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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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drei älteren Jungs, einer am Schlagzeug, einer am Bass, der dritte an einem Laptop. Aus den Boxen klang wummernde Musik. Elektrokram … Ines kannte sich nicht damit aus, aber hier im Keller, bei dem fahlem Licht, klang es stimmungsvoll.
    Sie stellten sich in die Nähe einer Gruppe Jugendlicher, die der Probe lauschte. Ein paar von ihnen rauchten. Unter anderem Anfisa, die mit Freundinnen aus der Schule gekommen war. Sie tat so, als ob sie Ines und Sonja nicht kannte.
    Karol war nirgends zu sehen.
    Ines und Sonja hörten der Band eine Weile zu. Die Musik war wirklich interessant, mit abwechslungsreichen Klängen und einem treibenden Rhythmus. Vor allem der Schlagzeuger machte seine Sache gut. Er musste Anfisas Bruder sein. Zumindest sah er ihr ähnlich, mit seinen schwarzen Haaren und dem schmalen Gesicht.
    Plötzlich berührte jemand Ines am Arm. Als sie sich umdrehte, stand Karol vor ihr, in der Hand eine Colaflasche.
    Â»Hi! Super, dass ihr hier seid. Und, wie gefällt dir der Klub?«
    Â»Ã„h … ganz gut«, stotterte Ines perplex. »Hat was.«
    Â»Ich bin in letzter Zeit oft hier«, sagte Karol. »Super Leute und immer was los.« Er nahm einen Schluck Cola. »Ehrlich gesagt, ich hätte nicht gedacht, dass ihr kommt. Nachdem ihr in der Eisdiele so kühl zu mir wart.«
    Â»Na ja, war halt eine Eisdiele«, erwiderte Ines schlagfertig. »Und kühl war doch nur Sonne.«
    Â»Sprecht ihr von mir?« Sonja drehte sich zu ihnen um. »Wir haben dich schon vermisst, Karol.«
    Karol grinste – ein wenig zu selbstverliebt, fand Ines. Dann betrachtete er Sonja nachdenklich.
    Â»He, was hast du mit deinen Haaren gemacht?«
    Sonja lachte und präsentierte ihre Frisur von allen Seiten. »Nur hochgesteckt. Gefällt es dir nicht?«
    Â»Doch! Sieht klasse aus. Macht dich älter.« Karol streckte die Hand aus und berührte für eine Sekunde, die Ines ewig vorkam, Sonjas Haarspitzen. »Solltest du auch in der Schule tragen. Steht dir, wirklich!«
    Sonja freute sich über sein Kompliment. Sie beugte sich vor und flüsterte Karol etwas ins Ohr. Er lachte. Ines stand daneben wie bestellt und nicht abgeholt. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Dabei hatte ihr Gespräch mit Karol so gut angefangen.
    Karol machte Sonja noch ein Kompliment, und sie nahm einen Schluck aus seiner Colaflasche.
    Jetzt hatte Ines genug.
    Â»Ich muss kurz zur Toilette« log sie und trat den Rückzug an. Sie musste sich beherrschen, um nicht in Tränen auszubrechen. Sonja konnte so ein Miststück sein! Dabei hatte sie versprochen, ihre Finger von Karol zu lassen. Sie hatte es Ines versprochen!
    Was soll ich machen, dachte Ines, sie sieht heute traumhaft aus. Und ich verhalte mich wie eine Idiotin. Wenn das Liebe sein soll, kann ich echt drauf verzichten.
    Im Kellerflur hielt sie benommen inne. Was sollte sie nur tun? Wirklich auf Toilette gehen und sich ausheulen? Ein Getränk kaufen, um sich wenigstens an einer Flasche festhalten zu können? Oder nach Hause gehen und Sonja das Feld überlassen?
    Nein, wies sie sich in Gedanken zurecht. Reiß dich zusammen, Ines. Du siehst nicht schlechter aus als Sonne, begreif das endlich.
    Ihr Blick wanderte über die bekritzelten Wände des Flurs.
    Diesmal spürte sie die Anwesenheit des Refugiums, ehe sie die Tür sah. Der Messingglanz des Widderhorngriffs zog ihre Augen magisch an, und die Maserung des dunklen Holzes wirkte im Halbdunkel des Flurs wie eine uralte Schrift.
    Die Tür war zurückgekehrt! Nein, sie hatte Ines begleitet. Und in diesem Augenblick war sie so froh darüber, dass sie am liebsten laut gejubelt hätte.
    Zwei, drei Schritte, dann war Ines bei ihr. Sie legte die Hand auf die Klinke und trat ohne zu zögern ein.

14.
    Innen war es stockfinster. Der Vorhang am Fenster war zugezogen. Unter Ines’ Schuhen knarrten die Dielen, und sie hörte das leise Atmen der Uhr auf der Kommode, die nun begann, die Zeit im Refugium zu messen.
    Ihre Hände tasteten nach dem Drehschalter an der Wand. An der Decke flackerten die Glühbirnen im Lampenschirm auf.
    Ines blinzelte.
    Auf den ersten Blick schien alles unverändert: der Vorhang am Fenster, der schwarze Sessel, dessen Fell sich glättete, das aufgeschlagene Buch, dessen tanzende Bilder Ines einluden, sie zu betrachten.
    Aber eine Sache war neu. Vor dem Sessel stand auf ein ovaler Spiegel. Der Rahmen war verschnörkelt

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