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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Verzeih mir, Liebste. Vergessen wir das, bitte, Inés …«
    Umschlungen lagen wir da, flüsterten mit bebendem Herzen Erklärungen, vergaben einander und wurden schließlich vom Schlaf übermannt, ohne einander beigewohnt zu haben. Von diesem Abend an eroberten wir unsere verlorene Liebe zurück. Pedro umgarnte mich wieder leidenschaftlich und zärtlich wie in unseren frühen Tagen. Wir unternahmen kurze Ausflüge, stets in Begleitung von Wachen, denn vor den Indios konnte man nie sicher sein. Wir aßen allein in unserem Zelt, vor dem Zubettgehen las er mir vor, und er liebkoste mich stundenlang, um mir die Lust zu bereiten, die er mir zuvor verwehrt hatte. Genau wie ich sehnte auch er sich nach einem Kind, aber ich wurde nicht schwanger, trotz der Rosenkranzgebete für die Jungfrau und der Tränke, die Catalina mir bereitete. Ich bin unfruchtbar, mit keinem der Männer, die ich liebte, konnte ich Kinder haben, nicht mit Juan, nicht mit Pedro und nicht mit Rodrigo, und auch nicht mit den anderen, denen ich kurz und im verborgenen beiwohnte; aber Pedro war es wohl auch, denn er hatte weder mit Marina noch mit einer anderen Frau Kinder. »Um des Ruhmes willen, und weilman sich meiner erinnern soll«, deshalb unternahm er die Eroberung Chiles. Vielleicht ersetzte er so die Dynastie, die er nicht zu begründen vermochte. Er schrieb seinen Namen der Geschichte ein, da er ihn nicht seinen Nachkommen vermachen konnte.
    Pedro war umsichtig und geduldig genug, mich im Umgang mit dem Schwert zu unterweisen. Auch schenkte er mir wieder ein Pferd als Ersatz für das, das ich Escobar gegeben hatte, und ließ es von seinem besten Reiter ausbilden. Ein Streitroß muß seinem Reiter blind gehorchen, da der ja die Waffen zu führen hat. »Man weiß nie, was geschieht, Inés«, sagte Pedro. »Du hattest den Mut, mich hierher zu begleiten, also solltest du dich zu verteidigen wissen wie jeder meiner Streiter.« Das war eine kluge Entscheidung. Sollten wir gehofft haben, uns im Tal von Copiapó von den überstandenen Strapazen zu erholen, so wurden wir schnell eines besseren belehrt, denn sobald unsere Wachsamkeit nur ein wenig nachließ, griffen feindliche Indios uns an.
    »Wir werden Emissäre schicken und ihnen erklären, daß wir in friedlicher Absicht hier sind«, verkündigte Valdivia seinen höchsten Offizieren.
    »Keine gute Idee«, meldete sich Don Benito. »Sie haben gewiß nicht vergessen, was vor sechs Jahren geschah.«
    »Was soll das heißen?«
    »Als ich mit Don Diego de Almagro hier war, empfingen uns die chilenischen Indios nicht nur mit Gesten der Freundschaft, sondern zahlten uns auch den Tribut an Gold, der dem Inka zustand, weil sie wußten, daß der besiegt worden war. Doch der Adelantado war mißtrauisch und unzufrieden und lud unter schönen Versprechungen zu einem Treffen, und als sie allen Argwohn fahrenließen, befahl er uns den Angriff. Viele wurden im Kampf niedergemacht, aber dreißig Kaziken nahmen wir gefangen, banden sie an Pfähle und verbrannten sie bei lebendigem Leib.«
    »Aber warum nur?« brauste Valdivia auf. »Wäre der Frieden nicht besser gewesen?«
    »Hätte Almagro nicht vorgesorgt, hätten die Indios später dasselbe mit den Spaniern getan«, widersprach ihm Francisco de Aguirre.
    Am meisten begehrten die chilenischen Indios unsere Pferde, und am meisten fürchteten sie unsere Hunde, deshalb ließ Don Benito die Pferde in Koppeln zusammentreiben und von den Hunden bewachen. Die chilenische Streitmacht unterstand drei Kaziken, die ihrerseits von dem mächtigen Michimalonko angeführt wurden. Er war ein alter Fuchs und wußte, daß die ihm unterstellten Kräfte nicht hinreichten, um das Lager der Huincas im Sturm zu nehmen, deshalb versuchte er, uns mürbe zu machen. Seine Krieger stahlen unbemerkt unsere Lamas und Pferde, sie zerstörten unsere Vorräte, verschleppten Frauen, attackierten die Trupps, die auf der Suche nach Nahrung oder Wasser das Lager verließen. Ein Soldat kam so ums Leben und etliche unserer Yanaconas, die das Kämpfen gelernt hatten, weil ihnen nichts anderes übrigblieb.
    Der Frühling hielt Einzug, Tal und Hügel kleideten sich in ein Blütengewand, die Luft wehte lind, die ersten Kinder und die ersten Fohlen von Pferden und Lamas wurden geboren. Kein Geschöpf ist bezaubernder als ein kleines Lama. Die Stimmung im Lager besserte sich mit den Neugeborenen, die den rauhen Spaniern und erschöpften Yanaconas zuweilen sogar ein Lächeln entlockten. Die Bäche, die vom

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