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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sind Karol und Anfisa nur Freunde.«
    Â»Ist doch alles blödes Gerede.« Ines wollte das Thema am liebsten vom Tisch haben. Noch immer spähte sie zu Karol hinüber – als ihre Blicke sich plötzlich kreuzten.
    Er lächelte.
    Eigentlich wollte sie sofort wegschauen, aber es gelang ihr nicht. Karol erwiderte ihren Blick. Dann wechselte er ein paar Worte mit seinen Freunden, stand auf und kam zu Ines und Sonja herüber.
    Ines spürte ein Kribbeln am ganzen Körper. Sie rutschte auf der Bank herum, als säße sie auf glühenden Nägeln, und ärgerte sich zugleich über ihr Gehampel.
    Schon setzte sich Karol an ihren Tisch.
    Â»Hallo, ihr zwei. Feiert ihr eure Mathenoten?«
    Â»Wen interessiert Mathe?«, antwortete Sonja wie aus der Pistole geschossen. »Mensch, wir haben Freizeit. Schule ist morgen wieder, du Streber.«
    Karol grinste. »Richtig. Deswegen gehen wir nachher zum Jugendklub. Da probt die Band von Anfisas Bruder. Wird bestimmt lustig. Und was macht ihr?«
    Â»Nach was sieht’s denn aus? Wir essen Eis und genießen den Tag.« Sonja lächelte Karol zuckersüß an.
    Ines kochte. Das war mal wieder typisch – Karol hatte
sie
angesehen und war
ihretwegen
herübergekommen. Und nun nahm Sonne ihn in Beschlag!
    Â»Halt doch mal deine Klappe«, wies sie ihre Freundin zurecht. »Was ist das für eine Band?«
    Â»Ich glaube, was Elekronisches.« Karol sah Ines nur flüchtig an und wandte sich wieder an Sonja. »Ihr könnt gerne mitkommen.«
    Â»Weder Zeit noch Lust«, erwiderte diese kühl. »Außerdem wollen wir den Nachmittag allein verbringen. Ohne Kerle.«
    Karol verzog spöttisch die Mundwinkel. »Aha. Na, wie ihr meint. Ihr könnt es euch ja noch überlegen.«
    Schon stand er auf und ging.
    Kaum war er außer Hörweite, fuhr Ines zu ihrer Freundin herum.
    Â»Spinnst du? Warum hast du Nein gesagt? Du hättest mich wenigstens fragen können!«
    Â»Du darfst nie sofort zusagen, wenn ein Junge dich einlädt«, erwiderte Sonja mit ernster Miene. »Außerdem habe ich keine Lust, mit anzusehen, wie du Karol anschmachtest. Das hat der doch längst bemerkt. Der will mit uns angeben. Vielleicht um diese Anfisa zu beeindrucken.«
    Â»Ich dachte, sie hätten nichts miteinander!«
    Sonja zuckte mit den Schultern. »Kann man nie genau wissen. Ach, weißt du was? Ich hätte noch einen vierten Wunsch für deine komische Fee: dass du endlich aufhörst, Karol aus der Ferne anzuhimmeln. Triff dich einfach mit ihm. Ist ja nicht auszuhalten diese Heimlichtuerei.« Sie deutete auf Karol, der wieder bei seinen Freunden saß. »Soll ich ihn mal nach seiner Handynummer fragen?«
    Â»Wenn du das tust, sind wir die längste Zeit Freundinnen gewesen«, fauchte Ines
    Aber sie wusste, dass Sonja recht hatte. Ewig konnte das so nicht weitergehen.
    Sie musste den Mut finden, Karol anzusprechen.
    Ob sie sich auch Mut vom Refugium wünschen konnte?

12.
    Â»Hör auf, mich anzustarren!«
    Ines warf einen finsteren Blick auf die Tür. Seit einer halben Stunde hockte sie im Schneidersitz auf der Couch und versuchte einen Artikel über Miranda Kersh zu lesen. Sie war ein großer Fan der Sängerin, doch obwohl sie sich auf die Zeitschrift konzentrierte, schweifte ihr Blick immer wieder zur Wand.
    Die Tür schaute Ines an. Wieder einmal. Ihr Blick hatte etwas Lauerndes. Ines glaubte aus den Augenwinkeln zu erkennen, wie sich die Maserung des Holzes kräuselte und der Widderhorngriff verformte, als wäre er aus schmelzendem Gold. Auch glaubte sie zu sehen, wie die Tür ein Stück aus der Tapete hervortrat und vor ihr schwebte … doch immer, wenn Ines aufblickte, war alles unverändert. Stumm starrte die Tür sie auf ihre unheimliche, augenlose Art an.
    Â»Ich will heute nicht«, sagte Ines. »Keine Zeit für albernen Wunschkram. Lass mich in Ruhe.«
    Seit zwei Tagen hatte sie das Refugium nicht betreten. Sie hatte keine Lust, wollte das Architekturbuch nicht lesen, wollte überhaupt gar nichts machen … nicht einmal ihre Hausaufgaben, und das tat sie sonst immer.
    Sie saß eigentlich nur den ganzen Tag in ihrem Zimmer und dachte an Karol.
    Der Nachmittag in der Eisdiele ging ihr nicht aus dem Kopf. Karols Lächeln, seine Einladung zur Bandprobe, Anfisa mit ihrem Flatterrock, vor allem aber der Moment, als Karol Ines angesehen hatte und zu

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