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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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bekommen habe, kannst du dir denken …«
    Â»Mist«, sagte Sonja mitfühlend. »Und Julian? Hat er die Sache verdaut?«
    Â»Ich glaube schon. Am Montag hat er ein bisschen geweint und konnte nicht einschlafen. Aber inzwischen lacht er wieder. Ich glaube, er hat gar nicht richtig begriffen, was passiert ist.«
    Ines war froh, dass ihr Bruder so ein sonniges Gemüt hatte. Natürlich machte sie sich Sorgen um ihn, und sie war überzeugt davon, dass er ihr irgendwann Fragen nach dem Abend stellen würde. Aber erst einmal war die Sache ausgestanden.
    Bis auf den Hausarrest …
    Â»Na ja, mir steht mein Ärger noch bevor«, tröstete Sonja sie. »Wenn mein Papa merkt, dass seine teuren Raketen fehlen, kriege ich wahrscheinlich ein
Jahr
Hausarrest.«
    Â»Beichte es ihm lieber vor der Gartenparty …«
    Sie verließen das Klassenzimmer. In den Gängen herrschte ohrenbetäubender Lärm. Aus allen Räumen strömten Horden von Schülern und steuerten der Freiheit entgegen. Am Haupteingang gab es einen richtigen Stau. Vor allem die Sechstklässler drängelten, als ginge es um ihr Leben.
    Ines und Sonja verdrehten die Augen und stellten sich hinten am Pulk an.
    Â»He, Ines, warte mal«, hörten sie hinter sich jemanden sagen.
    Als sie sich umdrehten, stand Karol vor ihnen.
    Ines war erstaunt, dass er sie ansprach. In den letzten drei Tagen hatten sie sich zwar in der Schule gesehen, aber kein Wort gewechselt. Sie hatte nur gemerkt, wie verstört er gewesen war, und er hatte ihr fast ein wenig leidgetan – auch wenn sie nicht vergessen hatte, was im Schulflur und im Refugium geschehen war.
    Â»Kann ich … kurz mit dir sprechen?«
    Ines nickte. Sonja wandte sich diskret ab.
    Â»Ich … wollte dich eigentlich anrufen«, begann Karol. »Aber nach diesem Abend … ich war so durcheinander.«
    Â»Da bist du nicht der Einzige.«
    Ines wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Es fühlte sich seltsam an, Karol gegenüberzustehen. Das Schulfest, der Kuss, die Begegnungen im Refugium – das alles war erst ein paar Tage her und doch schien es in weite Ferne gerückt.
    Â»Ich … habe es nicht freiwillig getan«, sagte er heiser. »Diesen Mann in das Zimmer geführt, meine ich. Und als ich mitbekommen habe, dass er deinen Bruder entführt hat … Mann, ich hatte solche Angst.«
    Â»Es ist ja nichts passiert.« Ines sah sich vorsichtig um, ob auch niemand zuhörte. »Der alte Herr kommt nicht wieder, dafür hab ich gesorgt.«
    Â»Bist du sicher?« Karol sah sie beinahe flehend an.
    Â»Ganz sicher. Aber das heißt wohl auch, dass er sein Versprechen nicht erfüllen wird. Die Sache mit deinem Vater.«
    Â»Das … das ist mir klar.« Er senkte den Blick. »Ich weiß, was du von mir denkst, Ines … dass ich dich verkauft habe. Aber so war es nicht. Ich wusste echt nicht, was da läuft. Es war alles wie ein Traum! Und als dieser Mann sagte, dass ich ihm helfen müsste und er im Gegenzug meinen Vater finden würde, da habe ich Ja gesagt … Es war, als würde er meine Gedanken lesen, sie besser kennen als ich selbst. Ich konnte ihm nicht widersprechen.«
    Â»Du musst mir das nicht erklären, Karol.« Ines ergriff seine Hand und drückte sie, um zu zeigen, dass sie es ernst meinte. »Vergiss die ganze Sache! Es war wirklich wie ein Traum, ein böser Traum. Aber er ist vorbei. Lass uns nie mehr darüber reden.«
    Erleichtert sah er sie an.
    Â»Und … was wird mit uns? Sollen wir uns nach dem ganzen Mist … noch mal treffen?«
    Seine blauen Augen waren hell und schön. Aber für Ines hatten sie ihren Zauber verloren.
    Â»Das lassen wir lieber.« Sie ließ seine Hand los. »Verbring schöne Sommerferien, hörst du? Wenn wir uns wiedersehen, lachen wir über die ganze Angelegenheit.«
    Er zuckte mit den Schultern. Dann grinste er auf seine typische Karol-Art – ein bisschen verwegen und frech und schon wieder etwas selbstbewusster.
    Â»Na gut. Dir auch schöne Sommerferien, Ines.«
    Er mischte sich in das Getümmel der anderen Schüler.

59.
    Ines lag auf ihrer Couch, als jemand an der Wohnungstür klingelte. Die Tür zum Wohnzimmer stand offen, deshalb konnte sie genau hören, wie ihre Mutter in den Flur ging und aufmachte.
    Â»Hallo, Carmen«, erklang die Stimme von Herrn zu Hausen. »Nur eine kurze Frage –

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