Arme legte.
    »Er soll Pedro heißen zu Ehren unseres Gouverneurs«, sagte er schluchzend.
    Die Entscheidung wurde von den umstehenden Hauptleuten freudig begrüßt, einzig Pedro blieb ungerührt und sagte bloß:
    »Ich bin nicht Gouverneur, sondern nur sein Stellvertreter, Repräsentant des Marqués Pizarro und seiner Majestät.«
    »Wir sind schon in dem Gebiet, das Euch zur Eroberung zugewiesen wurde, Generalhauptmann, und dies ist ein segensreiches Tal. Warum gründen wir nicht hier unsere Stadt?« schlug Gómez vor.
    »Sehr gut, ja. Pedrito Gómez wäre das erste Kind, das in der neuen Stadt getauft würde«, griff Jerónimo de Alderete den Gedanken hoffnungsvoll auf, denn er war noch nicht vollständig vom Fieber der Wildnis genesen und sah einem neuerlichen Aufbruch mit Schrecken entgegen.
    Aber ich wußte, daß Pedro weiter in den Süden ziehen wollte, so weit in den Süden wie möglich, weg von Peru. Die erste Stadt sollte dort entstehen, wo der lange Arm des Gouverneurs und der Inquisition nicht hinreichte und man verschont bliebe von den Schreibstubenlaffen und Dummbeuteln, wie er, wenn wir unter uns waren, die kleingeistigen Beamten der Krone nannte, die in der Neuen Welt eine Plage waren.
    »Nein, meine Herren. Wir ziehen weiter ins Tal des Mapocho. Don Benito war mit dem Adelantado Diego de Almagro dort und versichert, daß der Ort für unsere Siedlung wie geschaffen ist.«
    »Sind es noch viele Meilen?« ließ Alderete nicht locker.
    »Sehr viele, aber weniger, als wir schon gewandert sind«, erklärte Don Benito.
    Damit Cecilia auch die Nachgeburt herauspreßte, die lange auf sich warten ließ, gaben wir ihr einen Aufguß aus Huella-Blättern, und dann stillten wir die Blutung miteinem Schnaps, den Catalina nach einem neu gelernten chilenischen Rezept aus der Wurzel der Pfeifenblume bereitet hatte und der rasch Wirkung zeigte. Unsere Soldaten mochten sich noch so viele Scharmützel mit den Indios liefern, Catalina schaffte es stets, in aller Seelenruhe das Lager zu verlassen und sich mit den chilenischen Frauen über Heilmethoden auszutauschen. Wie sie ungesehen an den Wachen vorbeikam und sich unter unsere Feinde mischen konnte, ohne daß die ihr mit einem Keulenhieb den Schädel spalteten, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.
    Leider versiegte durch unsere vielen Heilkräuter Cecilias Milchfluß, und so mußte der kleine Pedro Gómez mit Lamamilch aufgepäppelt werden. Wäre er einige Monate später geboren worden, hätte es nicht an Ammen gefehlt, denn viele unserer indianischen Frauen waren schwanger. Durch die Lamamilch entwickelte er eine Sanftmut, die ihm sein späteres Dasein ernstlich erschweren sollte, da er ja in Chile leben und streiten mußte, was kein Ort für übermäßig weichherzige Menschen ist.
    Und nun muß ich auf etwas zu sprechen kommen, das außer für einen armen Jungen mit Namen Escobar keine weitreichenden

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