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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Freundin sah.
    Â»Hast du dich geschminkt?«
    Â»Nur etwas Lippenstift. Zur Feier des Tages.«
    Sonja sah fantastisch aus. Ihre Haare schimmerten seidig, und sie trug ein enges dunkelblaues T-Shirt, unter dem sich ihre Brüste abzeichneten. Ein Lidstrich betonte ihre kornblumenblauen Augen, und der Lippenstift tat ein Übriges.
    Â»Du hast dich ja richtig aufgedonnert«, sagte Ines spitz. Sie selbst hatte sich in der halben Stunde seit dem Telefonat gerade mal umziehen können: die bestickte Jeans, die Veilchenbluse, die Ohrringe aus Onyx (sie sahen aus wie schwarze Blitze). Eigentlich war sie ganz zufrieden mit sich gewesen. Aber neben ihrer Freundin wirkte sie doch wieder wie eine graue Maus, mit ihren glatten braunen Haaren, die sie vergeblich versucht hatte in Form zu bringen.
    Â»Du siehst auch super aus«, lobte Sonja sie trotzdem. »Ich steh total auf diese Ohrringe …«
    Ines schulterte wortlos ihre Handtasche. Schon wollte sie zu Sonja auf den Hausflur treten, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte.
    Â»Wo geht ihr denn hin?«
    Carmen kam aus dem Badezimmer. Ihre Augen waren gerötet. Wahrscheinlich hatten die Sprechübungen sie sehr angestrengt.
    Â»Wir wollen in die Stadt«, antwortete Ines, und Sonja murmelte ein hastiges »Guten Tag, Frau Larik«.
    Carmen runzelte die Stirn. »Warum sagst du nicht Bescheid, wenn du gehst, Ines? Wann bist du wieder zu Hause?«
    Ines kochte innerlich. Das war typisch – seit Tagen hatte sich ihre Mutter nicht die Bohne für sie interessiert und jetzt machte sie Stress.
    Â»Weiß nicht … so gegen acht, halb neun.«
    Carmen maß Ines’ und Sonjas Garderobe mit einem misstrauischen Blick.
    Â»Das ist mir zu spät. Ich will, dass du um sieben daheim bist, pünktlich zum Abendessen.«
    Â»Mama!«
    Â»So spät muss ein junges Mädchen nicht auf den Straßen herumlaufen. Und nur weil Sonjas Eltern ihr alles erlauben, muss ich das noch lange nicht.«
    Ines wusste, dass es wenig Sinn hatte, mit Carmen zu diskutieren. Sie gab sich geschlagen.
    Â»Na gut. Ich bin um sieben hier.«
    Schon war sie aus der Tür und eilte mit Sonja die Treppe hinab.
    Â»Sieben … das lohnt sich ja kaum«, maulte diese. »Da haben wir ja nicht mal zwei Stunden im Klub.«
    Â»Du glaubst doch nicht, dass ich wirklich um sieben zu Hause bin? Bis dahin hat meine Mutter das längst vergessen.«
    Â»Unterschätze sie mal nicht«, warnte Sonja. »Nicht dass du Hausarrest bekommst.«
    Â»Hauptsache, sie erfährt nichts vom Jugendklub. Das würde sie mir nämlich garantiert verbieten.«
    Â 
    Der Jugendklub lag in der Nordstadt. Bisher waren Ines und Sonja nie dort gewesen, da eigentlich nur ältere Jugendliche ihn besuchten. Entsprechend aufgeregt waren sie, als sie aus der Straßenbahn stiegen.
    Die Häuser in diesem Viertel waren trist und hoch. Die Straßen wurden von zugemüllten Sträuchern gesäumt, und an dem Wartehäuschen der Haltestelle fehlten die Glasscheiben. Der Klub wirkte von außen ganz schön heruntergekommen; ein niedriger Bungalow mit bunt bemalten Wänden. Aus den offenen Fenstern drang Gelächter. Auf einer angrenzenden Wiese spielten ein paar Jungs Fußball.
    Innen aber sah es eigentlich ganz nett aus. Es gab einen Cafébereich mit einer Theke, Sesseln und Chromtischen, eine Musikanlage, an der zwei Mädchen in Skaterklamotten Vinylplatten sortierten, und eine Tanzfläche, auf der eine Gruppe aus acht weiteren Mädchen eine Choreografie einstudierte. Überhaupt ging es zu wie im Taubenschlag. Ständig kam irgendwer zur Tür herein oder rannte nach draußen, jemand rief nach seinen Freunden und bekam rotzige Antworten. Die meisten Jugendlichen waren älter als Ines und Sonja, aber es gab auch eine Handvoll Jüngerer, die sich bemühten, genauso cool zu sein wie die anderen.
    Die Stimmung war anders, als Ines es sich vorgestellt hatte, und vor allem gab es viele neue Gesichter. Ein paar Jungs schauten sogar herüber und musterten sie abschätzend.
    Â»Lass uns mal den Bandraum suchen«, drängte Sonja. »Karol meinte, er wäre im Keller.«
    Sie fanden das Treppenhaus. Schon von oben hörten sie die dumpfen Bassklänge. Fünfzehn Stufen führten hinab in einen Flur mit bekritzelten Türen. Eine davon stand offen und Musik drang heraus.
    In dem muffigen Kellerraum probte die Band. Sie bestand aus

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